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Václav Nekvasil

 
Geburtsdatum: 14. 2. 1840 Kbely
Todesdatum: 9. 3. 1906 Karlín
Liste der Objekte des Baumeisters
  • Reservekreditanstalt, Velké náměstí 140/16a
  • Fachschule für Gerberei , Hradecká 647/2
  • Alois-Rašín-Gymnasium (heute Tyl-Gymnasium), Tylovo nábřeží 682/12
  • Palais der Ersten Tschechischen Wechselseitigen Versicherung, Divišova 829
  • Erstes Palais der Reservekreditanstalt , Tomkova 177/17
  • Wohnhaus von Anna und Oldřich Liska, Švehlova 633
  • Gebäude der Firma Josef Seyfried, Pražská 111
  • Wohnhäuser des Unternehmers Karel Skuherský und seiner Angestellten , Resslova 600, 601, 602 a 603
  • Rathaus in der Prager Vorstadt (Stadtviertel Pražské Předměstí) , Sukovy Sady 660
  • Villa der Familie Nepasický, Střelecká 672
  • Mietshaus von Karel Schulz, Tomkova 182 a 193
  • Wohnhäuser für Angestellte der Staatlichen Eisenbahn , třída Karla IV. 640
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Biografie

Die Firma von Václav Nekvasil hatte ihren Sitz im Prager Stadtteil Karlín. Während ihrer Blütezeit Ende der 1920er Jahre handelte es sich dabei einige Jahre lang um die größte Baufirma in der Tschechoslowakei. In einer Bausaison wurden 14 500 Arbeiter gemietet, fest angestellt waren über 300 Beschäftigte. Auf tschechoslowakischem Gebiet errichtete sie fünf Filialen. Die Filiale Hradec wurde im Jahr 1920 geschlossen bzw. mit der Firma von Robert Schmidt zusammengelegt.

Der Gründer der Firma, Václav Nekvasil, stammte aus der Familie eines Bauern und Wagnermeisters aus Kbely bei Prag. Nach dem Studium an der Prager Technischen Universität und nach unternehmerischen Anfängen in einer Fabrik für Dachpappe in seiner Heimatstadt Kbely arbeitete er sich dank einiger Aufträge für die tschechische Zuckerindustrie unter die größten heimischen Bauunternehmer hoch und ab dem Jahr 1882 bekam er in großen Ausmaß Aufträge für monumentale öffentliche Gebäude. Deren Realisierung geschah unter dem Einfluss der tschechischen Politik des „passiven Widerstands“ gegen Wien. Aktiv beteiligte sich Nekvasil ab dem Jahr 1880 in der Politik, indem er eine unabhängige Wahlkandidatin der tschechischen Mitglieder der Prager Handels- und Gewerbekammer leitete. In den Jahren 1887–1895 war er Abgeordneter zum Tschechischen Landtag und arbeitete mit dem Prager Magistrat zusammen. Für seine Verdienste wurden ihm der Titel des kaiserlichen Baurates und der Franz-Josef-Orden verleihen.

Ostböhmen spielte in Nekvasils unternehmerischen Anfängen wegen seiner ersten großen Bauaufträge aus den Jahren 1867–1871 eine bedeutende Rolle. Sie stammten von Aristokraten, die zu den böhmischen verfassungsrechtlichen Großgrundbesitzern gehörten. Teilhaber an den Anfängen von Nekvasils selbständiger unternehmerischer Tätigkeit war zwischen 1867 und 1868 der ostböhmische Unternehmer Antonín Čerych, einer der Gründer der Reservekreditanstalt in Hradec Králové. Die Firma von Václav Nekvasil befindet sich auch unter den Kunden, die einen Kredit dieser Bank empfingen; außerdem führte sie die Bauarbeiten beider Gebäude dieser Bank in Hradec Králové durch. Später näherte sich die Firma Nekvasil den Prager Investitionsgruppen großer tschechischer Banken. Die Verbindung mit dem ostböhmischen Geldinstitut dauerte jedoch an, Beweis dafür könnte die Fusion dieser Bank mit der Tschechischen Industriebank sein (1923), in welcher der Eigentümer der Firma Nekvasil eine bedeutende Funktion innehatte.

