Das Finanzamt hatte zwischen 1906 und 1936 seinen Sitz im Brauhaus in der Straße Československé armády, Konskriptionsnr. 383. Ende April 1929 wurde der Stadtrat aufgefordert, mit den Vorbereitungen für den Bau zu beginnen. Im Januar 1931 wurde ein beschränkter Wettbewerb ausgeschrieben, an dem sich Josef Gočár, Oldřich Liska, Jan Rejchl und Bohumil Sláma beteiligten.
Im Oktober 1931 erhielt Gočár den Auftrag, binnen vier Monaten die Pläne für das Projekt auszuarbeiten; sie stammen aus dem Januar 1932. Die detaillierten Pläne für die Innenräume reichte der Architekt im November 1933 ein. Im Oktober 1935 änderte er die Pläne für den Souterrain. Dort hätte der Verbindungstrakt ursprünglich von Stahlbetonsäulen getragen werden sollen, wodurch sich ein freies Blickfeld über den Hof bis ins Grüne eröffnet hätte. Der geplante Grünstreifen mit japanischem Garten, der von dem Gebäude bis zum Stadtpark führen hätte sollen konnte jedoch nicht realisiert werden, da der ursprüngliche Plan, das Objekt frei zugänglich zu machen, geändert wurde. Im Gegensatz zu den früheren Plänen erweiterte das Kreisamt im Oktober 1935 auch das Bauprogramm, denn man wollte mehrere Ämter unter einem Dach haben. Im August 1935 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Man hatte vereinbart, dass die Stadt, der Landkreis sowie der Staat je für ein Drittel der Ausgaben aufkommen. Bei dem Bauerwerk handelt es sich um Gočárs letztes großes Projekt. Die Baubewilligung wurde am 23. Juni 1935 erteilt. Die Baumeister František und Václav Capoušek, Jan Mádlík und Jan Včelák stellten das Gebäude innerhalb von 14 Monaten gemeinsam fertig. In den allgemeinen Geschäftsbedingungen verpflichteten sich die Baumeister dazu, vor allem lokale Arbeiter zu beschäftigen und „nur Stoffe und Produkte tschechoslowakischer Herkunft“ zu verwenden. Josef Fňouk übernahm die Verwaltung der Bauarbeiten, doch im März 1936 legte er die Funktion zurück. Der Bau „verschluckte“ 16 Waggons Kalk, eine halbe Million Ziegel, 200 Waggons Zement und 20 Waggons Eisen. Das Licht fällt durch 500 Fenster ins Innere des Gebäudes und es gibt dort an die 400 Türen. Die Arbeiter kamen direkt von der Baustelle für das Gerichtsgebäude und nach „zweijähriger Praxis waren sie schon gut ausgebildet.“ Nicht nur für die Errichtung des Kreisgerichts, auch hierher schickten die Ämter Arbeitslose aus Hradec Králové und oftmals mussten auch für ungeschulte Arbeitskräften Tätigkeiten gesucht werden, woraufhin die Baumeister gegen die Aufnahme weiterer ungeschulter Arbeitskräfte protestierten.
Vor dem Gebäude hätte ursprünglich ein Brunnen stehen sollen, auf den Entwürfen vom Dezember 1934 ist er noch auszumachen. Doch obwohl der Baumeister Fňouk es schaffte, die Kosten für das Staatswappen zu senken und auch Geld sparen konnte, indem Holz statt Eisen bei den Fenstern verwendet wurde, war es nicht möglich, die notwendigen 25 000 CZK für die Errichtung des Brunnes aufzutreiben.
