Hierbei handelt es sich um ein herausragendes Werk des Architekten Jan Kotěra, das zugleich den Beginn seiner Schaffensperiode in der Stadt Hradec Králové markiert. Das Projekt war Kotěras erster wirklich großer Auftrag, bei dem versuchte, großstädtischen Stil in das Milieu einer Kleinstadt zu bringen. Zustande kam der Auftrag durch die Freundschaft mit dem Bürgermeister von Hradec Králové, František Ulrich, und seinem Sinn für die Auswahl guter Architekten, die ihrer Zeit voraus waren. Ulrich lernte Kotěra schon während seiner Studienzeiten im Jahr 1898 in Wien kennen; die beiden waren bereits im Jahr 1900 sehr gut befreundet.
Erste Entwürfe zu dem Gebäude stammen aus dem Jahr 1901; die Errichtung geschah zwischen 1903 und 1904. Kotěras Aufgabe bestand im Wesentlichen darin, ein Hotelgebäude zu entwerfen (das auch das erste große Café und ein Restaurant in Hradec Králové sowie einen Verbindungsgang zum benachbarten Hotel Grand im Erdgeschoss enthalten sollte). Die repräsentativen Räumlichkeiten für die Kreisvertretung und den Stadtrat waren weniger wichtig. Durch diese untypische Verbindung entwickelte Kotěra eine neue Variante für ein öffentliches Gebäude. Die Konzipierung dieses Gebäudes und seiner Ausstattung waren für den Architekten der erste Auftrag dieser Art. Eine Reihe wichtiger Kooperationen zwischen dem Architekten und Künstlern wie Stanislav Sucharda und Jan Preisler nahmen hier ihren Anfang. Das Grundstück, auf dem der repräsentative Bau errichtet werden sollte, befand sich an der Stelle der ehemaligen Stadtmauern, und wurde nach langen Verhandlungen von der Stadt gekauft.
Die Kreisvertretung hatte immer noch keine Räumlichkeiten; die Sitzungen wurden an unterschiedlichen Orten in der Stadt ausgetragen, z. B. auch im benachbarten Grandhotel. Ab dem Jahr 1900 bemühte sich Bürgermeister Ulrich vergeblich um einen Zubau zum Grandhotel, also um den Bau eines Kreishauses. Etwa im Jahr 1901 begann Ulrich die Verhandlungen über dieses Projekt, und zwar mit Jan Kotěra, der einen Entwurf im frühen floralen Stil vorlegte. Die Kreisvertretung genehmigte den Zubau sowie den Vorschlag Ulrichs, Kotěra mit der Ausarbeitung der Baupläne zu beauftragen, erst am 4. 6. 1903. Kotěra war der Ansicht, die Architektur müsse auf den Formen der Natur basieren und Rücksicht auf die lokalen Anforderungen und Bedingungen nehmen: Kern – Raum, Schale – Zierde. „Zweck, Konstruktion und Ort sind die treibenden Kräfte – die Form ist ihr Resultat.“ Die asymmetrische Fassade beweist, dass der Naturalismus bereits vollkommen in die Struktur des Baukörpers durchgedrungen ist. Kotěra ging es hier aber nicht so sehr um die bauliche oder räumliche Darstellung eines Zwecks, sondern um die Wahrhaftigkeit, die im natürlichen Ursprung der stilisierten Ornamentik zum Ausdruck kommt.
Mit dem Bau wurde Ende August 1903 begonnen, als Termin für die Fertigstellung wurde der Juli 1904 angegeben, der feierliche Einzug in die Räumlichkeiten fand schließlich am 15. 10. 1904 statt. Geleitet wurden die Bauarbeiten von dem Architekten Robert Schmidt, Oberaufseher war Jan Kotěra. Der Stadtrat legte Wert drauf, dass die handwerklichen Arbeiten in erster Linie von Handwerkern aus Hradec Králové durchgeführt werden. Doch auch Prager Firmen beteiligten sich am Bau: František Křižík war für die elektrischen Leitungen zuständig, Franta Anýž befasste sich zum Teil mit den Ziselierungsarbeiten (Beschlag, Gitter und Abdeckungen der Heizkörper).
