Biografie
Der Architekt Josef Štěpánek stammte ursprünglich aus der Stat Mořice in der Region Olomouc. Er besuchte die Mittelschule für Steinmetzkunst in Hořice und studierte von 1912 bis 1916 er an der Hochschule für Kunst, Architektur und Design in Prag, und zwar im Atelier von Jože Plečnik. Das Jahr 1916 stellt einen Wendepunkt in Štěpáneks Werk dar, da er sich in diesem Jahr entschied, an die Akademie der Bildenden Künste zu wechseln und sein Studium beim Architekten Jan Kotěra fortzusetzen. Hier lernte er Bohuslav Fuchs kennen, mit dem ihm anschließend enge Zusammenarbeit sowie ein freundschaftliches Verhältnis verband. Štěpánek blieb bis 1919 an der Akademie, 1921 gründete er zusammen mit Fuchs ein gemeinsames Architekturbüro.
Das Frühwerk des Architekten ist stark von Jan Kotěra beeinflusst. Einer seiner ersten Aufträge war ein Gebäudekomplex für ein Kraftwerk sowie ein Einfamilienhaus in der Gemeinde Háj bei Mohelnice in Mähren, beide stammen aus dem Jahr 1921. Ein Jahr später reichte Štěpánek einen Entwurf für den Wettbewerb um den Regulierungsplan zur Erweiterung der Stadt Prostějov ein. Im weiteren Verlauf der 1920er Jahre findet man in seinem Werk eine deutliche Hinwendung zum Konstruktivismus. Aus jener Zeit stammt beispielsweise das Einfamilienhaus des Bildhauers Julius Pelikán an der Adresse Na Vozovce 21 in Olomouc. Ende der 1920er Jahre tendierte Štěpánek zu einem emotional ausgeprägten Funktionalismus; zu dieser Zeit wurden beispielsweise Häuser an den Prager Adressen Ke Klimentce 9 und Moskevská 66 errichtet.
Der Architekt erhielt auch einige Auszeichnungen. Zusammen mit Bohuslav Fuchs und Antonín Moudrý erhielt er den ersten Platz beim Wettbewerb zur Regulierung des Prager Stadtteils Kleinseite (Malá Strana). Ein Entwurf, den Štěpánek zusammen mit Antonín Moudrý bei einem Wettbewerb für eine Industrie-Schule in der böhmischen Stadt Mladá Boleslav einreichte, wurde mit dem ersten Platz ausgezeichnet, doch wurde letztendlich ein anderer Architekt, Jiří Kroh, mit dem Projekt beauftragt. Štěpánek gewann auch den Wettbewerb über die Bebauung des Prager Stadtteils Letná mit Regierungsgebäuden. Dieses Projekt wurde allerdings nicht realisiert. Er beteiligte sich an einem Wettbewerb über das Prager Stadion Braník, wo er ebenfalls den ersten Platz belegte, doch auch dieses Projekt wurde nicht realisiert.
Unter anderem war Štěpánek ab 1924 in der Redaktion der Zeitschrift Český stavitel (dt. „Der tschechische Baumeister“) tätig. In den Jahren 1926 bis 1928 war er Vorsitzender der Redaktion dieser Zeitschrift.
Das Wasserkraftwerk in Předměřice bei Hradec Králové war eins der letzten größeren Projekte des Architekten. Nach dessen Fertigstellung widmete sich Štěpánek vor allem der Gestaltung von Denkmälern und Statuen, dennoch war er sein Leben lang in der Stadtplanung tätig und propagierte die moderne Architektur. Zum Zeitpunkt seines Todes lebte er ein zurückgezogenes Leben.
Barbora Kašubová, Martina Valchářová, Tomáš Lorenc