Der Architekt Jan Zídka gehörte neben Jan Rejchl, Václav Rohlíček, Břetislav Petránek und František Steiner zu den bedeutendsten Vertretern der Architektur und Stadtplanung in Hradec Králové nach 1945. Er besuchte die Höhere Schule für Baugewerbe (1939–1943) und anschließend die die Akademie für Kunst, Architektur und Design in Prag, die er 1949 abschloss. Eine wichtige Figur – nicht nur für Zídka – war der Architekt Jan Sokol, der es schaffte, während der Kriegsjahre das Niveau der Schule zu halten, die im Unterschied zur Prager Akademie der Bildenden Künste nicht geschlossen war, da sie nicht das Statut einer Hochschule hatte. Jan Sokol wurde nach der Wende im Jahr 1948 aus dem Dienst entlassen.[1]
Nach Abschluss des Studiums begann Zídka seine Tätigkeit für das staatliche Bauunternehmen Stavoprojekt in Hradec Králové, ab 1951 arbeitete er zusammen mit Václav Rohlíček und Břetislav Petránek in der Abteilung für Stadtplanung. Seine erste Aufgabe waren Schulgebäude für die Wohnanlage Orlická kotlina. Ab 1956 war er Teil der Gruppe, die einen neuen Raumplan für Hradec Králové ausarbeitete. Während sich Břetislav Petránek der Projektierung der neuen Wohnanlage Labská kotlina II. widmete, war Zídka verantwortlich für die Planung zweier Wohnanlagen im Nordosten der Stadt: Die Wohnanlagen Slezské Předměstí Jih sowie Slezské Předměstí Sever. Der Raumplaner Jiří Krátký bewertet diese Wohnanlagen folgendermaßen: „Die Höhe der Gebäude variiert von Häusern mit nur einem Erdgeschoss bis hin zu Gebäuden mit dreizehn Stockwerken, es gab kein Gebäude, das historische Dominanten überragte. (…) Aus der Sicht des Wohnens kann die Wohnanlage Jih (Süd) gut bewertet werden, wo es mannigfaltige Häusertypen gibt, die in dem bereits vorhandenen Umfeld mit Vorstadtvillen, Gärten und viel Grün, errichtet wurden. Die Struktur der Wohnanlage ermöglicht schönen Einblick in die Natur rund um den Fluss Orlice und in die umliegenden Wälder.“[2]
Der im Jahr 1962 fertiggestellte Raumplan wurde 1975 aktualisiert und weiter ausgearbeitet. Man rechnete mit dem Bau großer Wohnanlagen im südwestlichen Teil der Stadt (Labská kotlina II.) sowie im nordöstlichen (Slezské Předměstí) und südlichen Teil (Moravské Předměstí). Die Stadt wurde aus raumplanerischer Sicht in vier Bereiche unterteilt: 1. das Stadtzentrum innerhalb der Ringstraße, 2. die Stadtviertel Pražské Předměstí, Farářství und Labská kotlina II., 3. das Stadtviertel Slezské Předměstí und 4. die Stadtviertel Moravské Předměstí und Malšovice. Zídka widmete sich 1959–1969 Projekten in Slezské Předměstí, die auch die Infrastruktur betrafen. Im Jahr 1967 entwarf er das Hotel Alessandria, das in Bezug auf seine Höhe zur Dominante dieses Stadtteils wurde. An dieses Projekt knüpfte der Architekt mit dem Hotel Černigov an, das aus dem Jahr 1968 stammt und 1969–1975 realisiert wurde. Es handelt sich um das bedeutendste Werk von Jan Zídka und zugleich auch das vermutlich bedeutendste Gebäude aus der Architektur der Nachkriegszeit in Hradec Králové. Das monolithische Objekt mit breiter Basis und einem groß angelegten Erdgeschoss mit mehreren Ebenen und viel Grün zeichnet sich durch architektonische Details aus und stellt eine offene Anknüpfung die avantgardistische Architektur der Zwischenkriegszeit dar. Das Hotel hat eine Kapazität von 583 Gästen und kann auch für Kongresse genutzt werden. Es zählt zu den bedeutendsten und modernsten Hotels jener Zeit, zusammen mit dem Hotel Olympik im Prager Stadtviertel Karlín, dem Hotel Thermal in Karlovy Vary, wo jährlich die internationalen Filmfestspiele ausgetragen werden, dem Hotel Bohemia in Ústí nad Laben sowie dem Parkhotel im Prager Stadtviertel Holešovice. 