Bereits die Ausschreibung in Hradec Králové im Jahr 1925, im Zuge dessen man sich vor allem aus stadtplanerischer Perspektive mit der Form des Platzes Ulrichovo náměstí und der Regulierung des Elbtals befasste, verweist auf das Bestreben, ein Bauprogramm für den Talkessel der Elbe zu konzipieren. Teil des Auftrags war die Errichtung eines Theaters, einer katholischen Kirche und eines Gebetshauses für die neue Tschechoslowakische Kirche, die nach 1918 durch Abspaltung von der römisch-katholischen Kirche unter der Leitung von Karel Farský entstanden war. Bis 1925 war es nicht klar, wie das neue Gebetshaus der reformierten Kirche, die ihrerseits die nationale tschecho-slowakische Idee unterstützte, aussehen sollte. Im Jahr 1925 wurde ein Wettbewerb für unterschiedlich große Pfarrgemeinden ausgeschrieben, bei dem sich zeigte, dass der neue, puristische Stil als Ideal fungieren sollte. An dem Wettbewerb beteiligten sich führende junge und progressive Architekten (Adolf Benš, Ludvík Hilgert, Karel Honzík), jedoch wurde keiner der eingereichten Entwürfe realisiert. Auch die Kremationsbewegung erfuhr zu jener Zeit einen Aufstieg; die Feuerbestattung wurde in der damaligen Tschechoslowakei erst im Jahr 1919 durch das sog. Lex Kvapil gesetzlich verankert.
In Hradec Králové war Josef Gočár der Erste, der avantgardistische architektonische Formen mit progressiven Bemühungen, die moderne Kirche zu reformieren und dabei auch den Anforderungen einer neuen Form der Bestattung entgegenzukommen, kombinierte – und zwar auch erst im Jahr 1926. Als Mitglied der Tschechoslowakischen Kirche verstand er ihre Ambitionen sehr gut. Während der evangelische Architekt Oldřich Liska in seinem Wettbewerbsprojekt für den Ulrichovo náměstí und die Regulierung des Talkessels der Elbe vorschlug, das Gebäude für die Tschechoslowakische Kirche in die Blockverbauung einzugliedern, entwarf Gočár ein selbständiges Bauwerk an einer Parzelle mit speziellem Grundriss mit der Form eines spitzwinkeligen, gleichschenkeligen Dreiecks. In einen Winkel platzierte er die Kirche mit selbständigem Glockenturm, an der Basis befinden sich zwei würfelförmige Objekte – für die Leitung der Diözese und die Pfarre. In der Mitte des Komplexes entwarf er ein Atrium, das als Park angelegt war und um das sich ein überdachter Rundgang mit Kolumbarium erstreckt.
Der Bau hätte besucht werden sollen „von Hinterbliebenen, […] aber auch fremden Besuchern der Stadt, die sich für moderne Bauformen oder der Errichtung von Kolumbarien etc. interessieren. Für dieses Jahr sind einige Exkursionen internationaler Kongresse vorgesehen.“ Gočárs Projekt wurde so zu einem Musterbeispiel für weitere Gebäude der Tschechoslowakischen Kirche.
Der Teil mit der Kirche war ursprünglich nicht derart puristisch und ohne Dekoration geplant, wie er schließlich realisiert wurde. Gočár schuf das Bauwerk im Stil des nautischen, weißen Funktionalismus. Sein ursprüngliches Vorhaben aus dem Jahr 1925 bestand auf „Prinzipien der Abwechslung vertikaler und horizontaler Massenvolumen“, wie der Kunsthistoriker Jakub Potůček das Projekt das Projekt anhand des erhaltenen Axonometrie-Plans beschreibt. Auch das finale Projekt vom März 1926 war nicht wirklich im Geiste des Funktionalismus gehalten. Die massiven Fensterzargen hätten farbig ausfallen sollen, für die runden Fenster waren Glasmalereien in Form eines Patriarchenkreuzes vorgesehen, auf dem Turm hätte ein großes, stilisiertes Symbol eines Kelches sein sollen und die bandförmigen Öffnungen des Turms hätten mit einer Textur aus senkrecht und waagrecht angeordneten Ziegeln ausgefüllt werden sollen. Diese Pläne wurden am 4. Juni 1926 genehmigt. An der Vereinfachung des Projekts beteiligte sich Gočárs damaliger Angestellter Josef Havlíček, der das Projekt dadurch den avantgardistischen Formen näherbrachte. Das Gebetshaus wird von einer Konstruktion aus Stahlbeton gestützt, mit in die Erde eingesetzten Pfählen; der Turm besteht aus einem Stahlbetonrahmen, der über eine Höhe von 26,35 m und einen 7,4 × 3,7 m großen Grundriss verfügt. Am 8. August 1926 wurde der Grundstein gelegt und am 30. April 1929 erfolgte die Bauabnahme.
Die Tschechoslowakische Kirche erfolgte sich bei den Vertretern der Stadt großer Beliebtheit; im Kolumbarium der Gemeinde wurden der Bürgermeister František Ulrich, obwohl er ein getaufter Katholik war, und auch sein Nachfolger Josef Pilnáček bestattet.
LZL
Die Priester-Ambrož-Gemeinde ist unter der Nummer ÚSKP 17449/6-544 als denkmalgeschützte Immobilie eingetragen und befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
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Stanislav Kordule, Sbor čsl. církve v Hradci Král., Královéhradecko, 1929, roč. VII., č. 2, s. 1–2
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Marie Benešová; František Toman; Jakl Jan, Salón republiky: Moderní architektura Hradce Králové, Hradec Králové 2000
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Jakub Potůček, Hradec Králové: Architektura a urbanismus 1895–2009, Hradec Králové 2009
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Daniela Karasová; Jiří Kotalík; Zdeněk Lukeš; Pavel Panoch, Josef Gočár, Praha 2010, s. 156–157
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Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017, s. 97–99