- Anglobank (Anglo-Tschechoslowakische Bank), Čelakovského 642/2
- Mietshaus von Jiří und Jaromír Čerych, Ulrichovo náměstí 854
- Fachschule für Gerberei , Hradecká 647/2
- Fanta-Tankstelle , Křižovatka Dukelské a Hořické ulice
- Alois-Rašín-Gymnasium (heute Tyl-Gymnasium), Tylovo nábřeží 682/12
- Palais der Versicherungsgesellschaft „Fénix“, Ulrichovo náměstí 762
- Kreisamt und Finanzamt, Československé armády 408/51
- Mietshaus von Josef Hlavatý, Ulrichovo náměstí 737 a 738
- Direktion der Staatsbahnen, Villa, Ulrichovo náměstí 810/4
- Elbe-Becken, Střelecká, V Lipkách, Labská kotlina
- Priester-Ambrož-Gemeinde , Ambrožova 728 a 729
- Anbau für das Städtische Museum, Eliščino nábřeží 465
- Tyrš-Brücke (Tyršův most), Eliščino nábřeží, Tylovo nábřeží bez čp.
- Luther-Gemeinde, Kavčí plácek 121
- Mietshaus von F. J. Černý I., Bratří Čapků 349
- Südliche Wohnanlage, Gočárův okruh, Malšovická, Brněnská, Hradecká
- Mietshaus von F. J. Černý II., Bratří Čapků 407
- Bürgerschulen, Tylovo nábřeží 690/16
- Mietshaus von Anna Fultnerová, Československé armády 238
- Kindergarten, Tylovo nábřeží 691/18
- Brücke in Malšovice, Nezvalova, Malšovická
- Park hinter dem Museum , Eliščino nábřeží 465
- Institut für die Gewerbeförderung , Škroupova 695
- Städtische Galerie, Nám. Osvoboditelů bez čp.
- T.-G.-Masaryk-Denkmal, Masarykovo náměstí
- Šimkovy sady (Šimek-Park), Šimkovy sady, ulice Okružní, Buzulucká, Šimkova
- Volks- und Stadtschule für Mädchen , Tylovo nábřeží 1140
- Villa von Antonín Petrof, Brněnská 300
- Evangelische Kirche, Nezvalova 529/1
- Theater, Náměstí 5. května
- Hotel Grand (alternativer Entwurf), Československé armády 295
- Mietshaus des Bäckers Ladislav Duran (Haus der Versicherungsanstalt für Angestellte der Tschechoslowakischen Staatsbahnen), Ulrichovo náměstí 735
- Ulrichovo náměstí (Ulrichplatz), Ulrichovo náměstí
- Masarykovo náměstí (Masarykplatz), Masarykovo náměstí
- Betontreppe bei der Marienkirche (Gočár-Treppe), Na Kropáčce a Komenského, bez čp.
- Pumpspeicherwerk, Labská vodárna (?)
Josef Gočár
Josef Gočár gilt als einer der bedeutendsten tschechischen Architekten des 20. Jahrhunderts. Er wurde am 13. März 1880 in der kleinen Gemeinde Semín in Ostböhmen geboren. In Pardubice, der nahegelegenen Kreishauptstadt, besuchte er die Realschule und im Jahr 1897 ging Gočár nach Prag. Dort machte er Praktika bei zwei Architekten, zunächst bei Václav Roštlapil, später bei Josef Podhajský. Außerdem besuchte er dort ab 1888 die Höhere staatliche Schule für Bauwesen und nach dem Schulabschluss im Jahr 1902 war er als Praktikant für den bedeutenden tschechischen Architekten Jan Kotěra tätig. Später wurde er ordentlicher Student im Atelier von Kotěra an der Tschechischen Technischen Hochschule und an der Hochschule für Kunstgewerbe in Prag. Eins seiner ersten Projekte war ein Entwurf für die Fassade eines Mehrparteienhauses in Hradec Králové. Das Projekt wurde in der damals führenden Fachzeitschrift „Der Architekt“ publiziert.
Nach dem Absolutorium und einigen Auslandsreisen [1] wurde Gočár zum leitenden Architekten in Kotěras privatem Architekturbüro. 1908 gründete er ein eigenes Architekturstudio und begann mit der Arbeit an Projekten [2]. In dieser Zeit entstand unter anderem der kontroverse Entwurf für den Anbau des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Altstädter Rathauses [3]. Gočár war Gründungsmitglied der Gruppe bildender Künstler, deren Mitglieder die Herausbildung des tschechischen Kubismus in der Architektur vorantrieben. Das bedeutendste kubistische Projekt von Gočár ist das „Haus zur Schwarzen Muttergottes“ (tsch. „Dům U Černé Matky Boží“) in der Celetná ulice im Stadtzentrum von Prag [4]. Die Entwicklung des Kubismus wurde vom Ersten Weltkrieg unterbrochen, zu dem auch Gočár einberufen wurde.