Unterhalb des gewellten Gesimses an der Fassade befindet sich ein Stuckfries aus Lindenblüten, in dessen Mitte das Wappen der Stadt Hradec Králové und die Datierung LP 1903 angebracht ist. Im ersten Stock finden wir einen leicht hervortretenden Erker. Mit dem Skulpturendekor beauftragte Kotěra den Bildhauer Stanislav Sucharda. Nach Kotěras Entwürfen befasste sich dieser mit der Ausarbeitung der Form der Schornsteine, der Stuckverzierungen und weiterer dekorativer architektonischer Details. Die Motive der Skulpturenverzierungen – die Krone, Lindenblätter, Löwen – sind ein Verweis auf das wachsende Selbstbewusstsein der Stadt sowie ihre Weiterentwicklung unter Berufung auf die eigene Geschichte.
Der Eingangsbereich ins Hotel wird von Pilastern flankiert; im Stockwerk darüber befindet sich eine Loggia. Ein Sockel aus unbearbeitetem Sandstein verläuft entlang der Unterseite des Bauwerks, oberhalb befinden sich schräge Stützen, wobei die seitlichen bis über das Hauptgesims zu den Löwenstatuen reichen. Zu den markanten Dekorelementen der Fassade zählt auch das schmiedeeiserne Gitter der Einfahrt und das Balkongeländer im Hof im zweiten Stock, das ebenfalls aus Schmiedeeisen ist; beide wurden von Kotěra entworfen. Im Exterieur des Gebäudes zeichnet sich Kotěras Vorliebe für Folklorismen ab.
Der Grundriss des Hauses und die Fassadengliederung bilden eine Einheit. Eine heraustretende Nische in der hinteren Fassade sowie der schmale Risalit bringen Dynamik in den einfachen, fast quadratischen Grundriss. Die straßenseitige Fassade teilte der Architekt in zwei Teile – gemäß dem Zwecke, dem sie dienen. Der erste, größere Teil ist symmetrisch zur Achse, in ihm befinden sich die Repräsentations- und Büroräumlichkeiten; der zweite Teil ist schmal und dient als Eingang bzw. Einfahrt. Der Eingang für die Mitglieder der Kreisvertretung war somit vom Eingang ins Café abgetrennt. Auf Basis ausgewogener Kontraste entsteht ein Spannungsverhältnis zwischen den symmetrischen und asymmetrischen Teilen des Hauses. Im Erdgeschoss legte Kotěra ein Café mit T-förmigem Grundriss an, durch drei hohe Fenster zur Straßenseite hin geöffnet. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich eine lange Apsis mit einem Podium; durch sie vergrößert sich der Raum des Cafés. Das Restaurant verfügte über eine moderne Zentralheizung. Im ersten Stock befanden sich der Sitzungssaal der Kreisvertretung, der Sitzungssaal des Ausschusses und des Sekretärs, ein Büro für den Bürgermeister, eine Kassa und andere Räumlichkeiten. Im zweiten Stock legte der Architekt insgesamt zwölf Gästezimmer an.
Die Innenausstattung des Cafés, des Restaurants sowie des ersten und zweiten Stockes entwarf Kotěra zur Gänze im Einklang mit dem Gebäude. Während Kotěras Abwesenheit arbeitete auch Otakar Novotný an einigen Details, insbesondere an jenen, die sich nicht im Erdgeschoss befanden, denn diese waren Kotěra sehr wichtig. Er entwarf die ersten modernen öffentlichen Räumlichkeiten in Hradec Králové und errichtete ein Hotel, das nicht einmal in Prag seinesgleichen hatte. Man muss diesen Verdienst František Ulrich und seinem Sinn für die Ganzheit eines Werks, für moderne Architektur und künstlerische Gestaltung zuschreiben, denn er war es, der das Projekt beim Kreisausschuss durchsetzte. Von der ursprünglichen Ausstattung des Hauses ist bis auf Teile des Mobiliars aus dem Restaurant und den Büros das meiste erhalten: zwei Glasmalereien mit Papageien (aus dem Jahr 1922), fünf mit Störchen bzw. Reihern (1904 von Jan Kotěra