Auf dem Gelände des ehemaligen Neorenaissance-Gebäudes der Nationalbank, das 1932 einen neuen Sitz in einem von Jan Rejchl entworfenen Haus erhielt, wurde zwischen 1932 und 1933 ein neues Gebäude der Agrarbank errichtet, in seinem nördlichen Teil befand sich die Landwirtschaftliche Krankenkasse. Dank eines Auftrags, der in einer Baugenehmigung des Purkmister-Büros verankert ist („Fotografieren Sie das alte Gebäude der Nationalbank vor dem Abriss und legen Sie dem Historischen Museum der Stadt eine mindestens 24 x 36 cm große Fotografie vor“), erhielt sich eine relativ umfangreiche Dokumentation des ehemaligen sehr repräsentativen Gebäudes mit Giebeln im Stil der sog. „tschechischen Renaissance“.
Die Pläne für einen funktionalistischen Neubau des Architekten und Bauherrn František Dus sind mit Juli 1932 datiert und wurden schließlich am 17. September desselben Jahres genehmigt. Im Vergleich zu den Plänen gab es während der Implementierung keine wesentlichen Änderungen, nur die Höhe des obersten Stockwerks musste reduziert werden: „Die oberste Kante des Dachaufbaus wird bei den straßenseitigen Hauswänden um 1,00 m und bei den hofseitigen Hauswänden um 2,40 m reduziert; nur dort, wo das Gebäude an das Nachbarhaus mit der Konskriptionsnr. 556 grenzt, wird die Wand auf einer Länge von neun Metern (von diesem Haus aus gemessen) um nur 1 m reduziert.“
Es war auch problematisch, den Neubau mit Stahlbetonkonstruktion mit den umliegenden Häusern zu verbinden, die vor dem Ersten Weltkrieg errichtet und aus Ziegeln gebaut wurden, da Stahlbeton und Ziegelmauerwerk bei Temperaturänderungen unterschiedliche Dehnbarkeiten aufweisen. Das Gebäude ist daher durch ein anspruchsvolles Dilatationssystem von den Nachbarhäusern getrennt.
Das Äußere wurde als gegliederte Fassade aufgefasst, die sich durch eine abgerundete Ecke mit Bandfenstern und eine große Dachterrasse auszeichnet. Das Erdgeschoss wurde mit Dioritplatten ausgekleidet und das letzte, nach hinten versetzte Stockwerk (in der Baugenehmigung als Dachaufbau bezeichnet) war mit Kacheln ausgekleidet. Die Fassade zwischen Erdgeschoss und erstem Stock dominierte eine große serifenlose Leuchtschrift „AGÁRNÍ ZÁLOŽNA“ sowie „ZEMĚDĚLSKÁ NEMOCENSKÁ POJIŠŤOVNA“. An der abgerundeten Ecke befanden sich noch hohe Masten, auf denen die Staatsflaggen ausgehängt werden konnten.
Der Souterrain umfasste ein selbständiges Lager für das Kaffeehaus, das Archiv der Agrarsparkasse und einen Tresor, der von 52 cm dicken Mauern umgeben war und über eine eigene Treppe aus dem Erdgeschoss im westlichen, zur Palackého gerichteten Teil erreichbar war, sowie Archiv und Lager der Krankenkasse unterhalb des nördlichen Gebäudeteils und einzelne Kellerabteile im straßenseitigen Trakt, während im hofseitigen Teil des Souterrain ein Konferenzsaal der Agrarsparkasse errichtet wurde, mit einer Kapazität von 125 Personen sowie Foyer mit Garderobe, Damen- und Herrentoiletten und einem Möbel- und Werkzeuglager. Außerdem befanden sich hier drei geräumige Lager, die aus drei Geschäften im Erdgeschoss über eine separate Wendeltreppe zugänglich waren.
Im Erdgeschoss befanden sich vor allem die Räume der Agrarbank, und zwar im südwestlichen Trakt des Gebäudes, obwohl man sie durch einen Eingang in der Třída Československé armády betrat. Im westlichsten Teil, der an das Mietshaus von Ladislav Tvrzský anschloss, befand sich ein Kaffeehaus. Die Halle war überraschend klein, sie verfügte über ein Schalterpult, das von einer Glasfläche getrennt war. Die Amtsräume nahmen eine mehr als doppelt so große Fläche ein. Die Räume der Agrarbank umfassten außerdem noch Toiletten und Garderoben für Angestellte und eine Treppe, die zum Tresor in den Souterrain führte. Straßenseitig lagen vier separat begehbare Geschäftslokale, drei davon hatten Lager im Souterrain. Die zwei mittleren Geschäftslokale hatten erhöhte Lagerräume im hinteren Teil, die über vier Stufen erreicht wurden. Unterhalb dieser Lager befand sich der Konferenzsaal mit erhöhter Decke.
Die Landwirtschaftliche Krankenkasse umfasste nur einen kleinen Raum und ein Pult mit drei Schaltern. Den Angestellten der Krankenkasse stand noch eine weitere Räumlichkeit zur Verfügung, wo sich die Versicherungsevidenz, eine Garderobe und eine Toilette befand. Die Versicherung hatte Zugang auf einen eigenständigen Hof und in einen kleinen Garten mit ovalem Beet und einem präpariertem Weg.