Nach dem Ersten Weltkrieg widmete sich Gočár Werken mit nationalen Tendenzen und gemeinsam mit Pavel Janák wurde der Architekt zum wichtigsten Vertreter des sog. „Bogen-Nationalstils“ oder Rondokubismus, einer tschechischen Sonderform des Kubismus. Ein typisches Beispiel für diesen Stil ist das Gebäude der Prager Legiobank an der Adresse Na Poříčí [5]. Nach dem Tod von Jan Kotěra im Jahr 1924 wurde Josef Gočár zum Professor an der Akademie der bildenden Künste in Prag ernannt und vier Jahre später wurde er zum Rektor an derselben Universität. Im darauffolgenden Jahr konzipierte Gočár sein erstes rein konstruktivistisches Bauwerk – die Villa Strnad in Prag. Gočárs Übergang zur avantgardistischen Architektur ist am besten an der Kirche des Hl. Wenzel in Prag-Vršovice zu sehen. Zu weiteren bedeutenden Realisierungen gehören zwei Villen in der Prager Werkbundsiedlung Baba und einige öffentliche Gebäude und Schulen in Hradec Králové. Für diese Stadt entwarf er auch das stadtplanerische Konzept.
Als im Zuge der Okkupation der Tschechoslowakei durch Hitlerdeutschland im Jahr 1939 alle tschechoslowakischen Hochschulen geschlossen wurden, ging Gočár in den Ruhestand. Obwohl er weiterhin Projekte entwarf und an Diskussionen teilnahm, konnte kein bedeutendes Bauwerk mehr realisiert werden. Sein letztes wichtiges Werk war die Renovierung der Pforte und des Eingangsbereichs der Baťa-Fabrik in Sezimovo Ústí in Südböhmen im Jahr 1941. Josef Gočár starb am 10. September 1945 in Jičín; sein Grab befindet sich auf dem Prager Friedhof Slavín, auf dem viele bedeutende Persönlichkeiten begraben sind.
Neben seiner Tätigkeit als Architekt, Stadtplaner und Designer engagierte sich Gočár seit seiner Jugend in vielen künstlerischen Vereinigungen. Nach seinem Studium wurde er Mitglied beim „Klub Za starou Prahu“ (dt. „Club für das Alte Prag“, ein 1900 gegründeter Verein, der sich dem Denkmalschutz in Prag widmet), und beim Verein bildender Künstler Mánes. Im Rahmen dieser Vereinigung beteiligte er sich 1910 an der Gründung der Vereinigung der Architekten. Zugleich war er für den Kunstgewerbe-Verein Artěl tätig [6]. Im Jahr 1912 gründete er zusammen mit Pavel Janák und Josef Chochola die Prager Kunstwerkstätten und zwei Jahre später war Gočár Gründungsmitglied des Verbands des tschechischen Werks, zu dessen Vorsitzendem er im Jahr 1923 wurde [8]. Erwähnenswert ist auch, dass Gočár 1927 zum Mitglied der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und Künste gewählt wurde und auch Mitglied des Instituts für Städtebau an der Masaryk-Akademie der Arbeit war. 1927 wurde er korrespondierendes Mitglied des Royal Institute of British Architects [9]. Gočár erhielt auch zahlreiche Auszeichnungen. Im Jahr 1926 wurde er zum Ritter der französischen Ehrenlegion ernannt [10], 1934 erhielt er den Leopold-Katz-Preis [11]. 1995 wurde ihm posthum die Goldmedaille der tschechischen Akademie der bildenden Künste verliehen. Im Jahr 2000 wurde er in einer Fachumfrage zur größten Persönlichkeit der tschechischen Architektur des 20. Jahrhunderts gewählt.
LV
Anmerkungen:
[1] Noch während seines Studiums reiste Gočár nach Belgien, Holland und Nordfrankreich. Unmittelbar nach seinem Abschluss an der Hochschule für Kunstgewerbe reiste er nach Deutschland, wo er Darmstadt, Nürnberg und München besuchte. Es folgte eine Reise nach London, wo Gočár als Mitarbeiter des Büros von Kotěra die Installation der tschechischen Ausstellung von Kotěra auf der Österreichisch-Ungarischen Ausstellung überwachte. Auf dem Rückweg machte er Halt in Paris. Im Jahr 1908 reiste er nach Dalmatien und besuchte Ausstellungen in Wien und Darmstadt. Im Jahr 1911 reiste Gočár nach Dresden und später nach Italien und Berlin. 1914 nahm er an der Werkbundausstellung in Köln teil. Als Professor an der Akademie der Bildenden Künste unternahm er 1924 mit seinen Studenten eine Reise nach Holland, die sein weiteres architektonisches Schaffen stark beeinflusste.
