Bei der Villa von Marie Šanderová handelt es sich um eines der ersten Projekte des Architekten Oldřich Liska in Hradec Králové. Der Bau des Hauses begann im Oktober des Jahres 1908; es wurde am 9. August 1909 fertiggestellt. Die Villa von Marie Šanderová ist ein stark traditionelles, konservatives Projekt, bei dem Elemente des späten Jugendstils und des Neoklassizismus verwendet werden. Das Gebäude hat einen monumentalen, dreieckigen Giebel, in dem sich ein dekoratives Medaillon mit Marienbildnis befindet.
Aus den Plänen vom Oktober 1908 geht hervor, dass Josef Jihlavec die Bauarbeiten leitete. Die Villa befindet sich auf einer Eckparzelle, wo die Střelecká- und Vrchlického-Straße aufeinandertreffen, und wurde in der Mitte der Parzelle errichtet. Teil des Plans war auch der Entwurf von einem dekorativen Holzzaun mit steinernem Sockel. Im Gegensatz zu den Plänen wurde das Fachwerk schließlich nicht in dem Ausmaß realisiert, wie Liska ursprünglich entworfen hatte. Der Grundriss des Gebäudes ist rechteckig, eine Ausnahme bildet der polygonale Erker, der eine Ecke dominiert und Teil des Wohnzimmers ist. Die Villa hat ein Untergeschoss, zwei oberirdische Etagen sowie ein unbewohnbares Dachgeschoss. Alle Stockwerke mit Ausnahme des Dachgeschosses werden durch eine Treppe verbunden. Die Raumaufteilung aus dem Jahr 1908 entspricht den Ansprüchen der damaligen Zeit. Im Kellergeschoss befanden sich ein Badezimmer und Lagerräume, die über einen Verbindungsgang zugänglich sind. Der Eingang ins Haus führt durch einen überdachten Windfang. Durch ihn gelangt man in ein Vorzimmer, wo sich auch die Treppe befindet. Im Erdgeschoss ist eine größere Wohnung vorzufinden, mit Küche, Vorratsraum und einem Zimmer für das Dienstmädchen, einem sehr geräumigen Esszimmer, einem Wohnzimmer sowie Schlafzimmer mit angeschlossenem Bad. Im ersten Stock befanden sich Mieträumlichkeiten: ein Zimmer mit Küche. Den Rest nahm der Dachboden ein, der ursprünglich auf die Wohnungen im Erdgeschoss und im ersten Stock aufgeteilt werden sollte, zur Realisierung kam es jedoch nicht, wie aus den Anmerkungen in den Plänen hervorgeht.
Zur Zeit befindet sich das Gebäude in gutem Zustand, viele originale Elemente haben sich erhalten. Drei Seiten der Fassade sind im ursprünglichen Zustand erhalten, die Seite zur Vrchlického-Straße ist weiß gestrichen; vermutlich wurde sie im Laufe der Jahre renoviert.
Terezie Jůzová
Kein Denkmalschutz verzeichnet.
- Archiv stavebního odboru Magistrátu města Hradec Králové, dokumentace k čp. 217
- Matěj Bekera, Architekt Oldřich Liska a jeho působení v královéhradeckých projekčních kancelářích, diplomová práce, Filozofická fakulta Univerzity Hradec Králové, Hradec Králové 2017, s. 27, 87
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Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017, s. 147–149