- Rathaus in der Prager Vorstadt (Stadtviertel Pražské Předměstí) , Sukovy Sady 660
- Villa der Familie Nepasický, Střelecká 672
- Mietshaus von Karel Schulz, Tomkova 182 a 193
- Wohnhäuser für Angestellte der Staatlichen Eisenbahn , třída Karla IV. 640
- Mietshaus von Miroslav Hajniš und Božena Hajnišová, Klumparova 833
- Reservekreditanstalt, Velké náměstí 140/16a
- Fachschule für Gerberei , Hradecká 647/2
- Alois-Rašín-Gymnasium (heute Tyl-Gymnasium), Tylovo nábřeží 682/12
- Palais der Ersten Tschechischen Wechselseitigen Versicherung, Divišova 829
- Erstes Palais der Reservekreditanstalt , Tomkova 177/17
- Wohnhaus von Anna und Oldřich Liska, Švehlova 633
- Gebäude der Firma Josef Seyfried, Pražská 111
- Wohnhäuser des Unternehmers Karel Skuherský und seiner Angestellten , Resslova 600, 601, 602 a 603
Die Firma von Václav Nekvasil hatte ihren Sitz im Prager Stadtteil Karlín. Während ihrer Blütezeit Ende der 1920er Jahre handelte es sich dabei einige Jahre lang um die größte Baufirma in der Tschechoslowakei. In einer Bausaison wurden 14 500 Arbeiter gemietet, fest angestellt waren über 300 Beschäftigte. Auf tschechoslowakischem Gebiet errichtete sie fünf Filialen. Die Filiale Hradec wurde im Jahr 1920 geschlossen bzw. mit der Firma von Robert Schmidt zusammengelegt.
Der Gründer der Firma, Václav Nekvasil, stammte aus der Familie eines Bauern und Wagnermeisters aus Kbely bei Prag. Nach dem Studium an der Prager Technischen Universität und nach unternehmerischen Anfängen in einer Fabrik für Dachpappe in seiner Heimatstadt Kbely arbeitete er sich dank einiger Aufträge für die tschechische Zuckerindustrie unter die größten heimischen Bauunternehmer hoch und ab dem Jahr 1882 bekam er in großen Ausmaß Aufträge für monumentale öffentliche Gebäude. Deren Realisierung geschah unter dem Einfluss der tschechischen Politik des „passiven Widerstands“ gegen Wien. Aktiv beteiligte sich Nekvasil ab dem Jahr 1880 in der Politik, indem er eine unabhängige Wahlkandidatin der tschechischen Mitglieder der Prager Handels- und Gewerbekammer leitete. In den Jahren 1887–1895 war er Abgeordneter zum Tschechischen Landtag und arbeitete mit dem Prager Magistrat zusammen. Für seine Verdienste wurden ihm der Titel des kaiserlichen Baurates und der Franz-Josef-Orden verleihen.
Ostböhmen spielte in Nekvasils unternehmerischen Anfängen wegen seiner ersten großen Bauaufträge aus den Jahren 1867–1871 eine bedeutende Rolle. Sie stammten von Aristokraten, die zu den böhmischen verfassungsrechtlichen Großgrundbesitzern gehörten. Teilhaber an den Anfängen von Nekvasils selbständiger unternehmerischer Tätigkeit war zwischen 1867 und 1868 der ostböhmische Unternehmer Antonín Čerych, einer der Gründer der Reservekreditanstalt in Hradec Králové. Die Firma von Václav Nekvasil befindet sich auch unter den Kunden, die einen Kredit dieser Bank empfingen; außerdem führte sie die Bauarbeiten beider Gebäude dieser Bank in Hradec Králové durch. Später näherte sich die Firma Nekvasil den Prager Investitionsgruppen großer tschechischer Banken. Die Verbindung mit dem ostböhmischen Geldinstitut dauerte jedoch an, Beweis dafür könnte die Fusion dieser Bank mit der Tschechischen Industriebank sein (1923), in welcher der Eigentümer der Firma Nekvasil eine bedeutende Funktion innehatte.
