František Bartoš wurde am 3. Januar 1894 geboren. Von 1924 bis 1927 studierte er im Atelier des Architekten Josef Gočár an der Akademie der bildenden Künste und außerdem das Fach Architektur der Technischen Universität in Prag. In den 1920er Jahren nahm er an Architekturwettbewerben teil und entwarf mehrere Gebäude in Prag. Zu den bedeutendsten zählt das Institut für Hydrologie Nr. 219 im Prager Stadtteil Bubeneč, wo er sich zu Gočárs puristischem Stil mit unverputztem Mauerwerk bekannte, und ein Lagerhaus im Prager Hafen Holešovice. Bis 1926 war Bartoš Professor an einer technischen Schule in Prag [1]. Zusammen mit Karel Seifert nahm er am Wettbewerb für das Krematorium in Vyšehrad teil. Seit den späten 1920er Jahren arbeitete er in Hradec Králové, wo er ein rein funktionalistisches Mietshaus (Konskriptionsnr. 847) für den Rechtsanwalt František Steinfeld konzipierte. Laut zeitgenössischer Presse handelt es sich um ein völlig neues Mietshaus mit hellen und geräumigen luxuriösen Wohnungen [2]. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Bartoš als Stadtplaner in Hradec Králové tätig. Während des sogenannten Zweijahresplans von 1947 bis 1948 arbeitete er mit Josef Havlíček zusammen und entwarf eine Siedlung mit dem Namen Gottwaldova čtvrť (Gottwald-Viertel), das nach dem damaligen kommunistischen Politiker Klement Gottwald benannt war und heute Labská kotlina I heißt. Bei der Planung der Siedlung bedienten sich Bartoš und Havlíček dem Konzept der Avantgarde: Reihenhäuser, einschließlich der ursprünglich entworfenen Infrastruktur und Kulturhäuser, die letztendlich nicht realisiert wurden. Die Siedlung wurde in den 1950er Jahren im Geiste des sozialistischen Realismus fertiggestellt. Zwischen 1945 und 1950 arbeitete Bartoš auch mit Josef Havlíček an einem neuen Bebauungsplan, der eine regionale und infrastrukturelle Agglomeration von Hradec Králové und Pardubice schuf. „Wenn sich die Industriegebiete der beiden Städte innerhalb weniger Jahrzehnte zu Zonenwohnsiedlungen entwickeln könnten, könnten vielleicht zwei miteinander verbundene historische Zentren zu einem Stadtkomplex verschmolzen werden“, erklärten die Architekten [3]. Diese Pläne wurden jedoch durch den frühen Tod von Bartoš am 26. Februar 1949 vereitelt.
LZL
Anmerkungen
[1] Vgl. Pavel Vlček, Encyklopedie architektů, stavitelů, zedníků a kameníků v Čechách, Praha 2004, S. 42
[2] Vgl. Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017, S. 179–181
[3] Zit. in www.magazinuni.cz/architektura/josef-havlicek-frantisek-bartos-regulacni-plan-hradce-kralove-1945-1950/, eingesehen am 20. 1. 2019
čp. (číslo popisné) – Konskriptionsnummer, ein während der Monarchie eingeführtes System der Nummerierung von Gebäuden (im Unterschied zur Orientierungs- bzw. Hausnummer)
1925–1929
Amt für Hydrologie, čp. 219, Prag-Bubeneč
1926–1929
Lagerhalle, čp. 1366 im Hafen von Prag-Holešovice
1932–1933
Zinshaus, čp. 847, Hradec Králové
1933–1952
Wehr und Wasserkraftwerk in Smiřice
1946–1948
Siedlung Labská kotlina I. (Gottwaldova čtvrť), zusammen mit Josef Havlíček
1945–1950
Regulationsplan Hradec Králové
1948–1950
Verwaltungsgebäude des Energiekonzerns Východočeská energetika, čp. 53, Hradec Králové (Stadtviertel Pražské Předměstí)
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Pavel Vlček, Encyklopedie architektů, stavitelů, zedníků a kameníků v Čechách, Praha 2004, s. 42
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Jakub Potůček, Hradec Králové: Architektura a urbanismus, 1895–2009, Hradec Králové 2010, s. 113
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Michal Kohout; Rostislav Švácha (eds.), Česká republika, Moderní architektura: Čechy, Praha 2014, s. 500
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Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017, s. 179–181