Bereits im Jahr 1866 wurde in Hradec Králové eine lokale Sektion des tschechischen Turnerbunds Sokol (dt. Falke) gegründet. Zunächst wurden provisorische Räumlichkeiten an einigen Orten der Stadt verwendet – beispielsweise der Schießplatz im Park Jiráskovy sady, die Turnhalle der neuen Realschule in der Straße Komenského u. a. Die erste eigene Turnhalle, eine sog. Sokolovna, baute der Verein im Jahr 1884. Sie entstand durch den Umbau einer ehemaligen Mälzerei an der Adresse Kavčí plácek. Bald wurden die Räumlichkeiten zu klein und bereits im Jahr 1901 wurde eine Genossenschaft gegründet, mit dem Zweck, finanzielle Mittel für den Bau eines neuen Sokol-Gebäudes zu sammeln.
Im Zuge der Erarbeitung des Stadtregulierungsplans wurde 1909 eine exponierte Bauparzelle am soeben errichteten Elisenkai (Eliščino nábřeží) für das Objekt ausgewählt. Der Wettbewerb für die Errichtung eines neuen Sokol-Areals, das neben einer Turnhalle auch ein Restaurant, ein Kino und ein Stadion beinhalten sollte, wurde erst gut zehn Jahre später ausgeschrieben (1921). Die Jury wählte aus neunzehn eingereichten Entwürfen, unter denen sich sehr individuelle Projekte von Jiří Kroha, Otakar Novotný, Kamil Roškot oder Oldřich Liska finden lassen. Den ersten Platz machte der Entwurf des Prager Architekten Milan Babuška – „für seine in Bezug auf Anlage, Grundriss und architektonischer Ausführung gelungene Lösung“. Babuškas streng gegliedertes Bauwerk mit Sichtmauerwerk und hell verputzter Fassade entsprach offensichtlich auch den Ansprüchen des Wettbewerbs, wonach das Gebäude in harmonischem Einklang mit dem benachbarten Museumsgebäude stehen soll. Das massive Segment-Dach oberhalb des Hauptsaals verlieht dem Bauwerk wiederum die geforderte Monumentalität. Aus Mangel an finanziellen Mitteln wurde mit dem Bau erst im Jahr 1928 begonnen, und zwar sogar nach einem neuen Entwurf Babuškas, der weitaus gemäßigter ausfiel und im Stil des „weißen Funktionalismus“ gehalten war – einem Stil, der sich in Hradec Králové nur sehr langsam entwickelte.
Das zweistöckige Bauwerk mit flachem Dach besticht vor allem durch seine übersichtliche Disposition. Die Frontseite der Fassade wird von einem zentralen, länglichen Quader dominiert, in dem sich der Turnsaal befindet und der von neun schmalen, längs verlaufenden gläsernen Streifen gegliedert wird. Zu beiden Seiten des Turnsaals befinden sich erhöhte und leicht vorspringende Seitenflügel, mit Eingängen aus massiven Treppen und markante Markisen, durch die man ins Kino bzw. ins Restaurant gelangt. Deren Fassaden sind fensterlos und mit grau-weißem Brisolit verputzt, wodurch sie mit dem „zarten“, verglasten Mitteltrakt kontrastieren. Das nüchterne Bauwerk wirkt im Endeffekt fast wie ein industrielles Objekt, die einzigen dekorativen Effekte am Exterieur sind Neonaufschriften und die Bronzereliefs von Falken, ursprünglich befanden sie sich direkt unterhalb des Hauptgesimses der beiden Seitenflügel. Dank der strengen Symmetrie, die lediglich durch den kleinen Anbau an der Südseite gestört wird, gelang es Babuška, dem Bauwerk monumentale Effekte zu verleihen, ohne dadurch das nahegelegene Ostböhmische Museum, das vom Architekten Jan Kotěra entworfen wurde, zu stören.
Im Inneren des Gebäudes befanden sich, wie bereits erwähnt, ein Kino, ein Restaurant und eine Turnhalle mit zwei Sälen, auch ein Marionettentheater, Büros, eine Bibliothek und ein Lesesaal, Schlafsäle, die Wohnung des Hauswarts und nicht zuletzt auch moderne Sanitäranlagen (Duschen, Toiletten, Garderoben), die den progressiven Zugang des Sokol-Vereins im Bereich der Hygiene widerspiegeln. Auf die geplante Errichtung eines Sommerübungsplatzes, einer Tribüne, einer Laufbahn sowie Tennisplätzen musste man verzichten, da die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel bald erschöpft waren.
Im Jahr 1989 wurde zum südöstlichen Zipfel des Gebäudes (wo sich der Risalit mit Treppenhaus befindet) eine weitläufige, teilweise im Boden versenkte Sporthalle errichtet. Entworfen hatte sie der Architekt Karl Friedlich d.J., der für das staatliche Bauunternehmen Stavoprojekt in Hradec Králové tätig war. Durch diese Halle führte dann auch der Haupteingang in den Turnsaal des Gebäudekomplexes, zu dem man über eine breite Treppe gelangt, die von der Statue eines Basketballspielers von Zdeněk Němeček akzentuiert wird. Die Räumlichkeiten in den Seitenflügeln des älteren Gebäudes werden heute von der Philharmonie Hradec Králové sowie einer Bank genutzt.
AW
Kein Kulturdenkmal.
- Michaela Tobiášková, Architektura sokoloven ve východních Čechách (bakalářská práce), Ústav historických věd FF Univerzita Pardubice, 2014
- Zuzana Šáfrová, Architektura v Hradci Králové, 1900–1938. Spolupráce architektů s umělci (diplomová práce), Katedra dějin umění FF Univerzity Palackého v Olomouci, 2008, s. 122–125
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Marie Benešová; František Toman; Jan Jakl, Salón republiky: Moderní architektura Hradce Králové, Hradec Králové 2000, s. 95–96
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Jakub Potůček, Hradec Králové: Architektura a urbanismus 1895–2009, Hradec Králové 2009, s. 82–83
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fa [Bedřich Falta], heslo Sokolovny, in: Jaroslava Divišová (red.), Encyklopedie města Hradce Králové N–Z, Hradec Králové 2011, s. 558–559
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Pavel Panoch, Hradec Králové. Průvodce po architektonických památkách od středověku do současnosti, Havlíčkův Brod 2015, s. 270
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Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017, s. 177