Im Jahr 1906 wurde die Firma durch den Sohn von Václav Nekvasil, Otakar (1869–1933) übernommen. Dieser studierte an der Technischen Hochschule in Prag das Fach Architektur und Bauwesen. Er übernahm auch die Nähe zur Investmentgruppe um die Reservekreditanstalt. So hatte die Familie einen bedeutenden Anteil an der Ersten böhmisch-mährischen Maschinenfabrik (tsch. „První českomoravské továrně na stroje“) in Libeň, die Maschinen an Zuckerfabriken und Brauereien lieferte, die wiederum von Nekvasil gebaut wurden. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg kooperierte Otakar Nekvasil mit der Industriebank und in der neu gegründeten Republik näherte er sich der Investmentgruppe rund um die Škoda-Werke. Dank seiner Verwandtschaftsbeziehungen verfügte er über hohes gesellschaftliches Kapital: Sein Schwager war der Přemysl Šámal, der Kanzler des Präsidenten. Außerdem war Otakar Nekvasil ein bedeutendes Mitglied des Tschechoslowakischen Autoklubs, wo sich die gesellschaftliche Elite jener Zeit konzentrierte.

Die Firma Nekvasil beteiligte sich an den emblematischen Gebäuden von Josef Gočár, die in Hradec Králové errichtet wurden. Nicht weniger wichtig ist jedoch auch die Kooperation der Stadt bei der Erfüllung des Gesetzes über die Unterstützung des Baugewerbes, dessen Gesandter Otakar Nekvasil war, als Abgeordneter der Nationalversammlung. Dieses Gesetz wurde im Mai 1919 genehmigt und bezog sich auf Gebäude, die in diesem Jahr begonnen wurden. Ohne die städtischen und genossenschaftlichen Wohnhäuser Hradec Králové hätte dieses Gesetz kaum an Bedeutung gewonnen. In der gesamten Republik wurden nur 23 Wohnhäuser mit dem aus diesem Gesetz resultierenden staatlichen Beitrag gebaut, und mehr als zwei Drittel von ihnen (insgesamt 16) befanden sich in Hradec Králové. Die Gültigkeit dieses Gesetzes wurde daher in den folgenden Jahren verlängert, und die vom Gesetzgeber beabsichtigte Wirkung, d. h. die Lösung der Wohnungsnot, kam allmählich zum Tragen.

Nach dem Tod von Otokar Nekvasil im Jahr 1934 wurde die Investitionstätigkeit des Familienunternehmens beendet, wofür 1930 Vorbereitungen getroffen wurden. Die Leitung des Unternehmens übernahm Ing. Václav Nekvasil (1904–1980). In der dritten Generation war es jedoch nicht mehr möglich, das Unternehmen in der Form zu halten, und 1937 ging das Unternehmen in ein Insolvenzverfahren. Nach dem Krieg wurde das Unternehmen aufgrund der Kriegsverlangsamung im Oktober 1945 nicht von der ersten Verstaatlichungswelle getroffen. 1948 wurde es jedoch verstaatlicht und sein Eigentum in ein nationales Unternehmen in Prag eingegliedert.

Vieles aus der politischen und wirtschaftlichen Geschichte Böhmens und Mährens zwischen 1867 bis 1948 lässt sich anhand der Realisierungen der Firma Václav Nekvasil beschreiben. Auf der Liste der Realisierungen können politische, wirtschaftliche, aber auch philanthropische Interessen der unmittelbaren Umgebung der Familie Nekvasil betrachtet werden.


LN

Auswahl weiterer Werke

1868

Zuckerfabrik in Choltice für den Grafen Theodor Thun (Architekt: Václav Nekvasil, Bauherr: Antonín Čerych)

 

1869

Wirtschaftshof des Baron Parisch in Žamberk

 

1870

Zuckerfabrik des Großgrundbesitzers Bedřich Karel Kinský in Kostelec nad Orlicí

Aktien-Zuckerfabrik in Opatovice (Opatovický společný rolnický cukrovar)

 

1871

Zuckerfabrik des Obersten Marschall des Böhmischen Königreichs Fürst Jiří Kristián Lobkowicz in Rožďalovice

 

1873–1879

Bahngebäude in Bayern

Großes Schulgebäude in Cheb

 

1882–1884

Gebäude der Kunstgewerbeschule (Umělecko-průmyslová škola) und der Malerakademie (Malířská akademie) in Prag, Palachovo náměstí 1 (als Bauherr, Architekt: František Schmoranz sen.)