Im Jahr 1906 wurde die Firma durch den Sohn von Václav Nekvasil, Otakar (1869–1933) übernommen. Dieser studierte an der Technischen Hochschule in Prag das Fach Architektur und Bauwesen. Er übernahm auch die Nähe zur Investmentgruppe um die Reservekreditanstalt. So hatte die Familie einen bedeutenden Anteil an der Ersten böhmisch-mährischen Maschinenfabrik (tsch. „První českomoravské továrně na stroje“) in Libeň, die Maschinen an Zuckerfabriken und Brauereien lieferte, die wiederum von Nekvasil gebaut wurden. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg kooperierte Otakar Nekvasil mit der Industriebank und in der neu gegründeten Republik näherte er sich der Investmentgruppe rund um die Škoda-Werke. Dank seiner Verwandtschaftsbeziehungen verfügte er über hohes gesellschaftliches Kapital: Sein Schwager war der Přemysl Šámal, der Kanzler des Präsidenten. Außerdem war Otakar Nekvasil ein bedeutendes Mitglied des Tschechoslowakischen Autoklubs, wo sich die gesellschaftliche Elite jener Zeit konzentrierte.
Die Firma Nekvasil beteiligte sich an den emblematischen Gebäuden von Josef Gočár, die in Hradec Králové errichtet wurden. Nicht weniger wichtig ist jedoch auch die Kooperation der Stadt bei der Erfüllung des Gesetzes über die Unterstützung des Baugewerbes, dessen Gesandter Otakar Nekvasil war, als Abgeordneter der Nationalversammlung. Dieses Gesetz wurde im Mai 1919 genehmigt und bezog sich auf Gebäude, die in diesem Jahr begonnen wurden. Ohne die städtischen und genossenschaftlichen Wohnhäuser Hradec Králové hätte dieses Gesetz kaum an Bedeutung gewonnen. In der gesamten Republik wurden nur 23 Wohnhäuser mit dem aus diesem Gesetz resultierenden staatlichen Beitrag gebaut, und mehr als zwei Drittel von ihnen (insgesamt 16) befanden sich in Hradec Králové. Die Gültigkeit dieses Gesetzes wurde daher in den folgenden Jahren verlängert, und die vom Gesetzgeber beabsichtigte Wirkung, d. h. die Lösung der Wohnungsnot, kam allmählich zum Tragen.
Nach dem Tod von Otokar Nekvasil im Jahr 1934 wurde die Investitionstätigkeit des Familienunternehmens beendet, wofür 1930 Vorbereitungen getroffen wurden. Die Leitung des Unternehmens übernahm Ing. Václav Nekvasil (1904–1980). In der dritten Generation war es jedoch nicht mehr möglich, das Unternehmen in der Form zu halten, und 1937 ging das Unternehmen in ein Insolvenzverfahren. Nach dem Krieg wurde das Unternehmen aufgrund der Kriegsverlangsamung im Oktober 1945 nicht von der ersten Verstaatlichungswelle getroffen. 1948 wurde es jedoch verstaatlicht und sein Eigentum in ein nationales Unternehmen in Prag eingegliedert.
Vieles aus der politischen und wirtschaftlichen Geschichte Böhmens und Mährens zwischen 1867 bis 1948 lässt sich anhand der Realisierungen der Firma Václav Nekvasil beschreiben. Auf der Liste der Realisierungen können politische, wirtschaftliche, aber auch philanthropische Interessen der unmittelbaren Umgebung der Familie Nekvasil betrachtet werden.
LN
1868
Zuckerfabrik in Choltice für den Grafen Theodor Thun (Architekt: Václav Nekvasil, Bauherr: Antonín Čerych)
1869
Wirtschaftshof des Baron Parisch in Žamberk
1870
Zuckerfabrik des Großgrundbesitzers Bedřich Karel Kinský in Kostelec nad Orlicí
Aktien-Zuckerfabrik in Opatovice (Opatovický společný rolnický cukrovar)
1871
Zuckerfabrik des Obersten Marschall des Böhmischen Königreichs Fürst Jiří Kristián Lobkowicz in Rožďalovice
1873–1879
Bahngebäude in Bayern
Großes Schulgebäude in Cheb
1882–1884
Gebäude der Kunstgewerbeschule (Umělecko-průmyslová škola) und der Malerakademie (Malířská akademie) in Prag, Palachovo náměstí 1 (als Bauherr, Architekt: František Schmoranz sen.)
