Die Idee zum Masaryk-Platz (bis 1931 Hus-Platz) wurde im Bauplan der Architekten Oldřich Liska und Václav Rejchl im Jahr 1911 entwickelt. Josef Gočár wurde durch den Bürgermeister der Stadt, František Ulrich, mit der raumplanerischen Aufbereitung des Platzes beauftragt. Der Architekt kehrte im Jahr 1922 in die Stadt zurück, um für eine Filiale der Anglo- Tschechoslowakischen Bank (kurz Anglobank) ein Gebäude zu entwerfen.
Ursprünglich begann Alois Lípa bereits im Oktober 1922 mit der Bebauung der Eckparzelle, doch im Juni 1923 kaufte die Anglobank das Grundstück mitsamt dem noch nicht fertiggestellten viergeschossigen Haus. Gočár überarbeitete dann die Pläne im Auftrag der Bank. Nach der Fertigstellung vereinheitlichte der Architekt auch die Fassaden der umliegenden Häuser. Um deren Höhe zu erhalten, brachte er oberhalb des zweiten Stocks ein robustes Gesims an und teilte den dritten Stock optisch in kleinere Fenster (Entwurf 1923–1924, Baumeister Fňouk). So entstand ein Fassadenbogen auf dem Masaryk-Platz – eine würdige Kulisse für das Denkmal zu Ehren des ersten Präsidenten der Tschechoslowakischen Republik. Das Dachgeschoss des Gebäudes wird von einer massiven Attika abgeschlossen.
Man muss das Gebäude der Anglobank als Bestandteil des ganzen Platzes betrachten. Feierlichkeiten prägten die Atmosphäre der wachsenden Stadt und sorgten für Optimismus. Eine wichtige Rolle hierbei spielte auch die moderne Architektur. Den Platz mit dem Denkmal für den Präsidenten konzipierte man für feierliche Anlässe und Veranstaltungen, die mit der Selbständigkeit der Tschechoslowakei verbunden waren. Davon zeugen einerseits die angebaute Häuserkulisse hinter dem Denkmal und die Offenheit des Platzes, andererseits auch die kleineren Ausmaße des Denkmals und ihr monumentales Ausklingen. Die Ausführung des Denkmals und die Gestaltung der Umgebung geschah in den Jahren 1926–1927.
Gočár entwarf die architektonische Gestalt des Denkmals, ihm oblag die Aufsicht bei seiner Errichtung und Ausgestaltung im Atelier des Bildhauers Otto Gutfreund. Zunächst wurden Jan Štursa und Pavel Janák mit der Ausführung beauftragt, doch Štursa befand sich bald darauf in einer schweren Lebens- und Schaffenskrise, und trotz Erhalt einer hohen Vorauszahlung brachte er den Auftrag nicht zu Ende. Nach Štursas Selbstmord übernahm Gočár im Juli 1925 den Auftrag. Enthüllt wurde das Denkmal zu Ehren des Präsidenten am 28.10.1926, dem Jahrestag der Gründung der Republik. Nicht nur der Präsident, sondern auch die Urheber des Platzes bzw. des Denkmals – der Bildhauer Gutfreund und der Architekt Gočár – befanden sich unter den Gästen. Der Präsident kommentierte das Denkmal mit folgenden Worten: „Das ist das Denkmal, dass Sie mir errichtet haben? Ein Denkmal zu Lebzeiten, was für eine komische Sache. Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat: normalerweise erhält man sowas erst nach dem Tod. Das ist eine Warnung: Pass auf! Pass auf!“
Die ursprünglich für den vorherigen Eigentümer des Hauses angefertigte Baudokumentation aus dem Juli 1922 wurde im März 1923 von Gočár überarbeitet. Die Baupläne zur Realisierung stammen von Baumeister Josef Fňouk aus Hradec Králové. Im Oktober 1922 wurde durch die Firma von Alois Lípa mit den Bauarbeiten begonnen, beendet wurden sie im November 1923. Zu dem Zeitpunkt gehörte das Objekt bereits der Anglo-Tschechoslowakischen Bank, die das Grundstück samt Rohbau im Juli 1923 erworben hatte. Im Laufe der Bauarbeiten wurde der Architekt im Jahr 1923 aufgefordert, sich an dem beschränkten Wettbewerb für die staatliche Fachschule für Gerberei zu beteiligen.
