Das Mietshaus mit der Konskriptionsnummer 637 an der Ecke der Straßen Čelakovského und K. H. Máchy sowie die angrenzenden Wohnhäuser Čelakovského Nr. 638 und 639 waren wahrscheinlich die größten Projekte von Jindřich Freiwald und Jaroslav Böhm in Hradec Králové. Der Entwurf wurde in dem Katalog Naše stavby (Unsere Gebäude) veröffentlicht. In dem dreieckigen Giebel mit Blick auf die Straße K. H. Máchy befindet sich ein dreifaches Fenster mit dekorativer Laibung, die an die kubistische Morphologie erinnern, die in dem von Freiwald und Böhm entworfenen Miethaus in der Mostecká-Straße auf der Prager Kleinseite zu finden ist. Die Fassaden zur Čelakovského-Straße sind an jeder Seite mit einem dreiseitigen Erker versehen, und dekorative Rundschilder mit Reliefskulpturen (Putten mit verschiedenen Attributen) befinden sich in den Streifenfenstern. Die Ecke bildet einen konvexen Bogen, der mit auffälligen kannelierten Lisenen verziert ist. Freiwald bediente sich des Maximums seines Stilrepertoires – vom modernen Klassizismus über kubistische Dekorationen (die nichts mit der kubistischen Theorie der tektonischen Kristallisation zu tun haben, sondern nur Sempersche Verzierungen sind), bis zu Kotěras rationalistischen Elementen. Für die Wohnungen der Handelsgenossenschaft entwarf Freiwald ein großstädtisches architektonisches Bauwerk, das als Hintergrund für einen repräsentativen Boulevard diente.
Im Erdgeschoss entwarfen die Architekten Geschäfte mit Lagerhäusern (ursprünglich waren es dreizehn, aber die Anzahl änderte sich, denn einige der Geschäfte wurden verbunden und Werkstätten wurden hinzugefügt, um den Bedürfnissen der Mieter gerecht zu werden). Die Wohnungen im ersten und zweiten Stock des Gebäudes mit der Nr. 637 hatten zwei oder drei Zimmer. Während in anderen Wohnhäusern in Hradec Králové auch in Einzimmerwohnungen Dienstmädchenzimmer vorhanden waren, war das in diesem Gebäude am Stadtrand anders: Zweizimmerwohnungen hatten kein Angestelltenzimmer, Dreizimmerwohnungen hingegen schon. In den Wohnungen im ungewöhnlichen Eckbereich des Gebäudes Nr. 637 war das Dienstmädchenzimmer mit der Wohnung verbunden, doch hatte es ausnahmsweise einen separaten Eingang, der vom Gang aus erreichbar war. In den Häusern Nr. 638 und 639 gab es Zweizimmerwohnungen mit Küche, jedoch ohne Angestelltenzimmer. Alle Wohnungen verfügten über ein separates WC, eine Speisekammer und ein Badezimmer.
LZL
Die Mietshäuser der Handelsgenossenschaft befinden sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
-
Jindřich Freiwald; Jaroslav Böhm, Naše stavby, Praha 1924, s. 105
-
Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017, s. 121