Die Vorbereitungen für den Bau eines Komplexes an Bildungseinrichtungen im südlichen Teil des zentralen Stadtteils begannen Mitte der 1960er Jahre, als Karel Schmied und Jan Rejchl von der Stavoprojekt-Filiale in Hradec Králové einen detaillierten Bebauungsplan erstellten. Der mit Schwerpunkt auf Parkanlagen und Grünflächen konzipierte Komplex wurde bis in die 1980er Jahre schrittweise errichtet und stellt die bedeutendste städtebauliche Intervention im Gebiet zwischen dem Zweiten Stadtring und dem von der Brněnská gesäumten Fluss Orlice dar. Die beiden Schwerpunkte dieser Anlage sind der Gebäudekomplex der pharmazeutischen Fakultät der Karls-Universität und das Militärmedizinische Forschungs- und Ausbildungsinstitut J. E. Purkyně (tschechisch abgekürzt als VLDVÚ) im südlichen Teil des Viertels, entlang der neu angelegten Akademika Heyrovského, sowie ein Gebäudekomplex für mittlere und höhere Fachschulen im nordwestlichen Teil.
Aus architektonischer Sicht ist der von Karel Schmied entworfene südliche Teil des Komplexes besonders bemerkenswert. Die Verbindung von Militär Armee und Gesundheitswesen hat in Hradec Králové seit Anfang der 1950er Jahre Tradition, als die Verwaltung der hiesigen medizinischen Fakultät der Karls-Universität von der Armee übernommen und die Einrichtung in Militärmedizinische Akademie umbenannt wurde. Die militärmedizinische Fakultät arbeitet seit 1976 mit der Fakultät für Pharmazie zusammen (allerdings ohne die zivilmedizinische Fakultät, die seit 1958 unabhängig ist). Die räumliche Nähe auf dem neuen Campus hatte also nicht nur einen praktischen Aspekt, sondern war auch Symbol für die gegenseitige Zusammenarbeit. Ende der 1960er entstand der materiell sehr vielfältigste Gebäudekomplex des Militärmedizinischen Instituts (1968–1975), bei deren Gestaltung der Architekt die typische Plattenbauweise herausforderte und die Technologie des monolithischen Betons in bekannter Form vorantrieb. Die Dominante war ein sechzehnstöckiges Wohnheim in Plattenbauweise an der Heyrovského, das einen Blickfang bildet. Seine flachen Strebepfeiler mit tiefen Loggien belebten die Fassade und sorgten für ein Spiel aus Licht und Schatten, das das Gebäude tagsüber in ein anderes Licht tauchte. Das transparente, verglaste Erdgeschoss wird im Eingangsbereich durch abgeschrägte Säulen aus monolithischem Beton gegliedert, die auf den skulpturalen Charakter der brutalistischen Architektur verweisen. Sie erinnern an die Realisierungen von Le Corbusier, die auch in Schmieds anderen Projekten mitschwingen, z. B. im Haus mit Dachgeschosswohnungen in der Siedlung Labská kotlina II.
Ein niedriger Flügel mit Hörsälen und eine Sporthalle am östlichen Rand des Geländes ergänzen die Komposition. Im Originalentwurf war das Äußere der Sporthalle eine Kombination aus harmonikaartig geschwungenem Mauerwerk, mit Streifen aus Sichtmauerwerk und einer vollverglasten Fassade als Kontrast. Die abgeschrägte Stahlbetondachkonstruktion ist vorgelagert; sie wurde – nach Schmieds eigenen Worten – von den Sportbauten des italienischen Architekten Piero Luigi Nervi inspiriert. Das Prinzip der tragenden Struktur, die eine freie innere Gestaltung der Halle ohne Stützen ermöglicht, wurde auch nach der jüngsten Revitalisierung des Gebäudes beibehalten, trotz des Drucks, das Gebäude zu isolieren
Im angrenzenden Teil der Fakultät für Pharmazie wurden zwischen 1974 und 1980 zunächst vier senkrecht ausgerichtete Wohnheime gebaut – neunstöckige Plattenbauten aus Stahlbetonfertigteilen des Systems HK, welche die äußere Ringstraße umschlossen. Das Wohnheim am östlichen Rand wurde in der ersten Bauphase so umgebaut, dass es von der Fakultät für die Verwaltung, Labors und Werkstätten genutzt werden kann. Das Gebäude wurde später durch einen oberirdischen Korridor mit einem langen, sechsstöckigen Block verbunden, der die Zufahrtsstraße flankierte und in dem Hörsäle, Fachabteilungen und andere Labors untergebracht waren. Die zarte, subtile Glasfassade dieses Gebäudes, durch die sich die ruhige horizontale Wirkung noch verstärkt, wurde zu einem charakteristischen Merkmal.