Rathaus in Prag-Karlín

 

1886–1888

Haftanstalt in Prag-Pankrác

 

1890

Reiterkaserne in Vysoké Mýto

 

1891

Tschechoslowakische Handelsakademie in Prag, Resslova

 

1892

Königliche Böhmische Landes-Besserungsanstalt in Opatovice nad Labem

 

1895

Reiterkaserne in Pardubice

 

1897

Mälzerei der Braubürgerschaft in Hradec Králové

 

1898

Kadettenschule in Hradčany, heute Sitz des Verteidigungsministeriums

 

1899

Brauerei Braník, Prag

 

1903

Rudolfinum, Diözesaninstitut für Taubstumme in Hradec Králové (als Baumeister Architekt Arnošt Jenčovský)

 

1904

Genossenschaftslagerräume in Hradec Králové-Kukleny, Getreidespeicher der Landwirtschaftsgenossenschaft Hradec Králové in Hradec Králové und Nechanice

Palais der Handels- und Gewerbekammer in Prag, Náměstí Republiky

 

1905

Akademisches Gymnasium in Prag (heutiges Gebäude des Prager Konservatorium)

Bankgebäude der Filiale der Österreichisch-ungarischen Bank in Hradec Králové (Abriss 1933)

Reservekreditanstalt in Hradec Králové, Tomkova 177 (als Baumeister, Architekt: Rudolf Němec)

Mietshaus von Karel Schulz in Hradec Králové, Tomkova 182, 193 (als Baumeister, Architekt: Rudolf Němec)

 

1906

Gymnasium in Třeboň

 

1907

Institut für psychische Erkrankungen in Prag-Bohnice, 16 Gebäude; 1908 weitere 7 Gebäude

Institut für psychische Erkrankungen in Horní Beřkovice, 3 Gebäude

Palais der Filiale Wiener Bankverein in Prag, Na Můstku (als Baumeister, Architekt: Josef Zasche)

Monumentales Gebäude für Staatsämter in Prag-Smíchov, heute Sitz des Landtags für den Kreis Mittelböhmen

 

1908

Tschechische Technische Hochschule in Brünn, Veveří 331

 

1909

Tschechische Technische Hochschule in Brünn, Veveří 331

 

1910

Palmengarten in Hradec Králové (als Baumeister, Architekt: Jan Kotěra)

Juliš-Haus in Hradec Králove (als Baumeister, Architekt: Bohumil Waigant)

 

1911

Neues Gebäude der Reservekreditanstalt in Hradec Králové (als Baumeister, Architekt: Osvald Polívka)

Sanatorium in Prag-Podolí

 

1912

Palais der Koruna-Versicherung in Prag, Václavské náměstí (als Baumeister, Architekt: Matěj Blecha)

 

1913

Bankgebäude der Filiale der Österreichisch-ungarischen Bank, Dvůr Králové nad Labem

Palais des Allgemeinen Geldinstituts in Prag, Rašínovo nábřeží (als Baumeister, zus. mit der Firma A. Möse, Architekten: Jan Kotěra und Josef Zasche)

 

1914

Palais der Österreichisch-ungarischen Bank in Mladá Boleslav

Lazarett in Pardubice

Tschechisches Realgymnasium in Prag, Křížovnická ul.

 

1918

Administrations- und Wirtschaftsgebäude sowie Arbeiterwohnhäuser der Firma Maštálka a spol., Zuckerfabrik in Dolní Bousov

 

1919

50 Arbeiterwohnhäuser in Hradec Králové-Pražské Předměstí für die Baugenossenschaft Hradec Králové und Umgebung (Doppelhäuser in den Straßen Družstevní, Raisova, Rubešova und Sádovská)

Umbau des Rudolfinum und des Akademischen Gymnasiums zu Regierungsgebäuden des Parlaments

Wohnhaus mit Ein-Zimmer-Wohnungen für nicht vermögende, ledige Männer in Prag-Libeň

Fünf Mietshäuser der Gemeinde, Prag-Holešovice

 

