In unmittelbarer Nähe der Bushaltestellen an der Straße Československé armády befindet sich ein dreigeschossiges Haus mit beträchtlichem Anteil an Elementen großstädtischer Eleganz: an der Fassade des Gebäudes sind unübliche plastische Ornamente zu sehen. Wahrscheinlich hatte der Autor, der Prager Architekt Bohumil Waigant, die Absicht, das Haus romantisierend und – hinsichtlich der Ausgestaltung der Säulen – klassizistisch zu gestalten, eine in der Architektur des ersten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts durchaus übliche Tendenz. Das Haus mit der Konskriptionsnummer 543 fällt in die Gruppe klassizistisch anmutender Projekte, die Waigant nach seiner stilistischen Wendung im Jahr 1911 zu entwerfen begann.
Die dekorativen Elemente sind hier im Gegensatz zu den vorangehenden Projekten des Architekten viel üppiger, und der Stil Gebäudes ist geprägt vom Spiel konvexer und konkaver Materialien in den oberen Etagen. Bei der Gestaltung der Fassade wurden Charakteristiken der geometrischen Moderne meisterhaft mit Formen des Klassizismus vereint – dies geschah vermutlich auch im Interieur. Der Auftraggeber selbst – der Bauunternehmer Josef Jihlavec, der bestimmt auch gewissen Einfluss auf das Erscheinungsbild der Fassade hatte, unterschrieb den Plan des Hauses und verrät somit das Datum, an dem die baulichen Entwicklungen ihre Anfänge nahmen: März 1913. Die finale Gestalt des verwendeten Fassadendekors unterscheidet sich stark vom ursprünglichen Entwurf, wo beispielsweise zwei symmetrisch angeordnete Reliefs zwischen den Fenstern im Erdgeschoss zu finden sind, auf denen robuste Figuren, umgeben von vegetabilem Dekor, zu finden sind. Hinsichtlich des Charakters dieses plastischen Dekors lässt sich annehmen, dass der Bildhauer Antonín Waigant, der Bruder des Architekten und Schöpfer zahlreicher Verzierungen mit Skulpturen für Prager Häuser, Urheber dieses Entwurfs gewesen sein könnte.
Obwohl in der Fachliteratur Informationen zu finden sind, wonach das Haus für den Architekten Václav Rejchl senior gebaut worden sei, bezeugt die Baudokumentation aus dem Archiv dies nicht. Zweifellos wurde der Architekt Václav Rejchl senior später zum Benutzer dieses Objekts, das Erdgeschoss verwendete er als Büro seiner Baufirma.
Das Haus ist deutlich horizontal konzipiert. Parallel angelegte plastische Elementen und insbesondere das reliefartig gestaltete Fries zwischen dem verschiedenartig ausgearbeiteten Erdgeschoss und der ersten Etage betonen die waagrechten Achsen. Die segmentartig konvexe Form der vierteiligen Fenster im ersten Stock wird von typischen Ornamenten umschlossen und ist mit niedrigen kegelförmigen Säulen verziert. Über den Fenstern im wellenförmigen zweiten Stock verläuft ein konvex ausgeformtes massives Gesims, Teile der Achse hingegen verlaufen konkav. Unter den Fenstern befindet sich ein kanneliertes Gesims, an dessen Brüstung schmale dorische Säulen angebracht sind, zwischen denen sich jeweils eine Halbsäule mit einem Maskaron befindet, die der damals populären afro-asiatischen Kunst nachempfunden sind. An der Unterseite des massiven Hauptgesimses befinden sich filigranere plastische Dekormotive, die den Achsen der Fenster entsprechen.
Ende der 20er Jahre wurde das Haus um eine luxuriöse neoklassizistische Ausstattung zweier Räume im Erdgeschoss erweitert, die ebenfalls von Waigant entworfen wurden. Der Architekt richtete dort nämlich zwei Zimmer ein, die für den Nationalklub (Národní klub) bestimmt waren. Die Auskleidung mit glattem Holz verlieh den Räumlichkeiten eleganten Charakter. Noblen Eindruck erweckten allerdings auch die vertikalen Elemente des Mobiliars, die dekorative Glasmalerei aus flachen Tafeln mit klarem und farbigem Glas, die Lampen in Form von Wachskerzen sowie die elegant gestalteten Eingänge mit gläsernem bandförmigen Einsatz. Auch die expressive, robust modellierte, mandelförmige Stuckatur an der Decke sorgte für mondäne Atmosphäre. Obwohl die dekorative Stilisierung aus dem Art déco hervorging, geschah die Gestaltung im Stil des Neoklassizismus, der sich nach 1925 durch die Pariser Weltausstellung immer größerer Beliebtheit erfreute. Das Interieur harmonierte demnach sehr gut mit dem eleganten, klassizistischen Konzept des Exterieurs. Zwar fehlte es den Möbeln an Leichtigkeit und Zartheit, doch waren sie pompös und qualitativ hochwertig ausgearbeitet. Durch die wechselnden Eigentümer und Zwecke dieser Räumlichkeiten kann man sich ihre Ausgestaltung mithilfe von Fotografien lediglich vorstellen. Das Interieur des Nationalklubs wurde leider nicht erhalten.
Die Fassaden des Hauses wurden im Jahr 2007 renoviert, seitdem tragen die dekorativen Elemente und die Maskarone an der Fassade heute wieder ihre ursprüngliche Formen.
SS
Das Objekt des Zinshauses Československé armády 543/29 ist als denkmalgeschützte Immobilie im Zentralen Verzeichnis kultureller Denkmäler der Tschechischen Republik unter der Nummer 24142/6-4525 registriert.
- Archiv Muzea východních Čech v Hradci Králové, fotoarchiv čp. 543
- Archiv stavebního odboru Magistrátu města Hradce Králové, katastr H. K., čp. 543
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond: Berní správa, katastr Hradec Králové, čp. 543 užitá pro soupis architektury
- Salma Soppe, Architekt Bohumil Waigant (1885–1930) (rigorózní práce), Katedra dějin umění a kulturního dědictví FF Ostravské univerzity, Ostrava 2013
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Karel Herain, Ulrichův Hradec Králové, Umění, 1930, roč. III., s. 289–356
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Marie Benešová; František Toman; Jan Jakl, Salón republiky: Moderní architektura Hradce Králové, Hradec Králové 2000