Josef Fanta studierte zwischen 1873 und 1877 Bauingenieurswesen an der Tschechischen Technischen Hochschule in Prag und war später in der Hütte von Josef Zítka tätig. Im Zuge dieser Tätigkeit beteiligte sich Fanta am Bau des tschechischen Nationaltheaters in Prag. 1881 kehrte er an seine Alma mater zurück und war als Assistent des bekannten Architekten und Pädagogen Josef Schulz tätig. 1890 machte er eine Stipendienreise durch Italien, wo er die Architektur der Antike und der Renaissance studierte. Später war er selbständig als Architekt tätig und half Josef Schulz bei dekorativen Arbeiten größerer Realisierungen (z. B. das Rudolfinum oder das Nationalmuseum, beide Prag). Er blieb auch seiner Universität verbunden, wo er 1909 eine ordentlicher Professur für altchristliche und mittelalterliche Architektur bekam. Diese Stilrichtungen begleiteten auch sein praktisches Werk: er führte Renovierungsarbeiten historischer Bauten durch, insbesondere Kirchen, beispielsweise die Mariä-Himmelfahrts-Kirche in Zlonice (zus. mit Friedrich Ohmann), die Kirche St. Wenzel von Zderaz in Prag oder die Mariä-Himmelfahrts-Kirche in Klatovy. Neben der Renovierung von Denkmälern befasste sich Fanta auch mit der Gestaltung von Innenräumen und Grabsteinen sowie der Produktion unterschiedlicher Gebrauchsgegenstände aus Holz, Keramik, Metall und Textil. Zusammen mit Mikoláš Aleš versuchte er sich im Rahmen der Verzierung des Wiehl-Hauses am Prager Wenzelsplatz (1894–1896, Konskriptionsnr. 792) in Entwürfen von Sgraffiti. Die starke Seite seines Schaffens bildeten Projekte für Einfamilienhäuser, die eine originelle Handschrift tragen. Erwähnenswert sind zwei Villen im Stil der Neorenaissance in der mittelböhmischen Stadt Poděbrady, inspiriert vom nordischen Stil. Als charakteristisches Stilelement wurde hier Sichtmauerwerk (Pläner) in Kombination mit roten Ziegeln und dekorativen Sandsteinelementen angewandt, dynamische Formsprache in Form von Treppengiebeln; manchmal sind auch plastische Verzierungen und Statuen zu sehen.
In Hradec Králové entwarf Fanta im Jahr 1909 am Ufer der Orlice eine Villa für den Gymnasialprofessor Bohumil Hobzek (Balbínová 447). Die Gestaltung des Gebäudes spiegelt die damaligen neobarocken Tendenzen wider, die vor allem Rudolf Němec in der ostböhmischen Metropole entwickelte. Im typischen Rundgiebel an der Vorderseite befindet sich eine Plastik der Madonna mit Kind des Bildhauers Čeněk Vosmík. Für diesen Bildhauer, mit dem Fanta oft zusammenarbeitete, entwarf der Architekt im darauffolgenden Jahr eine Villa. Sie steht im Prager Stadtviertel Smíchov. Man kann an dem Gebäude erkennen, dass Fanta darum bemüht war, seine Formsprache zu verändern. Weichere Formen und mäßiger Dekor beweisen eine teilweise Übernahme des Jugendstils und die Suche nach der Anwendung solcher Stilelemente im lokalen Umfeld. Dieses Bestreben konnte Fanta nicht überzeugend umsetzen, deshalb blieb es bei einem oberflächlichen, äußerlichen Anschein. Der Architekt war auch durch seine Zugehörigkeit zu einer älteren Generation in seiner Entwicklung der Moderne eingeschränkt. Am besten sieht man dies, wenn man seine eher konservative Präsentation der Tschechoslowakei auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 mit der progressiven Ausstellung tschechischer Kunst vergleicht, die Jan Kotěra nur vier Jahre später für die Ausstellung in St. Louis vorbereitete. Am besten kann man Fantas Suche nach einem neuen Stil an seinem größten und prestigeträchtigsten Auftrag erkennen: das Gebäude des Prager Hauptbahnhofs (damals Franz-Josefs-Bahnhof), das neben einer beeindruckenden Ornamentik zweifellos auch durch den „Kampf um eine neue Form“ [1] besticht, wie Antonín Engel das monumentale und zugleich funktionelle, klar definierte Bauwerk beschreibt. Auch das Hlahol-Haus am Prager Moldauufer und einige filigran verzierte Gräber am Vyšehrad-Friedhof zeichnen sich durch Jugendstil-Ornamentik. Eine grundlegende Repräsentation für das freiere Werk des Architekten wurde später das Denkmal der Napoleonischen Schlacht bei Slavkov (Austerlitz) bei Brünn, das 1912 errichtet wurde. Nach dem Zerfall der Monarchie und der Gründung der Tschechoslowakei wurde Fanta in die Akademie der Wissenschaften und Künste aufgenommen, bis 1926 war er an der Prager Technischen Hochschule (ČVUT) tätig. Sein letztes großes Werk war das Gebäude für das Handelsministerium in Prag (Na Františku, 1925–1932), das Teil einer Reihe anachronistischer, jedoch überwältigender öffentlicher Bauten ist. Fanta wurde beinahe hundert Jahre alt; er starb im Jahr 1954 in seinem Wohnhaus in Jevany (bei Prag) und wurde in dem von ihm entworfenen Familiengrab am Olšany-Friedhof in Prag beigesetzt.
1886
eigenes Mietshaus, Husitská 89, Praha-Žižkov
Denkmal für Vojta Náprstek, Petřínské sady, Praha-Malá Strana
Villa Obereigner, Havlíčkova 1, Poděbrady
Hlávka-Stifungshaus, Vodičkova 736, Praha-Nové Město
Tschechoslowakische Exposition auf der Weltausstellung in Paris
eigene Villa (Villa Fanta), Rekreační 39, Jevany
Franz-Josefs-Bahnhof (heute Hauptbahnhof), Konskriptionsnummer 300, Praha-Vinohrady
Villa von Gabriela Preissová, Pražská 44, Jevany
Hlávka-Wohnheim, Jenštejnská 1966, Praha-Nové Město
Friedhof mit Arkaden und Kapelle, Poděbrady
Hlahol-Haus, Masarykovo nábřeží 248, Praha-Nové Město
Renovierung der Kirche des Hl. Nepomuk, Rožmitál pod Třemšínem
Sternwarte (zwei Kuppeln, Vila Frič), Ondřejov bei Prag
Pavillon für Bankwesen, Ausstellung der Kammer für Handel und Gewerbe, Praha-Bubeneč
Villa Vosmík, Tichá 1224, Praha-Smíchov
Villa Kouřimka, nám. T. G. Masaryka 256, Poděbrady
Friedensdenkmal, Prace
Handelsministerieum und Patentamt, Na Františku 1039, Praha-Staré Město
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Archiv NTM, fond č. 10, Josef Fanta, osobní pozůstalost
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Prokop Toman, Nový slovník československých výtvarných umělců, I. A–K, Praha 1947, s. 209
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Pavel Vlček (ed.), Encyklopedie architektů, stavitelů, zedníků a kameníků v Čechách, Praha 2004, s. 163
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Marie Benešová, Česká architektura v proměnách dvou století, Praha 1984, s. 213–218