Die Villa in der Střelecká-Straße, Konskriptionsnummer 672, wurde für Kamil Nepasický, Direktor der Tschechischen Nationalbank, und seine Ehefrau Marie errichtet. Die Pläne für den Bau des einstöckigen Hauses wurden am 21. Juli 1923 genehmigt und stammen vom Architekten Milan Babuška, der zur gleichen Zeit ein gänzlich puristisches Objekt – die lokale Sokol-Turnhalle – entwarf. Dem Zertifikat vom 21. November 1924 zufolge wurde am 5. September 1923 mit dem Bau der Villa begonnen; fertiggestellt wurde sie am 1. Oktober 1924. Das Äußere entstammt einer Synthese des modernen Barock und des Dekorativismus, insbesondere was die Gliederung der weißen Stuckfassade betrifft. Die straßenseitigen Exterieurs ist reichlich dekoriert, auf der Südseite (der heutigen Nerudova-Straße) wird es von einem umfangreichen figürlichen Relief mit spielenden Putti ergänzt. Die Aufteilung des Hauses entsprach den damaligen Anforderungen an Luxusfamilienhäuser. Im Erdgeschoss befanden sich drei große Zimmer, die wahrscheinlich als Esszimmer, Arbeitszimmer und Salon dienten und den zwei angrenzenden Straßen im Osten und Süden zugewandt waren, während sich der repräsentative Eckraum auch über den Erker mit Blick auf die Střelecká-Straße erstreckte.
Die gartenseitige Westseite des Erdgeschosses umfasste Hauswirtschaftsräume wie eine Küche, eine Speisekammer, einen Raum zum Aufbewahren von Blumen und einen Abstellraum; sie waren wesentlich kleiner. Den inneren Kern des Gebäudes bildete der Eingangsbereich mit Treppe im nördlichen Teil der Villa, die das Erdgeschoss mit dem ersten Stock verband, und von wo aus man auch direkten Zugang zu allen Haupträumen im Obergeschoss hatte. Den Eingangsbereich bildete ein Risalit, in den drei Reihen vertikaler rechteckiger Fenster eingebrochen sind. Der Risalit wird von einem dreieckigen Giebel abgeschlossen. Das Kellergeschoss des Gebäudes wurde für Wartungsarbeiten genutzt und hatte einen separaten Zugang vom Garten. Es gab dort eine zweite Küche, eine Wäscherei, Räumlichkeiten für das Dienstpersonal, einen Technikraum; der verbleibende Raum wurde von Kellerlagern und Abstellkammern eingenommen. Im ersten Stock wurde ein Schlafzimmer für das Ehepaar mit anschließendem Ankleidezimmer und Badezimmer entworfen. Im Dachgeschoss befanden sich zwei nach Osten und Süden ausgerichtete Räume, die jeweils durch zwei Fenster der kunstvoll neobarocken Giebeln beleuchtet wurden, die einen Teil der Walmdachkonstruktion bilden.
Gegenwärtig ist das Äußere des Gebäudes in einem guten, gepflegten Zustand, allerdings wurde im Laufe der Jahre das Innere der Villa in mehrere kleinere Mietbereiche unterteilt.
Dominik Mařák
Kein Denkmalschutz verzeichnet.
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Berní správa, dokumentace k čp. 672
- Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: Kapitoly z dějin architektury 20. století v Hradci Králové, rigorózní práce, Seminář dějin umění, Filozofická fakulta Masarykovy Univerzity, Brno 2015, s. 43
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Marie Benešová; František Toman; Jakl Jan, Salón republiky: Moderní architektura Hradce Králové, Hradec Králové 2000