Gočár legte die beiden Ämter auf einem symmetrisch ausgerichteten Grundriss an, in Form des symbolischen Buchstabens H. Auf dem Grundstück befand sich zuvor ein Kavalier der ehemaligen Stadtmauern. Betrieblich hatte der Architekt die beiden Institutionen voneinander getrennt, jedoch waren sie durch die Dachplatte auf subtile Weise miteinander verbunden. So entstand eine Art Triumphbogen, der als symbolischer Eingangs-Portikus in den Garten im Hof des Gebäudes diente. Gočár hatte damit gerechnet, dass man von dort aus bis in den japanisch angelegten Garten sehen könnte, den er für den Bereich hinter dem Gebäude entworfen hatte. Das geplante Zusammenspiel von Architektur und Natur musste später allerdings geändert werden. Deshalb nahm Gočár im Nachhinein Änderungen vor: für den Eingangsbereich legte er ein konkaves Portal für beide Ämter an, visuell wurden die beiden Flügel durch ein Säulenpaar vereinheitlicht. Der Komplex wurde im Jahr 1936 eröffnet und ist das letzte Werk, das Josef Gočár in Hradec Králové errichtete. Die beige Fassade kombinierte er mit dunkelgrünen Kacheln am Portikus und schwarzen an den Säulen.
Die torartige Öffnung ist innen mit flaschengrünen Kacheln verkleidet, sie „beleben die strengen Formen des urbanen Bauwerks auf elegante Art“. Die Verkleidung wurde von der Firma Jindřich Wimmer a spol. durchgeführt. Der Eigentümer der Firma „verkündete, dass er seine Hand dafür ins Feuer legen wird, wenn sich auch nur eine der Kacheln lösen sollte. Das ist leicht gesagt, denn er ist sicher, dass das niemals passieren wird.“ Die Firma hatte bereits Erfahrung mit Verkleidungen und Kacheln, da sie in Hradec Králové auch für das Städtische Bad, die Direktion der Tschechischen Bahnen, den Bahnhof, die Masaryk-Schulen, das Alois-Rašín-Gymnasium und das Kreisgericht tätig war. Die Fenster sind schwarzbraun gestrichen. Die ovalen Säulen wurden mit poliertem Kunststein der Marke WUKO verkleidet. Zu beiden Seiten des Eingangs schließt ein Laubengang auf stählernen Säulen an; vor den beiden Seitenflügeln befinden sich jeweils zwei Masten zur Anbringung von Staatsflaggen, hergestellt von der Firma Rudolf Beer. Die Firma lieferte auch die hohlen Stahlzargen und die Rahmen der Stahlwände für die Hohlprofile. Diese Konstruktionsneuheit wurde durch den Architekten Gočár „mit Begeisterung aufgenommen“.
Am 4. Oktober 1936 wurde das Gebäude feierlich eröffnet, und noch in der Nacht zuvor wurden die letzten Bauarbeiten fertiggestellt. Um 11 Uhr kamen die geladenen Gäste, um 13 Uhr wurde im Palmengarten des Grandhotels das Mittagessen serviert. An den Masten hisste man Fahnen. Die Dekoration vor dem Gebäude und auch im Interieur hatte der Baumeister Fňouk entworfen. Die feierliche Eröffnung wurde mit der Nationalhymne beendet, und es folgte ein Konzert der Nationalgarde. Die Länge der Ämter beträgt fast 75 m, sie werden von einem gemauerten Zaun abgeschlossen, der einen Hof abgrenzt. Durch Versetzung der Baulinie nach hinten entstand Raum für eine Grünfläche. Ursprünglich hätte eine Statue des Hussitenführers Jan Žižka vor dem Eingang stehen sollen. Im Jahr 1936 plante Gočár eine Statue des Politikers Antonín Švehla für jene Stelle. Ebenso wie das Staatswappen hätte Vincec Makovský diese Statue realisieren sollen; die Entwürfe stammen aus dem Jahr 1936. Der Bildhauer begann mit der Arbeit, die Büste wurde jedoch nie fertiggestellt. Das Denkmal wurde nicht realisiert und vor dem Gebäude befinden sich nur die Fahnenmasten. Diese wurden von Professor Jaroslav Obrovský entworfen, der den Auftrag von Josef Gočár persönlich erhielt.
