Die Villa an der Ecke der inneren Ringstraße und des Wohnviertels am Kai Orlické nábřeží ließ der Unternehmer Vilém Waldek für seine Tochter Emilie zu ihrer Hochzeit mit Otakar Kmoch errichten, die am 10. September 1929 stattfand.
Das Haus mit der repräsentativen Wohnung für Emilie Waldeková-Kmochová und ihre Familie sowie mit weiteren Wohnungen wurde von Jan Kotěras Schüler František Janda entworfen. Die Pläne wurden am 19. September 1932 genehmigt und die Villa wurde in den Jahren 1932–1933 gebaut. Der Architekt musste sich mit einem unregelmäßigen Grundstück und einer Ecke zum historischen Kern der Stadt auseinandersetzen. Er entwarf das Haus als symmetrisches Gebäude, geteilt durch horizontale Streifen und mit abgerundeten Ecken, an welche Terrassen anschließen. Die horizontalen Streifen aus glattem Material und die Übertragung vieler Wohn- und Freizeitfunktionen auf die Terrassen zeigen ein innovatives Denken, das der architektonischen Avantgarde und den von Le Corbusier vertretenen Wohnidealen ähnelt.
Das Objekt sollte mehrere Wohnungen enthalten, während das gesamte Erdgeschoss von der Wohnung der Besitzerin und ihrer Familie bewohnt werden sollte. Obwohl das Konzept der Fassade den Prinzipien des Funktionalismus nur ansatzweise entsprach, war die Raumaufteilung der Wohnung den Idealen des avantgardistischen Wohnens relativ nahe. Die Wohnung hatte zwei Eingänge – einen Eingang für das Dienstpersonal, der an der Speisekammer mit angrenzendem Dienstmädchenzimmer vorbei und bis zur Küche führte, und einen repräsentativen Eingang, der durch den Vorraum und dann zu den Gemeinschaftsräumen der Wohnung führte. An den Vorraum anschließend befand sich ein offener Raum mit großen Bandfenstern, der Speisesaal, das Wohnzimmer und ein im Entwurf als Schlafzimmer bezeichneter Raum, der letztendlich jedoch auch für soziale Zwecke genutzt wurde. Dieses Zimmer hatte eine große Schiebetür, die zum Speisesaal und zum Wohnzimmer führte.
Hinter diesem Raum befanden sich zwei „Kojen“ mit Einzelbetten, die nur durch Vorhänge vom großen Gemeinschaftsraum getrennt waren. Diese beiden kleinen Nischen, in denen nur ein Bett, ein Nachttisch und ein Toilettetischchen Platz hatten und die wegen ihrer Miniaturgröße und der kleinen, runden Fenster den Kabinen eines Überseedampfers ähnelten, waren die einzigen privaten Räume in der Wohnung. Obwohl die Kmochs einen kleinen Sohn hatten, verfügte die Wohnung über kein Kinderzimmer. Das Haus hatte hauptsächlich repräsentative und soziale Funktion, und während die Gastgeberin in dem großzügig angelegten Gemeinschaftsraum das Zentrum der Aufmerksamkeit bildete, wurde ihre Privatsphäre auf fast unmenschliche Weise unterdrückt. Der Entwurf erinnert an das Prinzip, das von der Architekturtheoretikerin Beatriz Colomina beschrieben wurde und das in dem von Adolf Loos und Kurt Unger für die Tänzerin Josephine Baker entworfenen Haus zu finden ist.
Lange befand sich das Haus nicht im Eigentum von Emilie Waldeková-Kmochová. Schon in den 1930er Jahren musste sie die Villa verkaufen, weil ihre Eltern die Hypothek nicht mehr bezahlen konnten. Nach 1948 wurde das Haus vom Staat übernommen und man teilte die große Wohnung in zwei Wohneinheiten auf. So finden wir sie auch noch heute vor.
LZL
Die Villa von Emilie Waldeková-Kmochová befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
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Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017, s. 177–179