Biografie
Ludvík Lábler stammte aus der Familie des Baumeisters Karel Lábler aus Brandýs nad Laben in der Nähe von Prag. Er studierte Bauingenieurswesen an der tschechischen technischen Hochschule und setzte sein Studium später in Wien fort. Zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn schloss er sich jener Strömung an, die historische Stile für architektonische Entwürfe und puristische Elemente in der Denkmalpflege bevorzugte. Bereits 1880 entwarf er in seiner Heimatstadt eine Friedhofskapelle im neoromanischen Stil.
Zu Láblers wichtigsten Wirkungsort wurde die mittelböhmische Stadt Kutná Hora (Kuttenberg). Dort hatte er eine Anstellung am Bezirks-Bauamt, beteiligte sich an der Erneuerung von vielen mittelalterlichen Denkmälern und machte mit mehreren Entwürfen von zahlreichen öffentlichen Gebäuden auf sich aufmerksam. Doch diese wurden – meist aus finanziellen Gründen – nicht wie geplant realisiert. [1] 1885 gewann er den Wettbewerb für die Errichtung des städtischen Theaters, später entwarf er Pläne für eine Sparkasse im Stil der Neo-Renaissance (1887) und die Rekonstruktion der Sokol-Turnhalle (1888) sowie ein Krankenhaus mit neogotischer Fassade (1890). Allmählich widmete sich Lábler verstärkt puristischen Rekonstruktionen von Sakralbauten, denen er ein vermeintlich authentisches mittelalterliches Aussehen verleihen wollte. Diese Art von Denkmalschutz hatte zur Folge, dass man einige ursprüngliche architektonische Elemente, die nur teilweise oder rudimentär erhalten waren, ersetzte. 1884-1906 beteiligte sich Lábler nach dem Tod von Josef Mocker am Umbau des Doms der heiligen Barbara in Kutná Hora. Er widmete sich vor allem den Innenräumen, wo er den Hauptaltar gemäß der damaligen Vorlage realisierte. Es folgten Rekonstruktionsarbeiten am Welschen Hof (1893-1987), an der Kirche der heiligen Dreifaltigkeit (1896-1898) sowie am Steinhaus (1900-1902). Lábler verfolgte einen traditionell-konservativen Zugang und betonte die historischen Elemente, weshalb er zum Ehrenbürger der Stadt Kutná Hora ernannt wurde.
Seine Verbundenheit mit gotischen Formen konnte Lábler auch an einigen Neubauten umsetzen, zu denen einige Kirchen von ähnlichem Typus zählen: in Velichov bei Karlsbad (Entwurf 1890, Bau 1895-1896), in Petrovice bei Červené Janovice (1891-1892) oder in Bohutín (1892). Die neoromanische Kirche Mariä Himmelfahrt (1898-1900) in Kladno bei Prag hat eine dominierende Stellung in der dortigen Altstadt. Nach 1902 war Lábler Mitarbeiter von Kamil Hilbert bei der Fertigstellung des Prager Veitsdoms, er restaurierte auch die Tore der Festungsanlagen in Rakovník (1903-1906, zusammen mit Eduard Sochor) und die Stadtmauern in Nymburk (1905-1909). Seine einzige Realisierung in Hradec Králové war die Umgestaltung der Heilig-Geist-Kathedrale nach einem Entwurf von František Schmoranz (1901).
Nach dem Umzug nach Prag im Jahr 1902 lebte Lábler in der Myslíkova ulice 282 im Stadtviertel Neustadt (Nové Město). Er war als Hofrat bei der Statthalterei tätig und nach der Gründung der tschechoslowakischen Republik als Ministerialrat in der Leitung der Bauabteilung der politischen Verwaltung. Als technischer Berater arbeitete er z. B. mit der Verwaltung der Burg Karlštejn oder mit dem Außenministerium zusammen. Er starb kurz nach seinem 75. Geburtstag und ist in der mittelböhmischen Stadt Kolín begraben, aus der seine Ehefrau stammte.
MP
Anmerkungen:
[1] CÍSAŘOVÁ, Jitka. Architektonická a památkářská činnost Ludvíka Láblera na Kutnohorsku (bakalářská práce). Pardubice: Univerzita Pardubice – Fakulta filozofická, 2009, S. 11.
Auswahl weiterer Werke
1887–1890
Rekonstruktion des steinernen Brunnens, Rejskovo náměstí, Kutná Hora
1888–1890
Kapelle St. Florian, Lázně Toušeň
1892–1893
Umbau der Kirche St. Gallus, Otryby
1893
Rekonstruktion der Kirche St. Michael, Mladá Boleslav-Michalovice
1895
Kirche St. Georg, Lošany
1904–1907
Physikalisches Institut der Karlsuniversität, Ke Karlovu 2026, Praha
1904–1910
Rekonstruktion der Kirche St. Bartholomäus, Kolín (nach Plänen von J. Mocker)
1905–1909
Restaurierung der Stadtmauern, Nymburk
1906–1908
Gymnasium, Štáflova 2063, Havlíčkův Brod
1908–1909
Rekonstruktion der Kirchen St. Ägidius, Uhlířské Janovice
1927–1928
Rekonstruktion des Schlosses Karlskron (Karlova Koruna), Chlumec nad Cidlinou
Quellen
- Archiv NTM, fond č. 25, Ludvík Lábler, osobní pozůstalost
Literatur
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CÍSAŘOVÁ, Jitka. Architektonická a památkářská činnost Ludvíka Láblera na Kutnohorsku (bakalářská práce). Pardubice: Univerzita Pardubice – Fakulta filozofická, 2009.
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PETRASOVÁ, Taťana. Ludvík Lábler. Architekt, 1995, roč. 41, č. 9, s. 2.Umění, III, 1930, s. 424–425 (nekrolog od Z. Wirtha).
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VLČEK, Pavel (ed.). Encyklopedie architektů, stavitelů, zedníků a kameníků v Čechách. Praha: 2004, s. 356–357.