Das dominante Eckgebäude, das sich an der Kreuzung der Havlíčkova- und Tylova-Straße befindet, war ursprünglich mit der einfachen, jedoch luxuriös wirkenden Aufschrift „Agrární banka“ (dt. „Agrarbank“) aus dem Jahr 1939 versehen. Es schmückte die Fassade und befand sich direkt über dem Haupteingang im obersten Stockwerk. Das neue Objekt der Agrarbank ersetzte kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ein älteres Gebäude.
In den Jahren 1896–1897 beteiligte sich der Baumeister František L. Hellmann an der Realisierung des Projekts, das von der Reservekreditanstalt in Auftrag gegeben wurde. Es handelte sich um ein dreistöckiges Haus mit historisierender Fassade. Im Erdgeschoss befanden sich Geschäftslokale und ein Restaurant, in den oberen Stockwerken Wohneinheiten. Auch eine städtische Waage wurde vor dem Gebäude errichtet. In den späteren Jahren erweiterte der Eigentümer Václav Nevyhoštěný das Gasthaus angeblich, indem er die Wohneinheiten zum Zimmern umfunktionierte, in denen sexuelle Dienstleistungen gegen Geld angeboten wurden.
Im Jahr 1938 wurde das Haus von der tschechoslowakischen Agrarbank gekauft. Die neue Funktion und das Erscheinungsbild des Objekts wurden von den Architekten Jindřich Freiwald und Jaroslav Böhm geplant. Die beiden gründeten im Jahr 1921 ein Atelier und verfügten bereits über Erfahrung mit ähnlichen Objekten, beispielsweise entwarfen sie eine Reihe von Gebäuden für die Tschechische Sparkasse in ländlichem Gebiet. Der Umbau der Agrarbank bestand in der Neuaufteilung der Räumlichkeiten, einem Dachausbau und einem neuen Fassadenkonzept. Die Änderungen der Räumlichkeiten betrafen vor allem das Erdgeschoss: die Geschäftsräumlichkeiten wurden aufgelassen und die Gaststätte durch ein Restaurant ersetzt. Im Zuge dessen entstand das Foyer der Bank. Die Gestaltung des Äußeren änderte sich maßgeblich. Das Erdgeschoss wurde mit Travertin (Kalksinter) ausgekleidet. Die hell verputzten, einfachen Lisenen teilen die Fassade vertikal zwischen den Fenstern. Die dadurch entstehenden Rahmen wurden mit unverputztem Sichtmauerwerk ausgekleidet, wodurch man an die lokale Bautradition anknüpfte. Die Fassade wird von einem markanten Kranzgesims mit Regulae abgeschlossen, aus dem Dach ragt eine längliche Gaube mit vier Fenstern.
Nach 1948 hatte hier die Zentralbank ihren Sitz. Sie nutzte das gesamte Gebäude inklusive Wohneinheiten. Nach dem Jahr 1989 befand sich das Gebäude einige Jahre im Besitz der Tschechischen Nationalbank, bis es 1997 vom Tschechischen Rundfunk erworben wurde, der bis dato der Rundfunk seinen Sitz in der ehemaligen Villa von Karel und Malča Fuchs hatte.n1998–1999 wurde das Objekt nach Plänen der Architekten Karel Plocek und Martin Misík umfangreich rekonstruiert. Der Entwurf umfasste auch die Innenausstattung und kombinierte verschiedene Farbtöne und Materialien, ergänzt durch dekorative Gipskartonplatten, die als repräsentativ für die Ästhetik der 90er Jahre gelten.
Filip Bala
Das Gebäude der Agrarbank befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Berní správa, dokumentace k čp. 292
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Jan Herget; Martin Suchánek; Ester Havlová, Budovy, které mluví. Praha: Radioservis, 2018, s. 87–95
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Michal Šeba, Tady bydlí rozhlas, Quartier, 2019, č. 11
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[Pavlína Pospíšilová], Dvacet let v domě s nevšedním příběhem, Radnice, 2019, č. 13, s. 1