Der Raum zwischen den beiden Hauptgebäuden der Fakultät wurde mit einer Wasserfläche ausgefüllt, in deren Mitte die Metallskulptur Svět molekul (dt. „Welt der Moleküle“, auch Shluk atomů, Molekula, dt. „Konzentration der Atome, Molekül) steht; sie stammt vom Maler, Medailleur und Desinger Jiří Dostál, Absolvent der Glasfachschule in Železný Brod und der Hochschule für Kunst, Architektur und Desing in Prag (Ateleir von Stanislav Libenský). Die Ansammlung von Kugeln (Atomen) mit einem Durchmesser von 60 bis 70 cm befindet sich auf einer Betonplattform und spiegelt dank ihrer chromglänzenden Oberfläche die umgebende Architektur, verstärkt durch die Reflexionen der Wasseroberfläche.
Auch das alleinstehende Gebäude der Kantine im nordwestlichen Teil, errichtet zwischen 1972 und 1976, ist hervorzuheben. Das zweigeschossige Gebäude mit quadratischem Grundriss besteht aus einem „vertieften“ Erdgeschoss; die Außenwände aus Beton sind mit geometrischen Reliefs verziert. Diese Kompositionen aus parallelen Linien, Spiralen und Kreisen stammt vom Maler Jiří Felger, mit dem Schmied beispielsweise bei der Gestaltung der Unterführung an der Karla IV. zusammenarbeitete. Das Material des ersten Obergeschosses überlagert und kontrastiert auf allen Seiten mit der großzügigen Glasfläche der Hauptfassade. Das auffälligste Element des Gebäudes ist jedoch das System aus tragenden Stahlrahmen, die das Gebäude in sechs Reihen über die gesamte Länge des Daches stützen und die Eingangsfassade überragen. Dies schafft eine angenehme Arkadenatmosphäre vor dem Haupteingang des Gebäudes. Wie auch bei der Tragwerk-Konstruktion der Sporthalle (s. oben) bestand ihre Hauptaufgabe darin, im ersten Stock einen freien Grundriss ohne Dachstützen zu gewährleisten.
Die Gesamtstruktur des Areals wurde in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre mit dem Eckgebäude der Fachschulen abgeschlossen, an dem Schmied gemeinsam mit seinem Sohn Karel arbeitete. Die Architekten versuchten, eine Verbindung mit der Gesamtstruktur der Bebauung herzustellen, differenzierten und belebten das Gebäude jedoch durch das gewölbte Dach.
Der in die Jahre gekommene Komplex musste im Laufe der Zeit revitalisiert werden. Erneut beauftragte man Karel Schmied und seinen Sohn mit diesem Projekt, wodurch die wichtigsten architektonischen Werte der einzelnen Gebäude erhalten werden konnten (insbesondere die Gebäude der Fakultät für Pharmazie, das Wohnheim mit Sporthalle der VLVDÚ und die Kantine). Die Veränderungen bei diesen Umbauten sind vor allem an den Fassaden der Gebäude sichtbar. Die alten Materialien wurden durch neue, thermisch geeignete Elemente ersetzt, die die kompositorischen und farblichen Intentionen des Autors berücksichtigen. Am deutlichsten ist dies bei der Revitalisierung der Kantine, bei der die Reliefs von Felger im Erdgeschoss durch neue Betonverkleidungen in der ursprünglichen künstlerischen Fassung ersetzt wurden.
AW
Der Schulkomplex befindet sich im denkmalgeschützen Teil der Stadt Hradec Králové.