1920

Lehrerhäuser in Prag (als Baumeister, zus. mit der Firma Ing. F. Troníček, Architekt: Otakar Novotný)

Drei Notwohnhäuser der Gemeinde, Nymburk

Mietshäuser der Gemeinde, Prag-Karlín

 

1920–1928

Realisierungen der Firma Robert-Schmidt–Václav Nekvasil in Hradec Králové, s. Verzeichnis zum zugehörigen Schlagwort

 

1921

Palais der Bank der Tschechoslowakischen Legionen in Prag, Na Poříčí (als Baumeister, Architekt: Josef Gočár)

Kaunic-Universitätswohnheim in Brünn

 

1922

25 Familienwohnhäuser für die Baugenossenschaft der Landes- und Staatsbeamten, Ořechovka, Prag-Střešovice und acht Häuser für die Baugenossenschaft der Beamten der Gemeinde Prag

Wohnhäuser für die Škoda-Werke, Prag

 

1923

Kreiskrankenhaus in Jičín (als Baumeister, Architekt: Čeněk Musil)

Molkerei der Landwirtschaftsgenossenschaftsbetriebe in Jičín

Berufsschule für Landwirtschaft in Jičín (als Baumeister, Architekt: Čeněk Musil)

 

1924

Gebäude des Künstlerischen Vereins (Umělecká Beseda) in Prag

Familienhäuser der Genossenschaft „Náš domov“ (dt. „Unser Heim“) in Prag-Břevnov (als Baumeister, Architekt František Roith)

Rekonstruktion der staatlichen Zuckerfabrik in Smiřice nad Labem

Rekonstruktion und Zubau der landwirtschaftlichen Zuckerfabrik in Syrovátka

Masaryk-Wohnheim in Prag-Dejvice

Staatliches Wasserkraftwerk in Přelouč

Druckerei von Banknoten für die Nationalbank in Prag, Růžová

Adaptierung der Villa Bianca in Prag-Bubeneč für den Generaldirektor der Škoda-Werke Dr. Karl Loevenstein

 

1925

Umbau der landwirtschaftlichen Zuckerfabrik in Předměřice nad Labem

Städtische Bibliothek Prag, Mariánské náměstí (als Baumeister, Architekt: František Roith)

Städtische Sparkasse in Nymburk

Palais der YMCA in Prag, Na Poříčí (als Baumeister, Architekt: Eduard Hnilička)

 

1926

Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt, Gebäude am Moldauufer in Prag-Holešovice

Weberei der Firma Čerych in Jaroměř

„Humanita“–Sanatorium für Lugenkranke in Prosečnice in der Region Posázaví

Masaryk-Häuser in Krč, Zentrales Beschaffungsinstitut der Hauptstadt Prag (neun Gebäude, als Bauherr im Konsortium mit den Firmen Ptáčník und Záruba-Pfeffermann)

Landwirtschaftliches Museum in Bratislava, heute Hauptgebäude des Slowakischen Nationalmuseums

 

1927

Familienhaus von Ladislav Feierabend in Prag, Ořechovka

Adaptierung der Villa von Dr. Vavro Šrobár in Bratislava, bedeutender slowaksicher Politiker

 

1927–1934

Gebäude des Finanzministeriums in Prag-Malá Strana

 

1929

Palais der Firma Škoda in Prag, Jungmannovo náměstí (als Baumeister, Architekt: Pavel Janák)

 

1929–1934

Rekonstruktion und Zubau des Palais Czernin, Sitz des Ministeriums für Auswertige Angelegenheiten (als Baumeister, Architekt: Pavel Janák)

 

1930

Kreisamt in Užhorod (als Baumeister, Architekt Adolf Liebscher jun.)

Wärmekraftwerk in Užhorod

 

1931–1933

Vereinshaus des Tschechischen Frauenklubs (Ženský klub český), Ve Smečkách 594 (als Baumeister, Architektin: Milada Petříková-Pavlíková)

 

1933

Palais der Tschechischen Industriebank in Prag, Ecke Panská und Na Příkopě (als Baumeister, die Betonarbeiten wurden von der Böhmisch-Mährischen Aktiengesellschaft in Prag zus. mit der Kapsa & Müller ausgeführt)

 

1936–1938

Grenzbefestigungen bei Opava

 

1938

Grenzbefestigungen bei Chrastava