Im Jahr 1936 wurde das Viertel mit Wohnhäusern und Villen im südlichen Zipfel des Stadtteils Prager Vorstadt durch ein sehr persönliches funktionalistisches Bauwerk erweitert – die Villa von Karel Cee, eines Beamten der Legiobanka in Hradec Králové, die durch ihre kosmopolitische Auffassung und progressive architektonische Gestaltung berechtigterweise Aufmerksam erhielt. Der Investor beauftrage den ursprünglich aus Prag stammenden Architekten und Künstler Karel Horák, der nach Hradec Králové gekommen war, um sich im Atelier des Architekten Václav Rejchl jun. weiterzubilden (1931–1935). Der erste Entwurf der Villa aus dem Jahr 1934 wurde von der Baukommission aufgrund des flachen Dachs abgelehnt, ein Jahr später konnte es jedoch für die Parzelle gegenüber durchgesetzt werden, die an der Ecke der Straßen Seydlerova und Sokolovská liegt.
Der architektonisch „gewagte“ mehrstöckige Bau ist ein spätes Beispiel für die Inspiration durch eine maritime, von der Schifffahrt inspirierte Formenlehre, über die bereits in den zwanziger Jahren debattiert wurde. Das Haus verfügt über einen unregelmäßigen, reichhaltig gegliederten Grundriss mit einer zum Garten hin abgerundeten Ecke. Die glatte weiße Fassade wird durchbrochen von unregelmäßig angeordneten Fenstern unterschiedlicher Größe und Form (insbesondere die Bandfenster, die an der Längsseite verlaufen). Einen besonderen Akzent legte der Architekt durch das runde Fenster über dem Haupteingang ins Haus – ein ikonisches Bauelement nautisch angehauchter Architektur. Die Nähe zur Form eines Schiffes verstärken Pergolen, Sonnenblenden und das Röhrengeländer auf der Dachterrasse. Horák schloss sich dem sog. emotionalen bzw. poetischen Richtung des europäischen Funktionalismus an, bei dem Augenmerk auf der ästhetischen, psychologischen Wirkung von Architektur liegt. Dieser Stil war ihm auch dank seiner künstlerischen Ausbildung näher (der Architekt war später auch als Grafiker, Schriftsetzer, Karikaturist und freischaffender Künstler tätig).
Die Gliederung im Inneren entspricht den damaligen Ansprüchen auf gemütliches, privates Wohnen. Im Zentrum steht das Erdgeschoss mit Eingangsbereich samt Treppenhaus, an das ein Wohnzimmer mit Essbereich anschließt. Die privaten Zimmer befinden sich im ersten Stock, Betriebsräumlichkeiten (Garage, Lager) im Souterrain. Teil des Projekts war auch die Inneneinrichtung des Hauses mit einigen durchdachten technischen Details wie z. B. geschliffene Wandflächen im Inneren oder gusseiserne Heizkörper mit Heizkessel in der Küche.
Den Neubau der Villa, die sich nicht nur von den umliegenden, konservativ gestalteten Familienhäusern abhebt, sondern insgesamt sehr anders als die meisten privaten Bauwerke in Hradec Králové, erachtete die lokale Wochenzeitung Kraj Královéhradecký als Musterbeispiel für modernes, zweckmäßiges Wohnen, das Ansprüchen an Hygiene entgegenkommt und sich durch volle Nutzung aller bebauten Flächen, ausreichend Licht und kleinere, besser beheizbare Räumlichkeiten auszeichnet.
Gegenwärtig befindet sich das Haus in gutem Zustand. Eine Vielzahl der Originalelemente im Außen- und Innenbereich sind erhalten geblieben.
AW
Kein Kulturdenkmal.
- Jan Falta, Dům od architekta Horáka v Hradci Králové je vzdušnou a nadčasovou stavbou, Novinky.cz, dostupné online: https://www.novinky.cz/bydleni/tipy-a-trendy/444930-dum-od-architekta-horaka-v-hradci-kralove-je-vzdusnou-a-nadcasovou-stavbou.html (vyhledáno 20. 10. 2018)
- Jiří Fejgl, Neustoupil – a proto má funkcionalistická vila plochou střechu, HRADECKÝ.denik.cz, dostupné online: https://hradecky.denik.cz/zpravy_region/neustoupil-a-proto-ma-funkcionalisticka-vila-plochou-strechu-20140603.html (vyhledáno 20. 10. 2018)
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K stavbě rodinných domů v Hradci Král. a okolí, Kraj Královéhradecký XXVII, 1936, č. 73, 31. 10., s. 6
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Jan Falta, Rodinný dům pana Karla a Jaroslavy Cee na Pražském Předměstí u Hradce Králové, Dodatek k výroční zprávě Národního památkového ústavu v Pardubicích za rok 2003, Pardubice 2004, s. 13–34
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Jan Fanta, Rodinný dům Karla a Jaroslavy Cee, in: Petr Ulrich (ed.), Slavné vily Královéhradeckého kraje, Praha 2008, s. 126–128
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Jakub Potůček, Hradec Králové. Architektura a urbanismus 1895-2009, Hradec Králové 2009, s. 104
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Pavel Panoch, Hradec Králové: Průvodce po architektonických památkách od středověku do současnosti, Havlíčkův Brod 2015, s. 262
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Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017, s. 177