In dem Block, der von vier Strasen (Divišova, Československé armády, Kotěrova und Palackého) umgrenzt wird, kaufte Václav Rejchl jun., ein bekannter Architekt, Bauunternehmer und auch Immobilienhändler, ein weiteres Baugrundstück (nachdem er zuvor bereits ein Mietshaus im selben Block in der Kotěrova baute, in dem Rejchl selbst lebte). Rejchl besaß auch Grundstücke in anderen Stadtteilen (Orlická kotlina, Slezské Předměstí und Pražské Předměstí), wo er in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre nach und nach Wohnhäuser baute und Wohnungen vermietete.
Rejchl beschloss, in der Divišova ein dreistöckiges Haus mit Dachgeschoss zu errichten. Die Baugenehmigung wurde am 6. Oktober 1928 erteilt und am 15. Dezember 1929 wurde das Haus zur Nutzung freigegeben. Das Gebäude sollte mit dem angrenzenden Palais der Ersten Wechselseitigen Unfallversicherung von den Architekten Jindřich Freiwald und Jaroslav Böhm verbunden werden: „Das Traufgesims an der straßenseitigen Fassade musste in gleicher Höhe ausgeführt werden und in ähnlichen Ausmaßen wie beim Gesims am Nachbarhaus, Konskriptionsnr. 439, und zwar so, dass es eine Fortsetzung dieses Gesims und zugleich den Hauptkamm des Dachen bildet.“ Die Baugenehmigung sah außerdem vor, dass der Bauherr auf eigene Kosten zunächst einen fünf Meter breiten Bürgersteig errichtet und die Gebühr für die Besetzung von Gemeindeland für den Bau von Gerüsten und die Lagerung von Baumaterialien berechnet, die eine Höhe von 962,20 Kronen erreichte. Das Äußere des Hauses wurde sehr einfach konzipiert. Durch die Mittelachse der Fassade verläuft ein polygonaler Erker über den ersten und zweiten Stock und endet im dritten Stock mit einem Balkon. Der Zugang zum Balkon wird von einer monumentalen Rahmung mit einem konkav zurückgehenden Bereich umschlossen. Dieses Element befindet sich beispielsweise auch am Haupteingang der nahe gelegenen Nationalbank der Tschechoslowakei, die zur gleichen Zeit von Václav Rejchls Bruder Jan entworfen wurde. Die Fassade wird von deutlich plastischen Lisenenrahmen unterteilt, die vom ersten bis zum dritten Stock immer zwei Fenster an den Seiten des Erkers verbinden. Das Haus hat ein Satteldach, aus dem eine längliche Dachgaube mit drei großen Fenstern in die Straße ragt.
Das Gebäude war vollständig unterkellert, im Souterrain befanden sich straßenseitig neun Kellerabteile für die einzelnen Wohneinheiten, an der Südseite, zum Innenhof gerichtet befand sich ein Wasch- und Bügelraum mit Zubehör und an der Nordseite die Wohnung des Hausmeisters mit einem Zimmer, Küche, Speisekammer und Toilette. Im Erdgeschoss befanden sich zwei Wohnungen mit fast gleichem Grundriss, die Südwohnung war nur geringfügig größer durch den Risalit, der in den Innenhof reicht, und sie hatte einen eigenen Zugang zum Innenhof. Beide Wohnungen hatten straßenseitig ein Schlafzimmer und ein weiteres Zimmer, sowie eine Küche, eine Speisekammer und ein Zimmer für das Dienstpersonal mit Blick auf den Innenhof. Die nördliche Wohnung hatte einen weiteren kleineren Raum mit Blick auf den Innenhof. Den Kern der Wohnungen bildeten Vorzimmer, Toilette und Badezimmer, das jeweils von einem Oberlicht beleuchtet wurde.
Vom ersten bis zum dritten Stock war die Aufteilung der Wohnungen identisch. Die südliche Wohnung war durch den Risalit in den Hof immer etwas größer, beide Wohnungen hatten einen hofseitigen Balkon. Die nördliche Wohnung hatte ein zusätzliches Zimmer, zu dem der Erker gehörte. Die nördliche Wohnung hatte also vier Zimmer und eine Küche, die südliche Wohnung bestand aus drei Zimmern. Auf dem Dachboden befanden sich zwei kleinere Wohnungen, eine zur Straße und eine zum Innenhof. Die straßenseitige Wohnung hatte ein Badezimmer, drei Zimmer und eine Küche, wobei die Dachgaube über zwei Zimmer und Küche reichte. Die Einzimmerwohnung mit Küche und Bad lag hofseitig. Das restliche Dachgeschoss nahm der Dachboden ein. In der Baugenehmigung wird noch ein Atelier erwähnt, bei dem es sich wohl um die Einzimmerwohnung im Souterrain handelt, da diese über kein eigenes Bad verfügt.
Das Haus ist in seiner ursprünglichen Form erhalten; wie man den Fotografien kurz nach dessen Fertigstellung entnehmen kann, war die Fassade in zwei Farbtönen gehalten – einem hellen und einem dunklen. Der dunklere Farbton hob den Erker sowie die Lisenenrahmen im Erdgeschoss und die Fenster in den oberen Stockwerken hervor. Oben auf dem Erker befand sich früher eine Leuchtreklame der Versicherung Koruna.
LZL
Das Mietshaus befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Berní správa, dokumentace k čp. 775.
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Ladislav Zikmund-Lender, Tři generace architektů: Václav st., Václav ml., Jan a Milan Rejchlovi, Hradec Králové 2012, s. 60–61.