Der erste Bau nach dem Abriss der Stadtmauern außerhalb der Altstadt von Hradec Králové begann in der heutigen Komenského und in den Blöcken zwischen Eliščino nábřeží und der Třída ČSA. Der bedeutende lokale Architekt Viktor Weinhengst ersuchte die Prager Architekten Rudolf Němec und Bedřich Bendlmayer, die fortschrittlichsten Vertreter der tschechischen Szene, um ein Projekt für ein eigene repräsentatives Wohnhaus. Beide waren Absolventen der Architekturschule des Wiener Architekten Friedrich Ohmann. Am 12. April 1898 stellte Weinhengst den Antrag auf Baugenehmigung, am 2. Mai desselben Jahres erhielt er die Erlaubnis für den Bau eines neuen zweistöckigen Hauses mit erhöhtem Erdgeschoss auf der Baustelle Nr. 11 in Block B, Konskriptionsnummer 310 am Eliščino nábřeží in Hradec Králové. Der Bau begann im Mai 1898.
Der Baumeister musste verschiedene Bedingungen einhalten, die in Vorschriften festgelegt waren, wie z. B. die Straßenlinie oder die Öffnung aller Fenster und Türen nach Innen. Die Vorschriften forderten auch, dass keine Stufen gebaut werden dürfen, die bis auf den Gehsteig reichen. Der Bürgersteig musste über die gesamte Länge des neuen Hauses und mit einer Breite von drei Metern gebaut werden, sodass er ohne Hindernisse mit denen benachbarter Gebäude verbunden werden konnte; die Bordsteine sollten 30 cm breit und am Fundament angebracht sein. Nach damaligem Usus sollte der Bauherr selbst für die Errichtung des Gehsteigs sorgen.
Die Gewölbedecke über der Treppe wurde unter Verwendung von Traversen hergestellt, und die nicht tragenden Wände (die aus verschiedenen Holz- und Sperrholzkonstruktionen bestehen) sollten sicher genug hergestellt werden. Die Giebelwände wurden in einer Dicke von 1,5 Ziegelsteinen, d. h. 45 cm, ausgeführt. Der Rohbau sollte nach der Fertigstellung sechs Wochen lang unverputzt bleiben, damit das Mauerwerk austrocknen konnte.
Das Gebäude hat ein Untergeschoss, ein erhöhtes Erdgeschoss und zwei Obergeschosse. Im Untergeschoss befand sich ein Lebensmittelgeschäft und einen Fadengeschäft mit den dazugehörigen Einrichtungen, im erhöhten Erdgeschoss und in den oberen Etagen befinden sich zwei Wohnungen auf jeder Etage (insgesamt sechs Wohnungen) mit drei Zimmern, einem Schlafzimmer, einer Küche, einem Vorzimmer und einer Toilette mit Abfluss. Die Räume waren durch Türen miteinander verbunden, wie es damals üblich war, und straßenseitig ausgerichtet; Badezimmer, Speisekammer usw. waren hofseitig ausgerichtet.
Am 2. März 1899 wurde der Bau fertiggestellt und zur Nutzung freigegeben. Viktor Weinhengst erhielt eine Bescheinigung vom Bürgermeisteramt, mit der Erlaubnis, das Objekt ab 15. März 1899 zu bewohnen. Er erhielt die Bescheinigung zum Zwecke der Befreiung von der Haussteuer mit Provinz-, Bezirks- und Gemeindezuschlägen für 18 Jahre, beginnend mit 15. März 1899, auf Grundlage der damaligen Gesetze.
Das Gebäude besticht durch seine Sgraffito-Dekoration der Fassade. Ohmanns Schule war charakteristisch für die Verwendung von Sgraffito-Dekoration oder Fassadenmalerei in ihren Projekten (insbesondere in Mehrfamilienhäusern). Es kann mit Ohmanns Hotel Central oder Bendlmayers Hotel Europa (Šroubek) in Prag verglichen werden. Die beiden seitlichen Vorsprünge sind mit Sgraffito-Bossen ausgekleidet und die Felder rund um die Balkone sind mit Sgraffito-Falten und Vasen verziert. Der mittlere Teil der Fassade befindet sich im erhöhten Untergeschoss, das mit dem Wahrzeichen der Stadt, der Inschrift „Hradec Králové“ und der Datierung L. P. 1898 versehen ist. Der mittlere Teil im ersten Stock wird von einer Nische mit einer Statue von Eliška Pomořanská unterbrochen. Entlang der Nische befinden sich Sgraffitobäume, ergänzt durch die Inschrift „Milujte pravdu, hradečtí, neboť pravda přemáhá“ („Liebet die Wahrheit, Bürger von Hradec Králové, denn die Wahrheit siegt“).
Dana Cvrčková, LZL
Das Haus von Viktor Weinhengst befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Berní správa, dokumentace k objektu čp. 310.
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Bedřich Bendlmayer a Rudolf Němec, Dům v Hradci Králové, Volné směry, 1900, roč. 4, č. 6, s. 187.
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Jakub Potůček, Hradec Králové: Architektura a urbanismus 1895–2009, Hradec Králové 2009