Im Jahr 1910 bekam Jan Kotěra vom Hotelier Jaroslav Urban die Gelegenheit zur architektonischen Gestaltung bei dessen Vorhaben, das bestehende Grandhotel zu erweitern, seine Dienstleistungen zu verbessern sowie seinen Ruf zu stärken. Jaroslav Urban war gelernter Keller und wurde in Karlsbad (Karlovy Vary) ausgebildet. Später leitete er Das Hotel Radium Palace in Joachimsthal (Jáchymov). 1906 übernahm er die Leitung des Grandhotels als Nachfolger Moráveks, der das Hotel vom Kreisausschuss gemietet hatte. Bald zeigte sich, dass die bestehende Kapazität nicht ausreicht und Urban stellte ein Ansuchen auf Erweiterung des Hotels. František Ulrich, der Bürgermeister und Vorsitzender des Kreisausschusses, machte Urban das Angebot, das Hotel für 450.000 Kronen als Privateigentum zu erwerben. František Ulrich schrieb angeblich an Urban: „Sie würden sich ohnehin bald mit einem neuen Ansuchen auf Erweiterung an mich wenden, und es scheint uns, als wäre diese Stadt zu klein für Sie, deshalb: Kaufen Sie das Hotel und bauen Sie es um, so wie es Ihnen gefällt.“ Trotz der Kosten, die mit dem Kauf verbunden waren, begann Urban bald mit der Erweiterung. Er kaufte das benachbarte zweistöckige Neorenaissance-Haus, das sich heute an der Adresse Třída Československé armády befindet, und ließ es zu einem multifunktionellen Objekt umgestalten.
Kotěras Bestreben nach konstruktiver Gliederung zeigt sich an der Gestaltung der Fassaden, die mit hohen Lisenen und einer leichten, nach hinten versetzen Rahmung der flächigen Felder, die er bei anderen Projekten aus jener Zeit, etwa das Haus der Urbáneks in Prag oder der Bank in Sarajevo, anwandte. In diesen Projekten dominiert der Kontrast von verputzten Lisenen mit den Füllungen aus geometrischem Sichtmauerwerk mit Textur, was er allerdings im Fall des Projekts in Hradec Králové nicht anwenden konnte. Beim Palmengarten musste Kotěra die gesamte Fassade mit Putz versehen, denn er entschied sich, die Fassade im Erdgeschoss an das bereits bestehende Neorenaissance-Gebäudes anzupassen, was ihn bei der Fassadengestaltung einschränkte.
Kotěra teilte die Fassade in fünf Achsen, die sechs Lisenen enden im Erdgeschoss mit Maskaronen, die Jan Štursa entwarf und anfertigte. Für Surchards Grandhotel in Hradec Králové entwarf er Maskarone aus Sandstein, die er ein Jahr später in sehr stilisierter Form auch an der Fassade der Bank in Sarajevo anbrachte.
Für das Grandhotel in Hradec Králové waren zwei Geschäftsräumlichkeiten mit straßenseitigen Fenstern geplant, eine Bar, ein Weinkeller, dreißig neue Zimmer im Erdgeschoss und ein hofseitig ausgerichteter Multifunktionssaal, für den Urban später die Konzession einholte, dort auch ein Kino zu betreiben. Um den großzügigen Saal zu dekorieren, berief sich Kotěra auf eine Reihe dekorativer Elemente des Museums, an denen der Bildhauer Antonín Waigant oder Karel Pavlík zusammengearbeitet hatten. Die künstlerischen Malereien (auch die im Weinkeller) stammen von František Kysela. Jaroslav Horejc entwarf die Gittertore sowie die Plastiken am Springbrunnen an der Stirnseite des Saals. Die Möbel für den Weinkeller sowie den Saal sollten „in altböhmischem Stil“ gehalten werden, womit der Hotelier offensichtlich die Absicht hatte, die lokale Bevölkerung zu erfreuen.
Der Multifunktionssaal mit Kino, der über eine Kapazität von 1.000 Plätzen verfügte, wurde zum Austragungsort diverser Bälle und Feierlichkeiten unterschiedlicher Einrichtungen (beispielsweise fanden hier auch Jubiläumsfeiern der katholischen Diözese oder der jüdischen Gemeinde statt), doch stellte er auch die Hauptattraktion von Urbans Unternehmen dar. Bald wurde der Saal mit Palmen geschmückt, dadurch bekam er auch seien Bezeichnung. Das ungewöhnlich ambitionierte Hotel- und Unterhaltungsprojekt von Jaroslav Urban wurde später in der Presse folgendermaßen bezeichnet: „Durch den Unternehmergeist von Herrn Urban kommt ein Hotel nach Hradec Králové, das bisher in Böhmen noch nicht existierte und von dem es auch nur wenige in Österreich gibt. Das Hotel wird eine wahrhaftige Attraktion darstellen, es wird viele Reisende anziehen und überzeugen.“
In den Jahren 1922–1924 wurde das ehemalige Neorokoko-Objekt an der Ecke des Hotels umgebaut, das auch eine neue Fassade erhielt. Die Fassade des Palmengartens von Jan Kotěra und die Maskrone von Jan Štursa wurden dabei kopiert. In den Jahren 2008–2010 wurde der Palmengarten inklusive Multifunktionssaal renoviert.
LZL
Der Palmengarten ist unter der Nummer 28983/6-556 als Kulturdenkmal eingetragen und befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
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Rozšíření Grandhotelu, Ratibor, 1910, roč. XXVII, č. 37, 10. 9. 1910, s. 6–7.
- Vladimír Šlapeta (ed.), Jan Kotěra: Zakladatel moderní české architektury: 1871-1923, Praha 2001
- Jakub Potůček, Hradec Králové: Architektura a urbanismus 1895-2009, Hradec Králové 2009
- Ladislav Zikmund-Lender, Jan Kotěra v Hradci, Hradec Králové 2016
- Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017
- Marie Benešová, František Toman, Jan Jakl, Salón republiky: Moderní architektura Hradce Králové, Hradec Králové 2000
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Úspěch: Magazín snaživých. 1933, oč. IV., č. 3–4, s. 84–86