[2] 1909–10 konzipierte Gočár das Kaufhaus Wenke in Jaroměř (Ostböhmen), das Haus Jarušek in Brno und das erste Projekt für Hradec Králové – die Betontreppe bei der Marienkirche. Außerdem entstand das Areal der Winternitz-Mühlen in Pardubice nach seinen Plänen.
[3] Gočár entwarf ihn als großen abgestuften Turm.
[4] In diesem Stil entwarf er auch den Kurpavillon in Bohdaneč oder die Villa Bauer in Libodřice (1912–14). In der Villa ist die von Gočár entworfene Innenausstattung teilweise erhalten; sie war der Austragungsort einer Ausstellung der Stiftung des tschechisches Kubismus.
[5] Den ersten tschechischen Pavillon für eine internationale Ausstellung im französischen Lyon 1920 entwarf Gočár ebenfalls im Nationalstil, und auch die Anglo-Tschechoslowaksiche Bank auf dem Masarykovo náměstí in Hradec Králové wurde in diesem Stil errichtet.
[6] Der Verein Artěl existierte von 1908 bis 1934 und seine Mitglieder waren weitgehend dieselben wie jene des Vereins bildender Künstler Mánes. Artěl hatte keine eigenen Werkstätten; seine Mitglieder gaben bei bestimmten Handwerkern Entwürfe für kunstgewerbliche Gegenstände in Auftrag. Die fertigen Produkte wurden dann auf Ausstellungen oder im Geschäft von Artěl präsentiert.
[7] Josef Gočár, Pavel Janák und Josef Chochol standen hinter der Entstehung der Prager Kunstwerkstätten (1912), die von der Wiener Werkstätte inspiriert wurden. Ziel war es, dass sich die Möbelherstellung in den Augen der Öffentlichkeit zu einem Kunsthandwerk etablierte. Die Architekten von den Prager Kunstwerkstätten experimentierten mit Formen und Materialien von Möbeln und weiteren Gebrauchsgegenständen. Diese Institution wurde dann zum Hauptproduzenten kubistischer Möbel, die neben Gemälden und Skulpturen auf Ausstellungen präsentiert wurden.
[9] http://kralovsky-institut-britskych-architektu.navajo.cz/
[10] Es handelt sich um die höchste französische Auszeichnung.
[11] Der Leopold-Katz-Preis wurde jährlich an Künstler verliehen, die in den vergangenen drei Jahren ein herausragendes Kunstwerk erschaffen haben. Der Preis wurde von der Leopold-Katz-Stiftung verliehen, die aus dem Vermächtnis des bedeutenden tschechischen Kunstmäzens und Juristen Leopold Katz (1854–1927) hervorgegangen ist.
1909–1910
Haus Janušek in Brno, Palackého 1143
1909–1911
Kaufhaus von Josef Wenke in Jaroměř, Husova 259
1909–1911, 1919, 1922 a 1926
Mühlen von Egon und Karel Winternitz in Pardubice
1910–1911
Wasserspeicher in Lázně Bohdaneč
1911–1912
Kaufhaus zur Schwarzen Muttergottes („U Černé Matky Boží“), Prag, Celetná ulice 569
1912–1913
Kurpavillon in Lázně Bohdaneč
1912–1914
Villa von Adolf Bauer in Libodřie 111
1921–1924
Bank der tschechoslowaksichen Legion, sog. Legiobanka v Praze, Na Poříčí 1046
1924–1926
Haus für landwirtschaftliche Bildung in Prag, Slezská 100
1926–1927
Villa Strnad in Praze-Bubeneč, Na Marně 608
1926–1930
Volks- und Bürgerschule in Ústí nad Labem, Palachova 37
1931–1932
Haus von Václav Maul in Prag, Nad Paťankou 1786
1932–1933
Haus von Karel Kytlica in Prag, Nad Paťankou 1788
1933–1936
Wohnhaus in Prag, Bubenská 421
1934
Villa von Julius Glücklich in Prag, Na Babě 1798
1936
Villa von Stanislavs Mojžíš-Lom in Prag, Na Babě 1783
-
Zdeněk Wirth, Architekt Josef Gočár - Posmrtná výstava (kat.výst.), Praha 1947
-
Zdeněk Lukeš, Pavel Panoch - Daniela Karasová - Jiří T. Kotalík (eds.), Josef Gočár, Praha 2010
-
Zdeněk Wirth, Josef Gočár, Genf 1930
-
Marie Benešová, Josef Gočár, Praha 1958