Im Jahr 1932 kaufte František Steinfeld, Jurist und bedeutender Vertreter des örtlichen Sokol-Turnerbunds, die letzte noch nicht verbaute Bauparzelle zwischen einem Block von Zinshäusern hinter dem von Kotěra entworfenen Museumsgebäude. Im vierstöckigen Haus mit Hochparterre waren die Büros von Steinfelds Rechtsanwaltskanzlei geplant, eine großzügig angelegte Wohnung für ihn selbst und weitere Wohnungen, die vor allem für Steinfelds Angestellte und deren Familien vorgesehen waren. Als Architekten wurde der achtundzwanzigjährige František Bartoš ausgewählt, Absolvent der Schule des bekannten tschechischen Architekten der Moderne Josef Gočár.
František Bartoš war mit den aktuellsten Entwicklungen von Architektur und Konstruktion vertraut und entwarf ein Haus, dessen Konstruktion auf einem Skelett aus Stahlbeton beruht. Im Gegensatz zu anderen Häuser und entgegen dem bis damals gültigen Regulativ verfügt das Haus gemäß der avantgardistischen Lehre über ein flaches Dach. Außen gliedern horizontale dreiteilige Fenster das Gebäude, die Wohnung im ersten Stock wird durch Bandfenster hinter einem Balkon ausgeleuchtet. Das Erdgeschoss ist zur Straßenlinie hin leicht nach hinten versetzt, und auch das ganz obere Stockwerk ist zurückgesetzt. Nach den ersten architektonischen Entwürfen hätten das Erdgeschoss und der letzte Stock mit Kacheln ausgekleidet werden sollen, doch dazu kam es letztendlich nicht. Der Sockel neben dem Haupteingang in die Einfahrt hätte offensichtlich mit einer Statue besetzt werden sollen, doch auch das geschah nicht. Außerdem war geplant, einen Kordon aus Sträuchern im Erdgeschoss anzubringen.
Prismenförmige Pfeiler fungieren als Trägerelemente, in den Wohnungen hatten sie die Form von Säulen auf einem runden Grundriss. Die Trennwände hatten keine Stützfunktion, wodurch es möglich war, die Räume sehr unterschiedlich und extravagant aufzuteilen. Das nutzte der Architekt dazu, um jedes Stockwerk anders zu konzipieren. In jedem Stockwerk unterschied sich die Anzahl der Stützpfeiler und auch deren Abstand zueinander, was von der Seite des Baumeisters einzigartige Leistung hinsichtlich der Konstruktion erforderte. Im Hochparterre befanden sich die Kanzlei und die Wohnung des Hausmeisters, im ersten Stock befand sich Steinfelds Wohnung, mit einem Balkon, der sich über die gesamte Länge der Fassade zieht; sie war durch eine eigenständige Treppe mit dem Büro im Erdgeschoss verbunden. Im zweiten Stock waren zwei Wohnungen untergebracht, im dritten drei und im vierten wiederum zwei kleinere Wohnungen sowie ein Wasch- und Trockenraum. Als Ausdruck des ästhetischen Funktionalismus befanden sich in den Büroräumlichkeiten im Erdgeschoss und in Steinfelds Wohnung im ersten Stock s-förmige Gänge, gläserne Wände und große Badezimmer.
Das Treppenhaus des Hauses befindet sich in der Mitte und ist in einem halbkreisförmigen, verglasten Risalit untergebracht, der in den Hof reicht. Der nicht sehr große Hof wurde unterteilt in einen zurückgesetzten unteren Hof, der sich auf der Ebene des Souterrain befindet, und einen Garten. Der Hof verfügt auch über drei Garagen, die vom Eingang aus zugänglich sind, und einen Betriebsraum.
Steinfelds Haus ist ein einzigartiges Beispiel für architektonischen Funktionalismus in Hradec Králové und sollte ein Beispiel geben für „wirklich vorbildhaftes Wohnen, das zur Lebensfreude beiträgt“ und „der modernste Typ eines Zinshauses“, wie es in der lokalen Presse hieß.
LZL
Das Zinshaus von František Steinfeld befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
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Nejmodernější typ činžovního domu v Hradci Králové, Osvěta lidu, 1933, roč. 36, č. 9, s. 4
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Radostné bydlení, Osvěta lidu, 1933, roč. 36, č. 9, s. 4
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Jakub Potůček, Hradec Králové: Architektura a urbanismus 1895–2009, Hradec Králové 2009
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Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017, s. 165