Als der Architekt Václav Rejchl jun., Sohn von Václav Rejchl sen., Ende der 1920er Jahre bedeutende Bau- und Konstruktionsaufträge erhielt, beschloss er, ein eigenes Miethaus in der Kotěrova-Straße zu errichten. Nach Fertigstellung bezog er gemeinsam mit seiner Familie eine sehr geräumige Wohnung im ersten Stock, die über gesamte Etage reicht. Das Baugrundstück kaufte der Architekt bereits 1916, als die Preise erheblich niedriger waren.
Das Haus verfügt über vier Wohnebenen, ein Dachgeschoss mit Blick auf den Innenhof und ein Untergeschoss. Die geräumigen Wohnungen mit großen Zimmern reichen jeweils über die ganze Etage. Das Gebäude hat einen Haupteingang und einen Zugang zum Innenhof. Das Satteldach ist mit roten Ziegeln bedeckt. Die Konstruktion besteht aus drei Tragwänden. Die vertikalen Strukturen sind aus Ziegelstein, die horizontalen aus Holz. Die Erkerfenster an der Vorderfassade sind in drei Achsen unterteilt und in jedem Stockwerk durch eine markant hervortretende Wandfläche horizontal gegliedert.
Im ursprünglichen Entwurf verwendete Václav Rejchl jun. ein Motiv aus dem im Jahr 1913 von Bohumil Waigant entworfenen Wohnhaus (Konskriptionsnr. 543), in dem sich Rejchls Büro befand: ein konvex gewölbtes Fensterband. Er wiederholte dieses Motiv auf anderen Etagen und trennte die Fenster durch breite Streifen hervorstehenden Materials. Das städtische Bauamt genehmigte die Fassade jedoch nicht, und der Architekt musste sie anpassen, um eine Baugenehmigung zu erhalten. So erhielt sie ihr heutiges Aussehen. Die Fensterbrüstungsstreifen erzeugen eine plastische Fassade, die sich im obersten Stockwerk durch einen länglichen Balkon abgeschlossen wird. Für damalige Verhältnisse war das Haus zeitlos, frei von dekorativen Elementen, die Rejchl noch zwei Jahre zuvor für seine Gebäude verwendet hatte. Eine Koks-Zentralheizung und geräumige, durch Erkerfenster beleuchtete Räume boten komfortables Wohnen.
Nach 1989 wurde der Familie von Václav Rejchl jun. das Haus restituiert. Es befindet sich im Besitz der Enkelin von Václav Rejchl jun. Im Jahr 2019 wurde die Wohnung der Eigentümerin umgebaut und die von lokalen Tischlern angefertigten Erkerfenster ausgetauscht.
Michael Pavliš
Das Mietshaus befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Berní správa Hradec Králové, dokumentace k čp. 671–720
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Ladislav Zikmund-Lender, Tři generace architektů: Václav st., Václav ml., Jan a Milan Rejchlovi, Hradec Králové 2012, s. 59–60