Die Verwaltungsabteilung der Agrarsparkasse und der Landwirtschaftlichen Krankenkasse nahm das gesamte erste Stockwerk ein. Insgesamt hatte die Krankenkasse dort drei Büros, einen Raum für die Rechnungsabteilung, ein sog. Komiteezimmer sowie die Ordination des Revisionsarztes; die Agrarbank hatte dort sechs Büros, zwei große Räume für die Rechnungsabteilung, die Direktion sowie einen Sitzungssaal.
Im zweiten Stock befanden sich zwei weitere Büros, die direkt anschlossen an eine Ein-Zimmer-Wohnung mit Küche (Eigentum der Krankenkasse) sowie zwei große Wohnen für den Direktor und einen weiteren hohen Beamten der Agrarsparkasse. Bestandteil der Eckwohnung des Direktors war ein großes Arbeitszimmer, eine Halle mit Salon (wo bereits in den Plänen ein Klavier eingezeichnet war), eine Küche mit Anrichteraum, ein Dienstmädchenzimmer und ein sog. „Damenzimmer“, vermutlich die moderne Variante des Damensalons, dessen Funktion durch die Lage direkt neben der Küche und die nicht allzu große Fläche angedeutet wird. Durch das Arbeitszimmer gelangte man in ein großes Badezimmer mit Badewanne und Toilette, von dort aus führte eine Tür in den privaten Teil der Wohnung – eine geräumige Garderobe, über die man zwei Schlafzimmer erreichte. Die zweite Wohnung hatte weniger repräsentativen Charakter und hatte keinen Bezug zur Arbeit – aus dem Vorzimmer gelangte man in zwei straßenseitig gelegene Zimmer, Schlafzimmer und Küche mit Speisekammer, durch das Dienstmädchenzimmer, Küche und Badezimmer gelangte man ins Bad.
Die Pläne für den dritten Stock sind nicht erhalten, doch lässt sich vermuten, dass die Raumaufteilung der des vierten Stocks sehr ähnlich war. Eine Drei-Zimmer-Wohnung mit Küche (zwei Zimmer und ein Schlafzimmer – in den Plänen war immer ein Doppelbett eingezeichnet) und zwei Zwei-Zimmer-Wohnungen mit Küche, jeweils über eine Treppen durch die Räumlichkeiten der Agrarbank zugänglich, und eine Drei-Zimmer-Wohnung mit Küche, erreichbar über eine Treppe durch die Räumlichkeiten der Krankenkasse. Die Wohnungen, die entweder zur Třída Československé armády oder zur Palackého ulice gingen, verfügten über separate, überdachte Loggias, wobei im dritten Stock keine Loggien vorgesehen waren und die straßenseitigen Zimmer deshalb größer waren. Alle Wohnungen hatten auch ein kleines Zimmer für das Dienstmädchen.
Im obersten Stockwerk, bei dem es sich eigentlich nur um einen länglichen Aufbau mit Gang handelte, befanden sich zwei Wachküchen, ein Trockenraum und acht kleine Lagerräume, die von den einzelnen Wohnungen genutzt wurden. Außerdem befand sich in einer der Waschküchen ein Bad mit Badewanne, das vermutlich von den Dienstmädchen genutzt wurde, die im Haus arbeiteten. Der Rest der bebauten Fläche wurde von einer großen Terrasse mit Pergolas eingenommen.
Neben zwei Treppenschachten, die jeweils über einen Eingang erreicht wurden – von der Agrarbank und der Landwirtschaftlichen Krankenkasse, war ein Personenaufzug im Trakt der Sparkasse installiert, der vom Souterrain bis auf die Dachterrasse ging. Er musste die Normen ČSN 1023 und 1929 erfüllen.
František Dus gehörte zur neuen Generation von Architekten, die erst nach 1918 Architektur studierten und somit eine moderne Ausbildung erhielten. Puristische und später gänzlich avantgardistische Impulse, die von der Prager Szene ab 1925 vermittelt wurden, prägten den Architekten. Das Gebäude von Agrarbank und Landwirtschaftlicher Krankenkasse ist ein Beispiel für die selbstbewusste Aufnahme avantgardistischer Prinzipien und ein Beweis für die Fähigkeit, auf einer Stahlbetonkonstruktion ideenreiche und funktionelle Räumlichkeiten für luxuriöses Wohnen, moderne Amtsräume und ein gemütliches Arbeitsumfeld zu entwerfen. Im Entwurf der Wohnung für den Direktor der Sparkasse zeigt sich – ähnlich wie bei der repräsentativen Wohnung im Palais von Rudolf Steinský-Sehnoutka – der Versuch, die Wohnungen wohlhabender Familien gemäß der Gewohnheiten und Rituale der Aristokratie aus dem letzten Jahrhundert zu konzipieren. Auch in Hradec Králové übernahm die Bourgeoisie, insbesondere was die Ausrichtung von Veranstaltungen und die Freizeit von Männern und Frauen betraf, Konventionen aus der Alten Welt, wobei sie von der linken Architektur-Avantgarde kritisiert wurden.
LZL
Das Gebäude von Agrarsparkasse und Landwirtschaftlicher Krankenkasse befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
- Státní okresní archiv v Hradci Králové, fond Berní správa, dokumentace k objektu čp. 402.
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Marie Benešová; František Toman; Jan Jakl, Salón republiky: Moderní architektura Hradce Králové, Hradec Králové 2000, s. 98.
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Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017, s. 177