Biografie
František (Franz) Schmoraz sen. erhielt seine architektonische Ausbildung an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er auch als Polier und Zeichner des Baumeisters Heinz tätig war. 1839 ließ er sich in Slatiňany (Slatinian) in Ostböhmen nieder, denn seine Tätigkeit war von Anfang an eng mit der Fürstenfamilie Auersperg verbunden, die dort ihren Sitz hatten. Zusammen mit Benedikt Škvor konzentrierte sich Schmoranz vor allem auf puristische Umbauten von Kirchengebäuden. Im Archiv sind Pläne zu zahlreichen weiteren Kirchen und Kapellen erhalten, die Schmoranz im Laufe der Jahre rekonstruierte.
Schmoranz war hauptsächlich in Ostböhmen tätig. Im Laufe seiner beruflichen Tätigkeit widmete er sich vor allem der Regotisierung. Sein größter Auftrag war die Rekonstruktion der Heilig-Geist-Kathedrale in Hradec Králové (1864–1876), die mit den Feierlichkeiten des 200-jährigen Bestehens des Bistums zusammenhing. Neben der architektonischen Restaurierung entwarf er auch das Sanktuarium und das Oratorium. Die Kirche des St. Jakobus des Älteren in Polička (1851-1872) und die Kirche des heiligen Johannes des Täufers in Dvůr Králové nad Labem (1893-1900) wurden ebenfalls von Schmoranz restauriert. Für diesen Bereich war er auch als Denkmalpfleger tätig, d. h. neben seinen eigenen Restaurierungsarbeiten verfasste er Situationsberichte über zahlreiche Gebäude und machte Vorschläge zu deren Rettung und Wiederaufbau. Ein bedeutendes Projekt, bei dem er mit Benedikt Škvor zusammenarbeitete, war der Umbau des Schlosses Žleby im Stil des romantischen Historismus in den Jahren 1849-1868. Das Äußere wurde mit gotischen Elementen versehen, um den Eindruck einer Festung zu erwecken, während der Renaissance-Innenhof im Inneren erhalten blieb. Schmoranz wendete seinen scharfsinnigen Ansatz auch auf andere Gebäudetypen an, z. B. verwendete er neoromanische Formen für evangelische Kirchen: in Čáslav, (1867-1869), Raná (1871-1873) und Nosislav (1872-1876), und er entwarf auch mehrere Neorenaissance-Gebäude (z. B. die Villa des Grafen Georg Larisch-Mönnich in Pardubice, genannt „Schlösschen“, 1885).
1844 wurde Schmoranz zum städtischen Baumeister der ostböhmischen Stadt Chrudim ernannt. Dort realisierte er gleich mehrere Gebäude, die für die weitere Entwicklung der Stadt unumgänglich waren, die allerdings 1850 einem großen Brand zum Opfer fielen. Schmoranz rekonstruierte die Kirche Mariä Himmelfahrt (1857-1893) und weitere: die Kirche St. Michael, die Heilig-Kreuz-Kirche und die Kirche St. Katharina, außerdem das alte Stadttheater (1852-1847) und das Wasserwerk (1850-1852). Darüber hinaus errichtete er zwei Brücken über die Chrudimka – in der Široká ulice (1845-1847), ein Gerichtsgebäude (1858-1861), ein Gymnasium (1863-1864), ein Krankenhaus (1861-1863), eine Zuckerfabrik (1867), eine Brauerei (1868), eine Brennerei (1871) und den Neustädter Brunnen (1873). Schmoranz war auch im nahe gelegenen Skuteč tätig. Dort wurden nach seinen Plänen ein neues Gerichtsgebäude errichtet und die Fronleichnamskirche restauriert. 1898 konstruierte er nach Plänen der Fürstin Wilhelmine Auersperg eine Burgminiatur, die sog. „Katzenburg“, in der Nähe des Schlosses von Slatiňany. Dieser Ort ist vor allem bei Kindern beliebt.
Durch sein Werk beeinflusste Schmoranz zahlreiche Kollegen, die ähnliche Tendenzen für Neubauten und Rekonstruktionen verfolgten. Zahlreiche Bauarbeiter und Denkmalpfleger wurden von ihm geschult, und auch seinen Söhnen František ( 1845-1892), Jan (1857-1899) und Gustav (1858-1930) brachte er die Architektur näher.
MP
Auswahl weiterer Werke
1852
Gerichtsgebäude, Palackého náměstí 313, Skuteč
1853
Neubau, Masarykovo náměstí 58, Chrudim'
1858–1860
Restaurationsarbeiten an der Burg Kunětická hora
1859–1861
Evangelische Kirche, Bukovka
1861–1862
Rathaus, Trutnov
1862–1883
Renovierung der Kirche St. Jakob, Přelouč
1863–1865
Realschule, Pardubice
1864–1869
Evangelische Kirche, Čáslav
1869
Grab der Familie Chotek, Valtířov
1870
Umbau der Synagoge, Heřmanův Městec
1871
1871
Zuckerfabrik, Hrochův Týnec
1872–1873
Friedhofskapelle mit Mausoleum der Familie Thun-Hohenstein, Choltice
1876–1877
St.-Laurentius-Kirche, Vavřinec
1881
Friedhofskirche der Heimsuchung der Jungfrau Maria, Přelouč
1891
Renovierung des Turms der Kreuzerhöhungskirche, Litomyšl
1894–1895
Kirche St. Jakobus der Ältere, Chotěboř
1894–1900
Umbauten im Inneren des Schlosses Konopiště
1899
Schule, Lukavice
Quellen
- Státní okresní archiv Chrudim, fond Rodinný archiv Schmoranzů – František Schmoranz st.
Literatur
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MIKAN, Roman. Stavitel František Schmoranz starší (diplomová práce). Brno: Masarykova univerzita – Filozofická fakulta, 2013.
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VLČEK, Pavel (ed.). Encyklopedie architektů, stavitelů, zedníků a kameníků v Čechách. Praha: 2004, s. 586–587.
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ŠULC, Ivo, UHLÍK, Jan et UHLÍKOVÁ, Kristina (ed.). František Schmoranz st. a rod Schmoranzů ze Slatiňan. Praha: 2020.
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Zlatá Praha, 1902, r. 19, s. 2 (nekrolog).