Das Eckhaus ist ein Beweis für die Architektur des tschechischen Rondokubismus. Das viergeschossige Haus verfügt über eine hohe, markante Attika und konkav gebogene Ecken. Typisch ist das letzte Stockwerk mit seinem bogenförmigen Attika-Gesims. Gočár konzipierte es „im Gewand der Zeit – dem bogenförmigen Rondokubismus.“ Die beinahe renaissancehafte Attika stellte damals eine Neuheit in Gočárs Werk dar. Sie wird von einem symbolhaften M abgeschlossen und ist auch auf drei Gebäuden in der Umgebung zu finden.
Der Eingang ist mit poliertem schwedischem Granit verkleidet. Die zur Straße Čelakovského gewandte Fassade hat sechs Fensterachsen, die Eckfassade insgesamt zwölf. Die Frontseiten zeichnen sich durch markante plastische Gliederung aus. Ein schräger, glatter Fries oberhalb des Erdgeschosses und das Hautgesims über dem zweiten Stock teilen das Bauwerk horizontal in drei Einheiten. Im Erdgeschoss befanden sich eine Bank und ein Laden, die Fenstergitter sind erhalten geblieben. In den oberen Stockwerken gab es Wohnungen, im Jahr 1924 waren es insgesamt elf. Hinter der Halle befanden sich Büros. Die Verkaufsräumlichkeiten breiten sich straßenseitig und teilweise auch hofseitig nach hinten aus, auf dem Dach befindet sich eine Terrasse. Das gesamte Objekt ist unterkellert.
Gočár entwarf die komplette Innenausstattung in den Jahren 1922–1923: den Saal mit Holzverkleidung an den Wänden, die Schalter der Bank, das Mobiliar, die Beleuchtung, die Beschläge der Türen, das Geländer und die Fenstergitter. An den Wänden der Eingangshalle der Bank befinden sich noch die originale Holzverkleidung, die Kassettendecke und acht Messinglampen. Die Bankschalter mit Holz-Messing-Kombination und das Originalmobiliar, produziert von der Möbelfabrik Josef Nevyhoštěný aus Hradec Králové, wurden entfernt. Erhalten sind der schwarzweiße Granit an den Wänden im Windfang sowie die Holztür am Haupteingang mit Oberlicht und das Messinglicht an der Fassade.
Der Kritiker Oldřich Starý machte auf die Dynamik des Gebäudes aufmerksam und beschrieb Gočárs rondokubistische Phase als „im Grunde genommen barocken plastischen Dekorativismus.“ Marie Benešová sieht im Giebel des Gebäudes einen neuen „Zug eines tief ausgestalteten Komplexes, rhythmisiert, einer scheinbar unendlich beweglichen Masse.“ Das Fehlen von Bögen und runden Formen macht das Haus zu einem „ungewöhnlich ruhigen rondokubistischen Bauwerk.“
Später hatte die Tschechoslowakische Nationalbank hier ihren Sitz. In den Jahren 1948–1949 wurde im Erdgeschoss die Nationale Kreisversicherung untergebracht, im Jahr 1959 statt des Gesundheitszentrums ein Postamt. Seit dem Jahr 1994 hat eine Filiale der Kommerzbank (Komerční banka) hier ihren Sitz.
Im Jahr 1934 wurden bei zwei zur Straße Čelakovského ausgerichteten Fenstern im Erdgeschoss Schaufenster installiert. In den Jahren 1950, 1961 und 1965 wurden sog. übergroße Wohnungen aufgeteilt und zu kleineren Wohnungen umgebaut.
Im Jahr 1985 wurden die Verkaufsräumlichkeiten einschließlich Schaufenster umgebaut.
ZH
Seit 1964 unter der Registernummer ÚSKP 13493/6-539 als Kulturdenkmal eingetragen, befindet sich im denkmalgeschützten Bereich der Stadt (MPZ).
- Státní okresní archiv v Hradci Králové, fond: Václav Rejchl, neinventarizováno, blíže neurčená přednáška o stavebním vývoji Hradce Králové, 15 stran strojopisu, nestr.
-
Prezident Masaryk v Hradci Králové, Osvěta lidu 1929, XXXII, č. 40, 25. 5. 1929, s. 1
-
Jakub Potůček, Hradec Králové: Architektura a urbanismus 1895–2009, Hradec Králové 2009, s. 67
-
Daniela Karasová; Jiří Kotalík; Zdeněk Lukeš; Pavel Panoch, Josef Gočár, Praha 2010, s. 106–107; 334
-
Jindřich Bořecký; Ivan Exner; Martin Novotný; Tomáš Novotný, Josef Gočár, Otakar Novotný, Praha 2011, s. 98–99