Rathaus in Prag-Karlín
1886–1888
Haftanstalt in Prag-Pankrác
1890
Reiterkaserne in Vysoké Mýto
1891
Tschechoslowakische Handelsakademie in Prag, Resslova
1892
Königliche Böhmische Landes-Besserungsanstalt in Opatovice nad Labem
1895
Reiterkaserne in Pardubice
1897
Mälzerei der Braubürgerschaft in Hradec Králové
1898
Kadettenschule in Hradčany, heute Sitz des Verteidigungsministeriums
1899
Brauerei Braník, Prag
1903
Rudolfinum, Diözesaninstitut für Taubstumme in Hradec Králové (als Baumeister Architekt Arnošt Jenčovský)
1904
Genossenschaftslagerräume in Hradec Králové-Kukleny, Getreidespeicher der Landwirtschaftsgenossenschaft Hradec Králové in Hradec Králové und Nechanice
Palais der Handels- und Gewerbekammer in Prag, Náměstí Republiky
1905
Akademisches Gymnasium in Prag (heutiges Gebäude des Prager Konservatorium)
Bankgebäude der Filiale der Österreichisch-ungarischen Bank in Hradec Králové (Abriss 1933)
Reservekreditanstalt in Hradec Králové, Tomkova 177 (als Baumeister, Architekt: Rudolf Němec)
Mietshaus von Karel Schulz in Hradec Králové, Tomkova 182, 193 (als Baumeister, Architekt: Rudolf Němec)
1906
Gymnasium in Třeboň
1907
Institut für psychische Erkrankungen in Prag-Bohnice, 16 Gebäude; 1908 weitere 7 Gebäude
Institut für psychische Erkrankungen in Horní Beřkovice, 3 Gebäude
Palais der Filiale Wiener Bankverein in Prag, Na Můstku (als Baumeister, Architekt: Josef Zasche)
Monumentales Gebäude für Staatsämter in Prag-Smíchov, heute Sitz des Landtags für den Kreis Mittelböhmen
1908
Tschechische Technische Hochschule in Brünn, Veveří 331
1909
Tschechische Technische Hochschule in Brünn, Veveří 331
1910
Palmengarten in Hradec Králové (als Baumeister, Architekt: Jan Kotěra)
Juliš-Haus in Hradec Králove (als Baumeister, Architekt: Bohumil Waigant)
1911
Neues Gebäude der Reservekreditanstalt in Hradec Králové (als Baumeister, Architekt: Osvald Polívka)
Sanatorium in Prag-Podolí
1912
Palais der Koruna-Versicherung in Prag, Václavské náměstí (als Baumeister, Architekt: Matěj Blecha)
1913
Bankgebäude der Filiale der Österreichisch-ungarischen Bank, Dvůr Králové nad Labem
Palais des Allgemeinen Geldinstituts in Prag, Rašínovo nábřeží (als Baumeister, zus. mit der Firma A. Möse, Architekten: Jan Kotěra und Josef Zasche)
1914
Palais der Österreichisch-ungarischen Bank in Mladá Boleslav
Lazarett in Pardubice
Tschechisches Realgymnasium in Prag, Křížovnická ul.