entworfen), ein Bild von Jan Preisler (vor Ort befindet sich eine Kopie, das Original ist in der Galerie der modernen Künste (Galerie moderního umění) in Hradec Králové, die Holzvertäfelung und die Tür, die Theke und die Einbauregale, die Kronleuchter des Restaurants, die Lampen, acht Keramikvasen, verdeckte Heizkörper und Wärmeventilatoren sowie das Geländer des Treppenhauses. Die Innenausstattung im ersten Stock ähnelt dem von Kotěra entworfenen Sitzungssaal im Rathaus von Jindřichův Hradec. Im Restaurant wurden auch die dekorativen Decken- und Wandmalereien erhalten. Die meisten Gegenstände befinden sich vor Ort, ein Teil befindet in Sammlungen des Ostböhmischen Museums. Die Entwürfe zum Mobiliar werden im Technischen Nationalmuseum aufbewahrt. Beachtenswert war auch die Malerei in den Repräsentations- und Verwaltungsräumlichkeiten, die der Dekorateur František Fröhlich auf Bitten Ulrichs ausführte. Im Sitzungssaal ist ein Ornament mit dem Wappen der Stadt sowie dem Wappen der Tschechischen Republik zu finden, umsäumt von Streifen und horizontalen Wellenlinien. Die Malereien in der eigenen Wohnung des Architekten, die sich in Prag in der Straße Jeseniova befindet, wurde mit denselben Ornamentschablonen durchgeführt wie die Malereien in diesem Haus.
Das Haus der Kreisvertretung ist für damalige architektonische Verhältnisse überdurchschnittlich, es bildet „tatsächlich den Beginn des Aufstiegs der Baukultur der Stadt und den Anfang einer langen Tradition.“ An der Frontseite befinden sich Zeichen für Kotěras Einflüsse durch den Jugendstil, aber auch Bemühungen um eine spezifisch tschechische Charakteristik. Die Fassade wurde zu einem Abbild des Inneren des Gebäudes: „im Erdgeschoss aufgebrochen und offen, auf das belebte Treiben im Gästesaal und im Hof ausgerichtet, in den oberen Stockwerken geschlossen und stiller.“ Die lokale Presse widmete dem neuen Gebäude große Aufmerksamkeit. Hradec Králové übertraf durch dieses neue Bauwerk sogar Prag, denn es bekam viel früher „ein schönes repräsentatives Gebäude, um welches sich in Prag schon seit zwei Jahren zwei große Lager streiten.“ Fehlende Räumlichkeiten für die Kreisbeamten weckten den Wunsch, „ein würdiges, neues Heim zu bauen, das auch als behagliches und geschmackvolles Zentrum für die Bewohner der Stadt sowie Besucher aus fremden Städten fungiert. (…) Ein Heim, das in ganz Österreich seinesgleichen sucht.“ Die Errichtung wurde erfolgreich fertiggestellt, mit allen Details, „ohne die Ausgaben zu bedauern; und für den Herrn Architekten Kotěra wird das Gebäude ein Meilenstein seiner gelungenen künstlerischen Tätigkeit auf dem böhmischen Lande bleiben.“ Nach der Eröffnung des Kreishauses kam Kotěra nach Hradec Králové, um das Werk seinem Freund, dem Kunstkritiker K. B. Mádl vorzustellen. Dieser schätzt die „Angemessenheit und Einfachheit, beherrscht von Gespür für Architektur und künstlerischem Geschmack, voller bildendem Ausdruck, die ihm freundlichem Charakter verleihen.“ Über das Interieur urteilt der Kritiker: „Innen einheitliche Ausstattung, Wände und Möbel, die farbigen Fenster sind gelungen abgestimmt, bedachtsame Aufteilung der Farben, bescheidene und geschmackvolle ornamentale Verzierungen, Zusammenspiel von Linien und Kolorit – das sind die Vorzüge dieses Hauses, denn sie drücken dessen repräsentativen und praktischen Charakter taktvoll und sicher zugleich aus. Der Kunstkritiker Karel Herain meint über das Kreishaus, dass es sich um ein „tschechisches Hotel von durch und durch europäischem Geiste“ handle.