1962–1968 leitete Jan Zídka die Abteilung für Raumplanung des Stavoprojekt-Unternehmens in Hradec Králové. Später arbeitete er in der neuen Struktur des Projektamts im Atelier A11, bis er 1987 in den Ruhestand ging. 1968–1968 projektierte er den Safari-Park in Dvůr Králové nad Laben, 1973–1974 beteiligte er sich am Projekt der Assanierung des Stadtviertels Pražské Předměstí in Hradec Králové, das in ein Industrie- und Geschäftsviertel umgebaut werden sollte. An der Dukelská třída sollte nicht nur das Kaufhaus Prior entstehen, sondern auch ein Theater, das jedoch nicht realisiert wurde. Für das Kaufhaus Prior fertigte Zídka die erste Materialstudie an. Im Jahr 1960 nahm er zusammen mit Jan Rejchl, Milan Rejchl, Břetislav Petránek und Karel Schmied an einem zwei-Phasen-Wettbewerb für das Rundfunkgebäude in Hradec Králové teil, das an Stelle der heutigen Kaserne Vrbenského kasárna gebaut werden sollte. 1971 beteiligte sich Zídka mit einer Gruppe weiterer Architekten am Wettbewerb für die Wohnanlage Polabiny in der Stadt Pardubice, die schließlich das Team unter der Leitung von Jan Krásný und Miloš Návesník gewann. [3] In den Jahren 1980–1984 arbeitete Zídka zusammen mit dem Architekten Václav Misík an einem Projekt für ein neues Kongresszentrum für das Gebiet nördlich des Städtischen Hallenbads, für das bereits zuvor einige Wettbewerbe ausgeschrieben worden waren (Rundfunkgebäude, Theater). Das Kongresszentrum mit einer Saalkapazität von 1230 Plätzen und 5100 m2 Ausstellungsfläche wurde 1987–1991 realisiert.
Obwohl Zídka 1987 in den Ruhestand ging, war er 1992–1995 als Hauptarchitekt in der Abteilung des Hauptarchitekten des Magistrats Hradec Králové tätig. Neben seiner Tätigkeit in Architektur und Raumplanung war er Mitglied im tschechischen Verband der Architekten, in der Raumplanungskommission des Nationalen Städtischen Ausschusses sowie im Tschechischen Fonds Bildender Künstler Dílo, der unter anderem Aufträge für Kunst im öffentlichen Raum vergab. Trotz seiner beachtlichen architektonischen und raumplanerischen Tätigkeiten war er kein Mitglied der Kommunistischen Partei Tschechiens.
LZL
(Basierend auf der Biographie von Jiří und Lenka Zídka)
Anmerkungen:
[1] Vgl. Martina Pachmanová und Markéta Pražanová (Hgg.): Vysoká škola uměleckoprůmyslová v Praze = Academy of Arts, Architecture and Design in Prague: 1885-2005. Praha 2005
[2] Jiří Krátký: Urbanistická kompozice Hradce Králové. Hradec Králové 1990, S. 95
[3] Ladislav Zikmund-Lender: Struktura města v zeleni. Moderní architektura v Hradci Králové. Hradec Králové 2017, S. 261
[4] Vgl. Vilém Lechner: Obvodové centrum Pardubice-Polabiny. In:, Československý architekt, 1971, Jg. XVII, Nr. 2, S. 4; Miloš Návesník: Pardubice – výstavba a přestavba města. In: Architektura ČSR, 1972, Jg. XXXI, Nr. 10, S. 473–487; Miloš Návesník und Jan Krásný: Polabiny – sídliště města Pardubic. Praha 1971.
1953–1955
Kindergarten und Kindertagesstätte, Wohnanlage Orlická kotlina, Hradec Králové
1956–1960
Raumplan für Hradec Králové (zus. mit Břetislav Petránek und Václav Rohlíček)
1959–1969
Wohnanlagen Slezské Předměstí Sever und Slezské Předměstí Jih (zus. mit František Steiner)
1960–1961
zwei-Phasen-Wettbewerb für Rundfunkgebäude und Theater an Stelle Kaserne Vrbenského kasárna (zus. mit Jan Rejchl, Břetislav Petránek, Milan Rejchl und Karel Schmied)
1967–1969
Hotel Alessandria
1968–1969
Safari Park im Zoo, Dvůr Králové nad Labem
1969–1975
Hotel Černigov (Regina)
1971
Wettbewerbsentwurf für die Wohnanlage Polabiny, Pardubice (zus. mit dem Atelier A11)
1973–1974
Assanierungsplan für das Stadtviertel Pražské Předměstí, Hradec Králové
1980–1991
Kongresszentrum Aldis (zus. mit Václav Misík)
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Marie Benešová; František Toman; Jan Jakl, Salón republiky: Moderní architektura Hradce Králové, Hradec Králové 2000, s. 109, 113, 115
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Jakub Potůček, Hradec Králové: Architektura a urbanismus, 1895–2009, Hradec Králové 2010, s. 118, 119, 121, 123, 127, 143, 147, 148
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Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017, s. 241, 243, 247, 249, 257, 261, 268