Das Relief mit dem Böhmischen Löwen wurde ebenfalls von Vincenc Makovský entworfen; der Bildhauer erhielt den Auftrag am 24. August 1936. Das kleine Staatswappen mit den Maßen 2,7 m × 3,1 m formte er „künstlerisch und handwerklich einwandfrei“ aus Pläner, der aus der Region Český ráj (Böhmisches Paradies) stammt. Die Verkleidung der Mauer rund um das Wappen ist aus Schluckenauer Syenit. Die lokale Presse empfand den Löwen „etwas ungewohnt, ganz abgemagert, mit lediglich angedeuteter Mähne, wodurch er aussieht wie ein Ochse mit Bubikopf-Frisur.“ Bisher musste sich die Bildhauer immer nach dem Muster des offiziellen Staatswappens richten, das František Kysela ausgearbeitet hatte – aber „auch hier stellt Hradec Králové jetzt eine Ausnahme dar.“
In der Mitte des viergeschossigen Verbindungstraktes befindet sich der Haupteingang mit Pforte, von wo aus zu beiden Seiten je eine einarmige Treppe beginnt. In den Seitenflügeln sind die Treppen zweiläufig. In den Gängen befindet sich noch der Originalbelag mit Mosaikpflaster. Der Eingang ist in zwei Bereiche unterteilt: links befindet sich der Eingang zum Kreisamt, rechts jener zum Finanzamt. Im Erdgeschoss war die Steuerbehörde untergebracht. Außerdem hatten die Gendarmerie, das Kontrollamt, das Eichamt sowie das Kataster-Vermessungsamt ihren Sitz. Auch ein Trauungssaal, der Kreisarzt und ein Tierarzt befanden sich dort. Ursprünglich hätte es auch Terrasse bekommen sollen, doch diese wurde nach Absprache mit dem Architekten letztendlich nicht errichtet. Der Bau war unterkellert, der Souterrain liegt 60 cm unterhalb des umliegenden Terrains (dort befanden sich Kantine, Imbiss, Küche, Lager und Garagen). Im Erdgeschoss liegen Büros, die Stockwerke sind identisch angelegt, im linken Flügel befinden sich Wohnungen, im zweiten Stock ein Sitzungssaal. Im hinteren Teil des Gebäudes liegen die Balkons von den Wohnungen des Kreisamt-Vorstehers und der Gendarmeriekommandanten.
Die einheitliche Beleuchtung wurde von Gočár entworfen. Die Vorhänge und Jalousien der Marke Let lieferte die Firma Kryštof a Petříček. Die Möbel für das Büro stellte das Unternehmen Josef Nevyhoštěný aus Hradec Králové her. Nach Entwürfen des Architekten produzierte man Einbauschränke mit inkludiertem Waschbecken. In den Gängen befindet sich schwarz-weißes Mosaikpflaster. Die Wände waren mit pastellgrünen Silitplatten verkleidet. Die lokalen Zeitungen berichteten insbesondere über die moderne Ausstattung dieses Gebäudes – Zentralheizung und elektrisches Licht, praktisch gewähltes Fußbodenmaterial, helle Stockwerke, Einbaumöbel und durchdachte Materialkombinationen.
Die Presse spricht nach der Eröffnung eine direkte Aufforderung aus: „Kommen Sie und sehen Sie sich das Gebäude von Innen und Außen an! Es zahlt sich aus. Gute Arbeit lobt sich selbst.“ Josef Gočár „verfolgte insbesondere die Zweckmäßigkeit des Gebäudes, die sich auch Außen bemerkbar macht: die nüchterne Konstruktion definiert exakt, was moderne Architektur ist; das, was zweckmäßig ist, zeigt sich in der äußerlichen Schönheit.
