Mit dem Gebiet um den Stadtplatz Velké náměstí befasste sich Fultner zum ersten Mal im Jahr 1910. Für den gemeinsam mit Oldřich Liska angefertigten Entwurf bekam er den zweiten Preis im Wettbewerb um das Palais der Allgemeinen Kreditanstalt (Všeobecná úvěrní společnost) an der Stelle der abgerissenen Caivas-Häuser, wo sich heute die Galerie Osvald Polívka befindet. Der Grundgedanke der Komposition, die Materialzusammenstellung und der Entwurf der Fassade gingen aus dem Entwurf für das Projekt des Gewerbehauses (Živnostenský dům). Die Variante einer schwungvollen Architektur mit modernisiert-klassischer Ordnung sollte den besagten Teil des Velké náměstí dominieren. Kurze Zeit später änderte Fultner seinen Kurs und richtete seinen Fokus auf die Zusammensetzung klar geformter Konstruktionen, als er sich mehr auf seine künstlerische Intelligenz verließ.
Nach der Teilnahme am Wettbewerb um das Bankpalais arbeitete er für den Textilfabrikanten Václav J. Špalek. Ihm gehörte das Haus auf dem gegenüberliegenden Grundstück, das im Juli 1910 durch einen Brand zerstört wurde. Špalek wandte sich unverzüglich an Fultner und beauftragte ihn mit der Ausarbeitung eines Entwurfs für ein neues Kaufhaus. Seine Fassade ist aufgrund der mittelalterlichen Parzelle und der erhaltenen historischen Vorhalle atypisch ausgerichtet hin zur Seitenstraße (Klicperova). Auf der Seite mit den zwei Türmen wird betont, dass das Haus die umliegende Bebauung übersteigt. Dies und die gelockerten, vertikal ausgerichteten Fassaden sorgten für Kontroverse. Nachdem Fultner seinen ersten Entwurf im August 1910 veröffentlich hatte, kam es zu einer Welle an Protesten, die vom örtlichen Ressort des Klub za starhou Prahu, der sich dem Denkmalschutz widmet, in Gang getreten wurde. Die Vorwürfe erhoben die Mitglieder in Form eines deklarierten Kampfes um die Erhaltung des berüchtigten „alten Charakters“ des Platzes. Überraschen ist, dass sich Anfang des Jahres 1911 auch Jan Kotěra den Protesten anschloss und Vorbehalte äußerte. In einem Brief an den Bürgermeister Ulrich bezeichnete er das Gebäude als „unangemessen in Bezug auf das Gesamterscheinungsbild des Platzes“.
Obwohl Fultner für seine Arbeit Rückhalt beim Bürgermeister fand, nahm er in seinem zweiten Entwurf aus dem ersten Quartal des Jahres 1911 dennoch einige Anpassungen vor, die den Einwänden entgegenkamen. Insbesondere die Stirnseite des Hauses wurde verändert, indem einige vertikale Elemente wie etwa der Giebel an der Ecke beseitigt wurden, wodurch er die Horizontale betonte. In Anbetracht des raffinierten Zugangs des Architekten wurden die zwei turmartigen Körper allerdings dennoch zum dominierenden Motiv, eine Art Pendant, das die umliegenden historischen Dominanten abrundet – die Heilig-Geist-Kathedrale, das alte Rathaus und die Marienkirche. Der Verzicht auf diverse dekorative Elemente ist ebenfalls auf die Proteste seitens der Öffentlichkeit zurückzuführen, doch drücken sich darin auch allmähliche stilistische Veränderungen aus. Im zweiten Entwurf entfernte sich der Architekt von der Wagner’schen Rationalität, vermutlich beeinflusst durch den damals bahnbrechenden Aufsatz Pavel Janáks Od moderní architektury – k architektuře (dt. „Von der modernen Architektur – zur Architektur“). Statt der rhythmisierten Struktur geometrischer Ornamente, die das Konstruktionsschema des Bauwerks unterstreichen sollte, wählte Fultner plastisch ausgearbeitetes Material, das nicht der Dekoration allein diente. Im Werk des Architekten bildet der künstlerische Aspekt einen synergetischen Bestandteil des Schaffensprozesses. Seine Opponenten waren schließlich bereit, sich zum künstlerischen Wert des Bauwerks zu bekennen, doch die Höhe stieß immer noch auf Missfallen. Die Vorwürfe betrafen deshalb dann in erster Linie die Stadträte, denn diese genehmigten den Bau des Špalek-Hauses.
MP
Kulturdenkmal.
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Marcel Pencák, Hradecký architekt. Vladimír Fultner ve spleti české moderny, Brno 2013, S. 119–135.
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Jakub Potůček, Hradec Králové. Architektura a urbanismus 1895-2009, Hradec Králové 2009, S. 32.
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Marie Benešová – František Toman – Jan Jakl, Salón republiky. Moderní architektura Hradce Králové, Hradec Králové 2000, S. 51–52.