Gočárs älteste erhaltene Pläne für einen Neubau der Städtischen Galerie auf einem leeren Grundstück am Flussufer sind datiert mit 1. September 1930. Dem Bauherren, der die von der Stadt gegründete Sparkasse Hradec Králové, aus deren Profit Projekte und öffentliche Gebäude finanziert werden sollten, übergab Gočár die Pläne im Maßstab 1:200. Der Bau sollte vier Trakte umfassen, zusammengesetzt zu einer rechteckigen Komposition. Der südliche Trakt sollte den Eingang bilden, der westliche Trakt am Ufer war der einzige unterkellerte, der nördliche Trakt sollte die Ausstellungsräume beinhalten. In der Mitte war ein Atrium mit Rasen, präpariertem Gehweg sowie einigen Bäumen und Sträuchern geplant.
Der Souterrain, der sich nur unterhalb des zum Ufer parallel verlaufenden Wertflügels befand, beinhaltete ein Lapidarium, ein Lager und Betriebsräumlichkeiten: ein Brennstofflager, einen Heizraum, einen Raum für Filter und einen Maschinenraum für Heißluftheizung sowie eine kleine Hausmeisterwohnung mit separatem Eingang zum Atrium. Die Wohnung bestand aus Zimmer, Küche, Speisekammer und Toilette. Im Erdgeschoss befand sich ein Eingangsatrium mit Toiletten direkt hinter dem Eingang, an der rechten Seite eine Garderobe und das Büro des Kustos. Der große Ausstellungsraum im westlichen Trakt war in der Mitte unterteilt von fünf tragenden Säulen, man wollte dort Architektur und Grafik ausstellen. Der Südflügel, ausgerichtete zum náměstí Osvoboditelů und zur Divišova třída, war für temporäre Ausstellungen vorgesehen. Auch dieser Raum wurde von drei Säulen unterteilt. Für den nördlichen Trakt waren drei kleinere Säle zur Ausstellung von Bildhauereiwerken geplant. Zwei Trakte (der westliche und der südliche) waren im ersten Stock länglich unterteilt in einen Kabinettbereich mit Fenstern ins Atrium und Ausstellungskojen (sechs im westlichen, vier im südlichen Trakt). Der zweite Teil der Trakte, straßenseitig ausgerichtet, beinhaltete jeweils drei kleinere Ausstellungssäle. Im nördlichen Trakt entwarf Gočár drei größere Ausstellungssäle und im östlichen nur den Kabinettbereich mit sechs Ausstellungskojen. Alle Ausstellungssäle im westlichen und südlichen Flügel sollten mithilfe von Dachluken durch Tageslicht ausgeleuchtet werden. Im südwestlichen Teil des Gebäudes sollte sich noch eine großzügig angelegte Terrasse befinden.
Auf den Plänen wurde mit rotem Farbstift vermerkt, dass die Errichtung des Gebäudes in zwei Etappen erfolgen sollten: Die erste Etappe sollte einen südlichen und einen westlichen Flügel beinhalten, die zweite Etappe einen nördlichen und einen östlichen.
Das Äußere des Gebäudes zeigt Gočárs Faszination für den internationalen Stil. Glatte Flächen wechselten sich ab mit großen verglasten Wänden und Bandfenstern (im westlichen und östlichen Trakt). Das verglaste Atrium im Eingangsbereich wird von einem flachen Dach abgeschlossen, getragen von zwei runden, hohen Säulen. Die subtile Lösung korrespondierte mit Gočárs Experimenten mit dem Funktionalismus, die er vor allem im Bereich der Wohnarchitektur anwandte (z. B. die Werkbundsiedlung Baba in Prag, die Villa von Zdeněk Sochor in Dvůr Králove oder die Villa von Otakar Med in Humpolec), aber auch mit dem modernistischem Charakter neu errichteter öffentlicher Gebäude nördlich des Museums am Ufer: das Städtische Bad von Oldřich Liska, die Nationalbank von Jan Rejchl sowie die Sokol-Turnhalle von Babuška. Wie ältere, aus dem Oktober 1927 stammende Regulierungspläne für das Ufer Eliščino nábřeží zeigen, hätten diese Gebäude miteinander verbunden werden sollen.
Gočár setzte die Planung des Gebäudes im Jahr 1931 fort. Es entstand ein Ausführungsplan im Maßstab 1:100 und 1:50, mit Details der Holz- und Metallelemente, der Fenster, der Infrastruktur usw. Die Pläne aus dem August 1931 befassten sich mit der Realisierung der ersten Etappe. Aus Gründen finanzieller Knappheit und der Unentschlossenheit des Investors, der Sparkasse Hradec Králové, über die weitere Entwicklung dieser Institution wurde Gočár im September 1932 gebeten, das Projekt für einen gemeinsamen Sitz von Galerie und Sparkasse zu überarbeiten. Diese Pläne wurden leider nicht erhalten, deshalb weiß man nicht, wie Gočár diese Aufgabe löste. Der Architekt vermerkte dazu: „Was mich angeht, so möchte ich mich bemühen, dass das neue Gebäude ein würdevoller Gegner von Kotěras Museum wird.“ Für die Adaptierung des Projekts zu einem gemeinsamen Gebäude von Galerie und Sparkasse bekam Gočár 210.000 tschechoslowakische Kronen, und 80.000 Kronen für die vorige Etappe der Projektierung, wie aus der zeitgenössischen Presse entnommen werden kann. Gegen die Errichtung des Sparkassen- und Galeriegebäudes am Ufer sprachen sich die Bürgerschaft und auch der für den Denkmalschutz zuständige Klub přátel starého Hradce aus; als Argumente lieferten sie die Entvölkerung der Altstadt, wo die Sparkasse bisher ihren Sitz hatte.
Gočárs Projekt wurde nicht realisiert, doch kehrte der Investor bereits im Jahr 1935 zur Idee eines gemeinsamen Gebäudes von Sparkasse und Galerie zurück, als der Architekt Jan Rejchl das Gebäude entwarf, und ein weiteres Mal im Jahr 1937, als Josef Fňouk eine Regulierungsstudie mit dem zukünftigen Gebäude der Galerie und der Sparkasse entwarf. Auf der Basis dieser Unterlagen fand im Jahr 1938 ein Wettbewerb statt, an dem Jindřich Freiwald und Jaroslav Böhm, Oldřich Liska, Karel Mahrla, Vladimír František Hofman und Václav Flacák teilnahmen. Aufgrund der weiteren Entwicklung im Zuge des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude letztendlich nicht realisiert.
LZL
Das Projekt wurde nicht realisiert.
- Archiv architektury a stavitelství, Národní technické muzeum, fond č. 14, Josef Gočár, Moderní galerie v Hradci Králové [pol. 185/b], č. k. 20081118/03; 20101012/05; 20101015/02
- Státní okresní archiv, Archiv města, fond Spořitelna královéhradecká, 1861–1948, signatura HK-S, inv. č. 132–134
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[b. a.], Východočeský republikán, 1937, roč. IXX, č. 46, s. 8
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Marie Benešová, Josef Gočár, Praha 1958, s. 31–32
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Marie Benešová; František Toman; Jan Jakl, Salon republiky: Moderní architektura Hradce Králové, Hradec Králové 2000, s. 93 a 96
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Jan Jakl, Sny a vize: Neuskutečněné projekty Josefa Gočára, Hradec Králové 2010, s, 24–27
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Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017, s. 175