Über den Umzug der Steuerbehörde wurde ebenfalls gewitzelt: „Die Steuerzahler waren neugierig, wie die berühmt-berüchtigte Steuerbehörde in Wirklichkeit aussieht, die Steuerpresse bricht selbst unter ihrer Last selbst zusammen, doch mit eigenen Augen hat man sie bisher noch nicht gesehen. […] Vermutlich geschah der Umzug in der Nacht. Man hat es nicht erwarten können, auch den Amtsschimmel zu übersiedeln.“
„Mit diesem Bauwerk erreichte Gočár den Gipfel seines architektonischen und stadtplanerischen Schaffens. Meisterhaft brachte er Architektur und Natur in vollkommenen Einklang, womit er seine Vision von Hradec Králové als Stadt, die mit der Landschaft eine Einheit bildet, realisierte.“ Die Landschaft war nicht nur in den Straßen zu sehen, sie begann auch, seine Gebäude zu durchwachsen.
Nach dem Jahr 1945 bekam das Gebäude einen anderen Verwendungszweck, nach der Erstellung von Landkreisen hatten hier unter anderem der Nationalausschuss des Landkreises (Krajský národní výbor) sowie das staatliche Bauunternehmen Stavoprojekt ihren Sitz. Die Räumlichkeiten änderten ihre Funktion, Dienstwohnungen wurden zu Büros umgebaut. Trennwende wurden abgerissen und neu errichtet. Später waren hier nur der Nationalausschuss und die Finanzverwaltung des Landkreises untergebracht. In den Jahren 1997–1999 wurden die Fassade und der Eingangsbereich renoviert. Heute befindet sich die Dienststelle des Magistrats der Stadt Hradec Králové in dem Gebäude.
ZH
Das Objekt ist seit 1964 unter der Registernummer 39100/6-558 als Kulturdenkmal eingetragen.
- Státní okresní archiv v Hradci Králové, fond Archiv města Hradec Králové, inv. č. 1763, karton č. 348
- Státní okresní archiv v Hradci Králové, fond Archiv města Hradec Králové, inv. č. 1764, karton č. 349
- Státní okresní archiv v Hradci Králové, fond Archiv města Hradec Králové, inv. č. 1758, karton č. 343
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Architekt Josef Fňouk, Osvěta lidu, 1936, roč. XXXIX, č. 21, 11. 3. 1936, s. 3
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Hradecké epigramy, Osvěta lidu, 1936, roč. XXXIX, č. 61, 9. 9. 1936, s. 3
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Něco o nové budově okresního a finančního úřadu, Osvěta lidu, 1936, roč. XXXIX, č. 69, 7. 10. 1936, s. 3
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Jarka Martínek, Slavnostní otevření nové budovy okresních a finančních úřadů v Hradci Králové 4.října 1936 – Technická procházka budovou, Rozhledy, 1936, roč. XVIII, č. 40 a 41, s. 5
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Nový duch se starým závažím, Osvěta lidu, 1936, roč. XXXIX, č. 67, 3. 10. 1936, s. 2
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Nová budova státních úřadů v Hradci Králové slavnostně otevřena, Osvěta lidu, 1936, roč. XXXIX, č. 69, 7. 10. 1936, s. 3
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Státní úřady v Hradci Králové do nové budovy, Osvěta lidu, 1936, roč. XXXIX, č. 67, 3. 10. 1936, s. 1
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Úspěch dobré technické práce, Osvěta lidu, 1936, roč. XXXIX, č. 67, 3. 10. 1936, příloha s. 2
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Znak moderní architektury: glazované obklady fasády, Osvěta lidu, 1936, roč. XXXIX, č. 47, 20. 6. 1936, s. 4
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Alois Píša, Nové státní úřady v Hradci Králové, Královéhradecko 1936–1937, XIV, č. 1, s. 37–39
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Josef Gočár, Výstava životního díla, Praha 1947, nestr., katalog výstavy
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Jakub Potůček, Hradec Králové: Architektura a urbanismus 1895–2009, Hradec Králové 2009, s. 78–79
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Daniela Karasová; Jiří Kotalík; Zdeněk Lukeš; Pavel Panoch, Josef Gočár, Praha 2010, s. 206–210; 352
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Jindřich Bořecký; Ivan Exner; Martin Novotný; Tomáš Novotný, Josef Gočár, Otakar Novotný, Praha 2011, s. 96–97