Das Projekt des sog. Ersten Palais der ehemaligen Tschechischen Wechselseitigen Versicherung stammt aus dem Jahr 1925, das finale Projekt ist mit 18. April 1931 datiert. Realisiert wurde das Gebäude von Robert Schmidt und Václav Nekvasil, mit denen Jindřich Freiwald vermutlich schon zuvor zusammengearbeitet hatte. Freiwald und Böhm entwarfen ein monumentales, puristisches Gebäude, und das Mehrzweckobjekt, das sowohl zu administrativen als auch zu Wohnzwecken genutzt wurde, ist Teil einer Gruppe ähnlicher Bauwerke, die die beiden Architekten in den 30er Jahren entwarfen: die Sparkassen in Sobotka (1935), Hronov (1936–1937) und Bystřice nad Pernštejnem (1931). Die Architekten nützten die großzügige Parzelle an der Ecke, um eine massive, konvex geformte Fassade zu errichten, die durch hohe Pilaster gegliedert wird. Oberhalb des Erdgeschosses befinden sich sechs Statuen von Stanislav Suk – Allegorien des Versicherungswesens, der Industrie, Wissenschaft, Kunst, Medizin und der Landwirtschaft. Im Geist der Schule Jan Kotěras, die Freiwald sich schon vor Beginn des Ersten Weltkriegs in Berührung kam, werden flache, die Fassade gliedernde Lisenenrahmen mit vertikalen Feldern aus Sichtmauerwerk kombiniert. Ein Stockwerk mit zurückgesetzter Loggia und einem Attika-Gesims aus Ziegelsteinen, an dem mittig eine stufenförmige „Pavese“ und ein Masten angebracht ist. Dieses Motiv betont die mittige Eingangsachse und verleiht der gesamten Komposition monumentalen Charakter. Die beeindruckende Erscheinung des Gebäudes ist mit seiner Bedeutung verbunden – es war der Sitz eines sehr einflussreichen Versicherungsunternehmens, das seine Wurzeln in Hradec Králové hatte. Es sollte zu einem durch das lokale Klientel bewunderten, „unvergänglichen Denkmal im Herzen der Region“ werden.
Im Erdgeschoss befanden sich zehn Geschäfte mit Lager (zehn kleinere und zwei größere) und zwei Garçonnièren für die Hausverwalter, denn das Haus hatte neben dem Eingang mit dem Treppenhaus in der Mitte auch noch zwei Einfahrten an den Seiten, wo zwei weitere Treppenhäuser wegführten. Vom ersten bis zum dritten Stock befanden sich jeweils drei Zwei-Zimmer-Wohnungen, sowie zwei Drei-Zimmer-Wohnungen und zwei Vier-Zimmer-Wohnungen. Jede Wohnung war mit einer Küche, einem Badezimmer, einer Vorratskammer und einer separaten Toilette ausgestattet, und mit Ausnahme einer Zwei-Zimmer-Wohnung, die sich in der Mittelachse befindet, verfügten die Wohnungen auch über ein Dienstmädchenzimmer. Im Dachgeschoss befanden sich zwei Ein-Zimmer-Wohnungen mit Küche und Dienstmädchenzimmer, eine Zwei-Zimmer-Wohnung und zwei Wohnungen mit drei kleineren Zimmern, außerdem auch zwei Wäscherein und zwei Trockenräume, die von den seitlichen Treppen aus zugänglich waren.
Das Projekt des Wohn- und Kaufhauses wurde von der örtlichen Versicherung betrieben, im Laufe des Jahres 1932 nach Entwürfen eines älteren Projekts aus dem Jahr 1925 errichtet, und gemeinsam mit der Sparkasse in Červený Kostelec (1924) stellt es einen Wendepunkt im Schaffen des Architekturbüros von Jindřich Freiwald und Jaroslav Böhm dar: einfacher, rationaler Stil und Konzentration auf gesellschaftlich bedeutende Gebäude: Banken und Theater.
LZL
Das Palais der Ersten Tschechischen Wechselseitigen Versicherung befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
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Skalický Alexandr st.; Vakulová Marie, Realizace architekta Jindřicha Freiwalda v rodném kraji, in: Kol. aut., Sborník Národního památkového ústavu, územního odborného pracoviště v Pardubicích za rok 2008, Pardubice 2008, s. 186–221
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Martina Vítková, Idea pojišťovnictví: Šest soch Stanislava Suka na fasádě domu v Divišově ulici v Hradci Králové, in: Eva Macková (ed.), Monumenta vivent. Sborník územního odborného pracoviště Národního památkového ústavu v Josefově, Josefov 2012, s. 101–110
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Jakub Potůček; Vendula Potůčková, Slavné stavby Jindřicha Freiwalda, Praha 2015, s. 52–55