1918
Administrations- und Wirtschaftsgebäude sowie Arbeiterwohnhäuser der Firma Maštálka a spol., Zuckerfabrik in Dolní Bousov
1919
50 Arbeiterwohnhäuser in Hradec Králové-Pražské Předměstí für die Baugenossenschaft Hradec Králové und Umgebung (Doppelhäuser in den Straßen Družstevní, Raisova, Rubešova und Sádovská)
Umbau des Rudolfinum und des Akademischen Gymnasiums zu Regierungsgebäuden des Parlaments
Wohnhaus mit Ein-Zimmer-Wohnungen für nicht vermögende, ledige Männer in Prag-Libeň
Fünf Mietshäuser der Gemeinde, Prag-Holešovice
1920
Lehrerhäuser in Prag (als Baumeister, zus. mit der Firma Ing. F. Troníček, Architekt: Otakar Novotný)
Drei Notwohnhäuser der Gemeinde, Nymburk
Mietshäuser der Gemeinde, Prag-Karlín
1920–1928
Realisierungen der Firma Robert-Schmidt–Václav Nekvasil in Hradec Králové, s. Verzeichnis zum zugehörigen Schlagwort
1921
Palais der Bank der Tschechoslowakischen Legionen in Prag, Na Poříčí (als Baumeister, Architekt: Josef Gočár)
Kaunic-Universitätswohnheim in Brünn
1922
25 Familienwohnhäuser für die Baugenossenschaft der Landes- und Staatsbeamten, Ořechovka, Prag-Střešovice und acht Häuser für die Baugenossenschaft der Beamten der Gemeinde Prag
Wohnhäuser für die Škoda-Werke, Prag
1923
Kreiskrankenhaus in Jičín (als Baumeister, Architekt: Čeněk Musil)
Molkerei der Landwirtschaftsgenossenschaftsbetriebe in Jičín
Berufsschule für Landwirtschaft in Jičín (als Baumeister, Architekt: Čeněk Musil)
1924
Gebäude des Künstlerischen Vereins (Umělecká Beseda) in Prag
Familienhäuser der Genossenschaft „Náš domov“ (dt. „Unser Heim“) in Prag-Břevnov (als Baumeister, Architekt František Roith)
Rekonstruktion der staatlichen Zuckerfabrik in Smiřice nad Labem
Rekonstruktion und Zubau der landwirtschaftlichen Zuckerfabrik in Syrovátka
Masaryk-Wohnheim in Prag-Dejvice
Staatliches Wasserkraftwerk in Přelouč
Druckerei von Banknoten für die Nationalbank in Prag, Růžová
Adaptierung der Villa Bianca in Prag-Bubeneč für den Generaldirektor der Škoda-Werke Dr. Karl Loevenstein
1925
Umbau der landwirtschaftlichen Zuckerfabrik in Předměřice nad Labem
Städtische Bibliothek Prag, Mariánské náměstí (als Baumeister, Architekt: František Roith)
Städtische Sparkasse in Nymburk
Palais der YMCA in Prag, Na Poříčí (als Baumeister, Architekt: Eduard Hnilička)
1926
Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt, Gebäude am Moldauufer in Prag-Holešovice
Weberei der Firma Čerych in Jaroměř
„Humanita“–Sanatorium für Lugenkranke in Prosečnice in der Region Posázaví
Masaryk-Häuser in Krč, Zentrales Beschaffungsinstitut der Hauptstadt Prag (neun Gebäude, als Bauherr im Konsortium mit den Firmen Ptáčník und Záruba-Pfeffermann)
Landwirtschaftliches Museum in Bratislava, heute Hauptgebäude des Slowakischen Nationalmuseums
1927
Familienhaus von Ladislav Feierabend in Prag, Ořechovka
Adaptierung der Villa von Dr. Vavro Šrobár in Bratislava, bedeutender slowaksicher Politiker
1927–1934
Gebäude des Finanzministeriums in Prag-Malá Strana
1929
Palais der Firma Škoda in Prag, Jungmannovo náměstí (als Baumeister, Architekt: Pavel Janák)
1929–1934
Rekonstruktion und Zubau des Palais Czernin, Sitz des Ministeriums für Auswertige Angelegenheiten (als Baumeister, Architekt: Pavel Janák)
1930
Kreisamt in Užhorod (als Baumeister, Architekt Adolf Liebscher jun.)
Wärmekraftwerk in Užhorod
1931–1933
Vereinshaus des Tschechischen Frauenklubs (Ženský klub český), Ve Smečkách 594 (als Baumeister, Architektin: Milada Petříková-Pavlíková)
1933
Palais der Tschechischen Industriebank in Prag, Ecke Panská und Na Příkopě (als Baumeister, die Betonarbeiten wurden von der Böhmisch-Mährischen Aktiengesellschaft in Prag zus. mit der Kapsa & Müller ausgeführt)
1936–1938
Grenzbefestigungen bei Opava
1938
Grenzbefestigungen bei Chrastava