- Mietshaus von Ladislav Tvrzský, Palackého 410
- Haus „U Beránka“ , Na Kropáčce 30
- Villa von Robert Schmidt, Třída Karla IV. 346
- Haus von Viktor Weinhengst, Eliščino nábřeží 310
- Mietshaus von Karel Schulz, Tomkova 182 a 193
- Mietshaus von Václav Draslar und Božena Draslarová, Československé armády 339
- Kapelle der unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria, Slezská ulice
- Palais der Allgemeinen Sparkasse, V Kopečku 163
- Erstes Palais der Reservekreditanstalt , Tomkova 177/17
Rudolf Němec war Schüler des angesehenen österreichischen Architekten Friedrich Ohmann, den Němec später auch als Kollege in Wien und Prag begleitete. Němec arbeitete zunächst als selbständiger Architekt im Prager Stadtteil Vinohrady. Nach Hradec Králové kam er schließlich wegen des dortigen Bürgermeisters František Ulrich, der eine äußerst offene und freundliche Einstellung gegenüber der modernen Kunst vertrat und fundierte Kenntnisse über das Wiener Umfelds aufweisen konnte, was bei ganz unterschiedlich ausgerichteten Künstlern Zuspruch fand. Um die Jahrhundertwende präsentierten sich dort erstmals die Ohmann-Schüler Bedřich Bendelmayer und Rudolf Němec. Gemeinsam haben sie bereits ein Miethaus an der Ecke der Straßen Kamenická und Kostelní im Prager Stadtteil Letná realisiert. In ihren Arbeiten kombinierten sie verschiedene Elemente der Spätgotik, der tschechischen Renaissance und des Barocks, sie konnten die Bauwerke aber auch nach Muster ihres Lehrers mit „schöner Formenökonomie und harmonischer Kohärenz in der Fassadengestaltung“ ausstatten.[1] So wurde 1898 an der Uferpromenade in Hradec Králove (an der heutigen Adresse Eliščino nábřeží 310) das Renaissancehaus für den Bauherren Viktor Weinhengst mit einer reichhaltig verzierten Fassade erbaut, in der sich eine Nische mit der Statue der Königin Eliška Rejčka befindet. Die glatte Fassade mit zartem Oberflächendekor und einige der verwendeten Formen lösen sich jedoch von stilistisch strenger Diktion und verweisen auf die später wichtiger werdende Jugendstilornamentik.
Němec war daraufhin ab dem Jahr 1903 in Hradec Králové tätig, unter anderem als Lehrer und später als Direktor der Kunstschule für Schlosserei, die das Potenzial junger Schöpfer entwickelte. Er war auch an der Leitung der Kurse des Städtischen Museums beteiligt, das sich in den Räumen der Schlosserfachschule an der Adresse Jiříkova 274 (heute Československé armády 274) befand. Zum Beispiel gab es Mal-, Zeichen-, Modellier- oder Ziselier-Kurse. Němec entwarf er kurz nach seiner Ankunft in Hradec Králové das Palais der Reservekreditanstalt (tsch. Záložní úvěrní ústav) in der Tomkova Straße (1903–1904). Durch die monumentale Fassade und das repräsentative Interieur mit reichhaltiger Dekoration und vielen künstlerischen und handwerklichen Details brachte das Gebäude seinem Schöpfer einen beachtlichen Ruf ein, woraufhin dieser weitere Angebote für bedeutende Realisierungen in der Stadt erhielt.
In den Jahren 1906–1908 baute man nach seinem Entwurf das etwas überdimensionale Haus U Beránka (dt. „Zum Widder“) im Stil des Neobarock. Das vierstöckige Gebäude mit Volutengiebel war fast so hoch wie angrenzende Mariä-Himmelfahrts-Kirche, was später auch die Höhe der umliegenden Häuser beeinflussen sollte – einige Jahre nach seiner Errichtung wurde das Gebäude als Präzedenzfall für die Aufstockung eines Hauses auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes betrachtet. 1910 bediente sich Němec bei der Gestaltung der Marienkapelle in Rožberk eines expressiven Repertoires im neoromanischen Stil. Erneut stellte er unter Beweis, dass er für jede einzelne Aufgabenstellung die passende Form finden konnte.
Diesen Ansatz folget auch eine Realisierung auf dem ehemaligen Platz Svatojánské náměstí (heutige Adresse: V Kopečku). 1912 errichtete Němec dort, in unmittelbarer Nähe des modernistischen Hanuš-Hauses von Vladimír Fultner, ein neobarockes Gebäude für die Allgemeine Sparkasse. Trotz möglicher Bedenken hinsichtlich stilistischer Überalterung und Kollision lässt sich die Konstruktion auch als Versuch verstehen, die Hauptmerkmale des Fultner-Gebäudes auszubalancieren. Der bewährte Kenner historischer Formen verlängerte das Leben des Genre architektonischer Reminiszenzen in Hradec Králové durch das Gebäude auf dem Svatojánské náměstí erheblich. Němec‘ Tod zu Beginn des Jahres 1914 wurde daher symbolisch als Dahinscheiden des „letzten Mohikaners des Prager Barock“ bezeichnet [2].
MP
Anmerkungen:
[1] Karel B. Mádl: Z Hradce Králové, Národní listy, 1905, Jg. XLV, 22. 10., s. 13.
[2] Kol. aut., Královéhradecká revue pro severovýchodní Čechy, 1914, Jg. I, s. 39
čp. (číslo popisné) – Konskriptionsnummer, ein während der Monarchie eingeführtes System der Nummerierung von Gebäuden (im Unterschied zur Orientierungs- bzw. Hausnummer)
-
Kol. aut., Královéhradecká revue pro severovýchodní Čechy, 1914, roč. I, s. 39
-
Karel Herain, Ulrichův Hradec Králové, Umění, 1930, roč. III, s. 289–356
-
Marie Benešová; František Toman; Jan Jakl, Salón republiky: Moderní architektura Hradce Králové, Hradec Králové 2000
-
Pavel Vlček (ed.), Encyklopedie architektů, stavitelů, zedníků a kameníků v Čechách, Praha 2004, s. 708