Die Geschichte des Forschungsinstituts für die Glasindustrie (Sklářský ústav) beginnt im Jahr 1923, als das Institut auf Initiative des Handelsministeriums per Dekret gegründet wurde, als Nebeninstitut der Handels- und Gewerbekammer in Hradec Králové, die im bereits bestehenden Gebäude (Konskriptionsnr. 695) untergebracht war. Dank der wachsenden Bedeutung von Forschungs- und Labortätigkeiten in Hradec Králové (z. B. wurde hier das erste tschechische Fachmagazin für Glasindustrie veröffentlicht, außerdem erschien ab 1950 die Zeitschrift Sklář a keramik, dt. „Glasmacher und Keramiker“) erhielt der Architekt Jan Rejchl den Auftrag, ein neues Gebäude zu entwerfen, das 1929 allmählich zu wachsen begann und 1931 eröffnet und in Betrieb genommen wurde.
Die Gebäude des Forschungsinstituts und der Handelskammer waren ursprünglich getrennt vom Innenhof aus zugänglich, doch hat man den Eingang vereinheitlicht, als im Jahr 1942 das Gebäude der Handelskammer umgebaut wurde. Im Erdgeschoss des Forschungsinstituts befanden sich ein Vorraum und zwei technische Labors. Im ersten Stock wurden zwei große Chemielabors und ein Vorbereitungslabor eingerichtet, ergänzt durch ein Vorzimmer und einen sogenannten Wiegeraum, in dem verschiedene Substanzen gewogen wurden. In der obersten Etage befanden sich ein Büro und ein großer Raum namens Optik, in dem Glas für optische Produkte (Linsen für Ferngläser oder Brillen) hergestellt wurde. Darüber hinaus gab es eine separat zugängliche Ausstellungshalle, die man heutzutage als Showroom bezeichnen würde. Nach der Fertigstellung des Forschungsinstituts entwarf Jan Rejchl 1931 einen großen einstöckigen Anbau mit Büros, Materiallagern, weiteren Labors, einer Ein-Zimmer-Wohnung mit Küche für den Hausmeister sowie vor einer großen, separat zugänglichen Mehrzweckhalle, die über zwei Etagen reicht und über ein Giebeldach verfügt. Die anderen Bereiche der Erweiterung bekamen ein Flachdach mit verglasten Dachgauben zur Beleuchtung der Laboratorien.
Das Forschungsinstitut für die Glasindustrie überragte zunächst das benachbarte Gebäude der Bezirkshandelskammer. Erst als man diese im Jahr 1942 umbaute, wurde sie erhöht und das Gesims vereinheitlicht. Im Gegensatz zu der traditionell aufgefassten Bezirkshandelskammer (ursprünglich von Oldřich Liska entworfen) sollte das Gebäude des Forschungsinstituts ein modernes Architekturkonzept darstellen und zugleich die Glasindustrie repräsentieren, sodass die Fassade mit Platten aus milchigem Epoxidharz verkleidet war. Die Attika wurde mit Blech bedeckt, ursprünglich befand sich dort die Leuchtschrift „SKLÁŘSKÝ ÚSTAV“. Für das Gebäude wurde auch ein achteckiger Brunnen entworfen, der heute nicht mehr existiert.
Die für den Erhalt sehr anspruchsvolle Glasfassade wurde nicht erhalten, kurz nach dem Krieg wurde sie durch Kalkputz ersetzt und vor einigen Jahren wurde eine Wärmedämmung angebracht.
LZL und Lucie Šťastná
Das Forschungsinstitut für die Glasindustrie befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Sklářský ústav, s. p. Hradec Králové, Projektová dokumentace – stavební plány, karton č. 182, karton č. 183 a 184.
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Ladislav Zikmund-Lender, Tři generace architektů: Václav st., Václav ml., Jan a Milan Rejchlovi, Hradec Králové 2012, s. 95–96.