Nach Entwürfen des Baumeisters Josef Fňouka wurde im Jahr 1921 die Einfahrt in den Hof erweitert; an der Frontseite wurde die Eingangstür ins Restaurant zugemauert und ein Windfang errichtet. Im Jahr 1928 führte man – ebenfalls auf Anregungen Fňoukas – umfangreiche Veränderungen im Interieur durch. Der ganze erste Stock, insbesondere der Sitzungssaal der Kreisvertretung, wurde neu ausgestattet, und zwar mit historisierendem Mobiliar und Ausschmückungen. Im selben Jahr wurde vermutlich auch die mit vielen Skulpturen verzierte Loggia im zweiten Stock verglast. An der Decke im Saal entstand ein Feston, der von einem profilierten Rahmen umgeben ist. Die hofseitigen Fenster bekamen Glasmalereien, die im Stil des Säkularismus gehalten sind (Darstellungen eines Skifahrers, eines Mannes in einem Kahn, der Stadtwappen von Hradec Králové und Pardubice sowie eines Automobils); Glasmalereien wurden auch im Treppenhaus angebracht, sie alle stammen von einem unbekannten Autor und entstanden vermutlich im Jahr 1928. Im selben Jahr wurden wahrscheinlich auch das geschnitzte Treppengeländer und die historisierenden Spiegel angefertigt. Gemäß den Bedürfnissen des hier ansässigen Autosalons wurden die Stützpfeiler in den straßenseitigen Räumlichkeiten abgerissen. Die Schutzmauer wurde teilweise aufgebrochen und es kam zur Errichtung eines bogenförmigen Risalits oberhalb der Mauern des untersten Geschosses. Die Mauern des mittleren Trakts hat man ebenfalls aufgebrochen, wodurch der Autosalon mit den Salons im straßenseitigen Trakt verbunden wurde. Es kam zu Veränderungen der Stützpfeiler, Türen und der hofseitigen Fensteröffnungen. Später folgten umfangreichere Umbauarbeiten im Souterrain und in den hofseitigen Teilen des Erdgeschosses, im Jahr 1956 dann weitere Renovierungen des Souterrains. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts hatten das Gastronomieunternehmen Restaurace a jídelny Hradec Králové im Erdgeschoss sowie der Autoklub im ersten Stock ihren Sitz in diesem Haus.
Das schon sehr verfallene Haus wurde schließlich in den Jahren 2005–2006 renoviert. Restauratoren untersuchten zwischen 2004 und 2007 die Malereien im Interieur, die Stuckverzierungen und die gezimmerten Elemente; man fertigte auch eine Kopie des Gemäldes von Jan Preisler an. Seit dem Jahr 2006 wird das Gebäude erneut als Hotel genutzt, im Erdgeschoss befindet sich ein Café.
ZH
Kulturdenkmal seit 1964, Registernummer 18620/6-557.
- Archiv architektury a stavitelství, Národní technické muzeum v Praze, fond: pozůstalost Jana Kotěry, č. 21, pol. 37 Okresní dům
- Archiv stavebního úřadu Magistrátu města Hradec Králové, čp. 409
- Zdeněk Wirth, Okresní dům v Hradci Králové, Volné směry, 1906, S. 297-299
- Karel Herain, Ulrichův Hradec Králové, Umění, 1930, S. 289-356
- Otakar Novotný, Jan Kotěra a jeho doba, Praha 1958, S. 34, 98
- Rostislav Švácha, Česká moderní architektura, Domov, 1985
- Rostislav Švácha, Poznámky ke Kotěrově muzeu, Umění, 1986, S. 171-179
- Marie Benešová, František Toman, Jan Jakl, Salón republiky: Moderní architektura Hradce Králové, Hradec Králové 2000, S. 33
- Rostislav Švácha, Vrcholné údobí, 1906–1912, Jan Kotěra: Zakladatel moderní české architektury: 1871–1923, Praha 2001, S. 149, 191
- Vladimír Šlapeta (ed.), Jan Kotěra: Zakladatel moderní české architektury: 1871-1923, Praha 2001, S. 106, 116-117, 119, 125
- Jakub Potůček, Hradec Králové: Architektura a urbanismus 1895-2009, Hradec Králové 2009, S. 22–23
- Ladislav Zikmund-Lender, Jan Kotěra v Hradci, Hradec Králové 2016, S. 38–52
- Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni. Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017, S. 49–51
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Nová budova okresního výboru v Hradci Král., Ratibor, 1904, XXI, č. 60, 5. 11. 1904., s. 781.