Die Firma des Baumeisters Robert Schmidt gehörte zu den führenden Bauunternehmen und realisierte zahlreiche Miets- und Einfamilienhäuser sowie öffentliche Gebäude. Schmidt kooperierte mit führenden Architekten aus Hradec Králové und Prag, darunter Rudolf Němec und später auch Josef Gočár. Rudolf Němec entwarf auch eine Villa für den Bauingenieur Schmidt, die an der Grenze der Gemeinden Hradec Králové und Pražské Předměstí errichtet wurde.
Schmidts Villa wurde inspiriert durch den damals sehr beliebten Typ des englischen Einfamilienhauses. Sie verfügt über ein zentrales Zimmer mit Treppe, die einen Teil des Wohnbereiches bildet und über zwei Stockwerke reicht. So werden Wohn- und funktionale Zwecke verbunden. Dieses zentrale Wohnzimmer dominiert ein Kamin – als Symbol für Verwurzelung, Sicherheit und Wärme. Němec‘ Projekt stand deutlich unter dem Einfluss von ähnlichen Projekten des Architekten Jan Kotěra, vor allem aus dessen früher Schaffensperiode.
Dem Muster des englischen Landhauses folgend gestaltete Rudolf Němec zunächst funktionelle Innenräume rund um das zentrale Treppenhaus, von wo aus die repräsentativen Räumlichkeiten wie das Wohnzimmer oder das Esszimmer mit Terrasse zugänglich waren, aber auch die Küche und das Schlafzimmer, das direkt mit einem Badezimmer verbunden war. Die Holztreppe schließt mit einer Galerie, von dort aus gelangt man zu zwei Gästezimmern. Die Villa ist unterkellert. Basierend auf dieser funktionellen Raumaufteilung entwarf der Architekt später das Äußere des Hauses, ebenfalls mit Elementen, die für Kotěras Arbeiten typisch sind. Němec war von dessen schlichter Architektur offensichtlich inspirierte, jedoch ist die Villa von Robert Schmidt viel üppiger verziert. Eine ornamentale, rund um die Fenster verlaufende Linie und künstlerische Details aus Metall ergänzen
das „Kotěra’sche“ glatte Äußere der Villa mit abgeschrägten Pylonen. Die Giebel sind mit Holzelementen ausgestaltet, die Ecke des Hauses mit Bossen aus unverputzten gelben Ziegelsteinen. Ein Häuschen für den Kutscher samt Statt, ein Schuppen und ein Kiosk waren ebenfalls Teil des abgeschlossenen Areals mit organisch geformten Beeten und dekorativem Grün, durch welche das Haus eher an einen ländlichen Hof erinnert. 1929 wurde ein Projektbüro für Robert Schmidts Unternehmen angebaut.
Gegenwärtig befinden sich Büroräumlichkeiten in der Villa, im Souterrain gibt es eine Vinothek. Die Villa wurde kürzlich rekonstruiert und mit Wärmedämmung versehen, jedoch wurden alle dekorativen Elemente der Fassade originalgetreu übertragen.
Lenka Honková
Kein Denkmalschutz verzeichnet.
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Berní správa, dokumentace k čp. 346
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Petr Urlich (ed.), Slavné vily Královéhradeckého kraje, Praha 2007, s. 42–44
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Jakub Potůček, Hradec Králové: Architektura a urbanismus, 1895–2009, Hradec Králové 2009, s. 21