Bendelmayer absolvierte das Studium der dekorativen Architektur an der Akademie für Kunst, Architektur und Design Prag bei Friedrich Ohmann, einem erfolgreicher Vermittler europäischer Tendenzen der Moderne an dieser Bildungseinrichtung. In seinem Atelier spielte der Verweis auf die Architektur der Antike eine wichtige Rolle, doch nahmen jüngere Stilrichtungen – Barock und Klassizismus – einen wesentlichen Raum ein. Obwohl Ohmann sich der Morphologie historistischer Stile bediente, sind seine Entwürfe geprägt von unverwechselbarem Einfallsreichtum und mäßiger Dekorativität. Später reagierte er so auf Einflüsse der internationalen Moderne und öffnete die Tür zum Jugendstil in Tschechien. Intuition und berufliche Qualitäten vermochte Ohmann hervorragend an seine begabten Schüler weiterzugeben, unter denen sich neben Alois Dryák auch Rudolf Němec befand, mit dem Bendelmayer seine Karriere begann. Gemeinsam realisierten sie zunächst das Mietshaus Belvedere an der Ecke der Straßen Kamenická und Kostelní im Prager Stadtteil Letná und gewannen den dritten Preis im Wettbewerb für das Gebäude Měšťanská beseda eines tschechischen Vereins in Pilsen. Wie andere junge Architekten erlebten sie die turbulente Atmosphäre im Zuge der Abtragung der Festungsanlage in Hradec Králové im Jahr 1898 und die Umgestaltung der Stadt zu einer modernen Metropole. Hier entwarfen sie am Eliščino nábřeží 310 ein Haus für den Baumeister Viktor Weinhengst, dessen Neorenaissance-Fassade bereits den Charakter dekorativer Elemente des Jugendstil vorwegnahm. Für Bendelmayer folgte eine Ära im Büro von Quido Bělský, wo er auf seinen ehemaligen Studienkollegen Alois Dryák traf. Gemeinsam arbeiteten sie an dem von ihrem Lehrer begonnenen Projekt für das Hotel Central in der Hybernská im Prager Stadtzentrum.Später dominierte der Ohmanns Jugendstil das künstlerisches Repertoire von Bendelmayer, Beispiele hierfür sind die Mietshäuser im Prager Stadtzentrum an der Adresse U Prašné brány (1903–1904) oder das Hotel „Arcivévoda Štěpán“ am Prager Wenzelsplatz (1903–1905). 1904 wurde Bendelmayer nach einem Konflikt mit dem Eigentümer der Firma entlassen, setzte jedoch seine Zusammenarbeit mit Emil Weichert fort, der Bělský ebenfalls verlassen hatte. Gemeinsam entwarfen sie bis etwa 1908 mehrere Fassaden im Konzept des Jugendstil an Wohnhäusern im Prager Stadtzentrum – in der Maiselova, Kaprova und Valentinská.
Einen Beweis dafür, dass Bendelmayer auch den Übergang zur geometrischen Moderne erfolgreich bewältigte, liefern seine Realisierungen eines Gewerbe- und Miethauses in der Anglická in Prag-Vinohrady (1911) und eines ähnlich konzipierten Hauses im Prager Stadtzentrum (Ve Smečkách, 1912–1913). Seine Entwürfe aus den 1920er Jahren folgen stilistisch dem Neoklassizismus, der hauptsächlich bei öffentlichen Bauprojekten zu finden ist. Hervorzuheben ist das monumentale Gebäude des ehemaligen regionalen Strafgerichtshofs in Prag-Pankrác (1928–1930) oder der Tschechischen Industriebank im Prager Stadtzentrum (Na Příkopě, 1927–1933). Nach dem Ersten Weltkrieg gelang es Bendelmayer, sich auch außerhalb Prags professionell durchzusetzen: Er errichtete Gymnasialgebäude in Jindřichův Hradec und Hlučín, Gerichtsgebäude in Klatovy und Chrudim, das Städtische Bad in Pilsen oder Wohnhäuser für Staatsbedienstete in Košice. Im Verlauf der Jahre beteiligte sich der Architekt an zahlreichen Wettbewerben, wo er unter anderem mit Entwürfen für die Nusle-Brücke oder die Gewerbebank (beide in Prag) unter den Erstplatzierten war.
MP
1897–1899
Mietshaus Belvedere, Kamenická čp. 675, Praha
1899–1900
Hotel Central, Hybernská čp. 1001, Praha
1903
Hotel „Arcivévoda Štěpán“ (heute Grand Hotel Evropa), Václavské náměstí čp. 826, Praha
1903–1904
Kauf- und Mietshäuser, U Prašné brány čp. 1078 a 1079, Praha
1908–1909
Mietshäuser, Valentinská čp. 20 a 22, Praha
1911
Kauf- und Mietshaus, Anglická čp. 390, Praha
1922–1924
Josef-Kainar-Gymnasium, Dr. Ed. Beneše čp. 586, Hlučín
1923
Einfamilienhaus, Bubenečská čp. 606, Praha
1925–1928
Kreisgericht (heute Bezirksgericht), Dukelská čp. 138, Klatovy
1927–1933
Tschechische Industriebank (Česká průmyslová banka), Na Příkopě čp. 854, Praha
1928–1930
Kreisgericht (heute Oberster Gerichtshof und Staatsanwaltschaft), nám. Hrdinů čp. 1300, Praha
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Archiv NTM, fond č. 156 Bedřich Bendelmayer, osobní pozůstalost
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Prokop Toman, Nový slovník československých výtvarných umělců, I. A–K, Praha 1947, s. 52
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Pavel Vlček (ed.), Encyklopedie architektů, stavitelů, zedníků a kameníků v Čechách, Praha 2004, s. 55