In der heutigen Střelecká baute man ab 1908 die ersten Villen und nach und nach entstand ein neues Villenviertel zwischen dem Zentrum von Hradec Králové und dem Stadtviertel Pražské Předměstí, das damals noch eine eigenständige Gemeinde war. Zu den ersten Gebäuden zählten die Villen von Václav Píša, Václav Charvát, Karel Janda und auch jene von Marie Wünschová. Bei der Bauherrin handelte es sich um die Ehefrau des Direktors des Domchors, des Regenten Josef Adel Wünsch, Bruder des Komponisten Jan Nepomuk Wünsch.
Der Bau des einstöckigen Einfamilienhauses verlief in relativ kurzer Zeit; er dauerte von Juli bis 30. November 1909. Die Pläne sind mit Juli 1909 datiert. Der Architekt und Baumeister Jaroslav Pažout konzipierte das Äußere im Stil seiner weiteren Bauwerke aus jener Zeit: er kombinierte Jugendstilornamente mit Stuckverzierungen, die Elemente der volkstümlichen Bauweise imitieren, beispielsweise angedeutete Fensterläden. Die straßenseitige Fassade wird mittig durch einen Risalit auf segmentalen Grundriss unterteilt. Das Gebäude verfügt auch über einige neobarocke Elemente, beispielsweise das gebogene Mansardendach oder kleine Dachluken. Das Haus ist zur Gänze unterkellert, im Souterrain befindet sich eine Waschküche mit Ofen und vier miteinander verbundene Kellerräume mit sog. böhmischem Gewölbe. Das Haus ist vom Hof aus zugänglich – an das Vorzimmer schließt eine dreiarmige Treppe in einem separaten Schacht an. Die kleine Küche und die Toilette liegen hofseitig neben dem Vorzimmer. Straßenseitig befinden sich drei größere, miteinander verbundene Zimmer.
Das nördliche Zimmer, neben dem sich das Badezimmer befindet, diente offensichtlich als Schlafzimmer. Im oberen Stock befand sich noch ein weiteres Zimmer sowie ein Dachboden. Ursprünglich hatte dieses Grundstück keinen Kanalanschluss und das Haus besaß einen eigenen Wassertank. Auf dem länglichen Grundstück befand sich noch ein Brunnen und dahinter, im hinteren Teil des Grundstücks, war ein Obstgarten geplant. Der Architekt entwarf auch die Umzäunung des Grundstücks: straßenseitig war sie aus gemauerten Pfeilern und einem Sockel mit schmiedeeisernem Gitter, an den anderen Seiten war das Grundstück mit Holzplanken eingezäunt.
Die Villa repräsentiert die Idee des ländlichen Wohnens im neu gegründeten Villenviertel. Die einfache Anlage des Hauses erinnert an traditionelle Landhäuser oder kleinere Lustschlösser mit straßenseitiger Enfilade (Raumflucht, d. h. einer Aneinanderreihung von Räumen mit exakt gegenüberliegenden Türen) und hof- bzw. gartenseitigen Betriebsräumen. Diese Form der Anlage wurde zu jener von einer Reihe Architekten und Baumeister verwendet.
LZL
Kein Denkmalschutz verzeichnet.
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Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017, s. 147.
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Dalibor: Hudební listy, 1895, roč. 17, s. 87 a 107.