Im Frühjahr des Jahres 1911 bekam Františka Cardová, die spätere Eigentümerin des Hauses und die Ehefrau des Bäckers Josef Carda aus Hradec Králové, zwar die Baugenehmigung zur Errichtung eines zweigeschossigen Zinshauses, doch der Entwurf der Fassade wurde abgelehnt aufgrund der Achse des Daches und der Höhe des Firsts, die nicht mit den benachbarten Neubauten harmonisierten. Františka Cardová musste deshalb ein neues Projekt vorlegen, bei dem die Frontseite angepasst worden war. Die bemessenen und nüchternen Formen der geometrischen Moderne, die das Werk des Prager Architekten schon zu Studienzeiten und auch danach kennzeichneten und durch die sich eine klare Entwicklungslinie abzeichnete, sind in diesem Projekt allerdings nicht auszumachen. Der abgelehnte Entwurf war zur Gänze im Jugendstil gehalten, mit einer dekorativ konzipierten Fassade mit verdichteten Spiralen und floralen Ornamenten unterhalb des Hauptgesimses im obersten Stockwerk, jedoch mit einfacher Basissubstanz in den anderen Stockwerken. Vier Monate später konzipierte Waigant einen neuen Entwurf mit noch stärkeren und deutlicheren Dekorelementen, bei denen die Rhythmik von sechs konkav gewölbten Nischen an der Fassade. Dieses Konzept hat man genehmigt und der im Oktober 1911 wurde der Bau fertiggestellt.
Das oberste Gesims durch die modellierte Riffelung horizontal profiliert und vor die Hauptfassade gesetzt. Die Frontseite des Carda-Hauses ist reichlich verziert mit plastischen Elementen, nicht nur mit den von Waigant so gern verwendeten spiralförmigen Stuckelementen, sondern auch mit kannelierten Teilen, die die Fläche „durchziehen“. Die Fassade ist außerdem an jeder Fensterachse nach innen gewölbt, deshalb entsteht ein insgesamt wellenförmiger Eindruck, ähnlich wie an der Fassade des zweiten Stockwerks beim Haus mit der Konskriptionsnummer 543 an der Straße Československé armády. Verstärkt wird dies auch durch die vertikalen Mauerblenden (Lisenen) zwischen den Fenstern, die die einzelnen Achsen unterteilen.
Das erste und zweite Stockwerk verfügt über denselben Grundriss, es befinden sich dort jeweils zwei Wohnungen mit zwei Zimmern sowie Küche und Bad.
Im Jahr 1947, als sich das Haus bereits im Besitz der Söhne Karel und Vladimir Carda befand, und das Erdgeschoss der Herstellung und dem Verkauf von Brot diente, wurde das Portal unterhalb des Kordongesimses über die Gesamtlänge des Gebäudes verändert. Oberhalb des Eingangs hat man ein hervortretendes Gesims errichtet, auf dem sich zu jener Zeit der Firmenname Cardovo pekářství (Bäckerei Carda) befand. Leider wurden im Zuge dieser Umbauarbeiten zwei markante plastische Elemente in den Ecken des Erdgeschosses enfternt, nämlich karikierte Maskarone, die einen alten Chinesen zeigten sowie Dreiviertelsäulen, die illusorisch gegen den Sockel des Geschosses gestützt waren, und Stuckverzierungen, die jener unterhalb der Fensterbretter im zweiten Stockwerk ähnelten.
Das Haus mit der Konskriptionsnummer 512 unterscheidet sich durch seine dekorative und zarte Gestalt ganz klar vom zeitlosen Charakter der vorhergehenden progressiven Realisierungen Waigants. Der Architekt entfernte sich durch diesen Entwurf für einige Jahre vom „Kotěra-Stil“. Es handelt sich um einen eigenartigen, gegliederten Architekturstil, an dem sich auch Antonín Waigant, der Bruder des Architekten, beteiligte. Neuere Umbauarbeiten des bereits veränderten Erdgeschosses schwächten die Wirkung des Bauwerks, das ein Zeugnis architektonischer Details von hoher handwerklicher Qualität abgibt und einen Beitrag zum Gesamteindruck der Fußgängerzone im Zentrum der Stadt Hradec Králové leistet.
SS
Das Zinshaus an der Adresse Švehlova 512/14 ist als denkmalgeschützte Immobilie im Zentralen Verzeichnis kultureller Denkmäler der Tschechischen Republik unter der Nummer 32715/6-4524 registriert.
- Archiv Muzea východních Čech v Hradci Králové, fotoarchiv čp. 512
- Archiv stavebního odboru Magistrátu města Hradce Králové, katastr H. K., čp. 512
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond: Berní správa, katastr Hradec Králové, čp. 512 užitá pro soupis architektury
- Salma Soppe, Architekt Bohumil Waigant (1885–1930) (rigorózní práce), Katedra dějin umění a kulturního dědictví FF Ostravské univerzity, Ostrava 2013
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Karel Herain, Ulrichův Hradec Králové, Umění, 1930, roč. III, s. 289–356
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Marie Benešová; František Toman; Jan Jakl, Salón republiky. Moderní architektura Hradce Králové, Hradec Králové 2000