- Städtisches Bad, Eliščino nábřeží 842/3
- Mietvilla von Alois Švorčík, Střelecká 832/49
- Villa von Oldřich Liska mit Atelier, Střelecká 824/47
- Geschäfts- und Mietshaus von Josef Nevyhoštěný, Švehlova 523
- Wohnhaus von Anna und Oldřich Liska, Švehlova 633
- Trauerhalle in Kukleny, Denisovo náměstí 413
- Gebäude der Konsumgenossenschaft, Hořická 283
- Wasserkraftwerk in Předměřice, Předměřice nad Labem bez čp.
- Wohnhaus von Marie Sálová, Vrchlického 537
- Wohnhaus von Hedva und Jana Hypius, Vrchlického 540
- Wohnhaus und Unternehmenssitz für Josef Fňouk und Oldřich Liska, Albertova 541
- Volkshaus und Kino LIDO BIO, Střelecká 45
- Wohnhäuser des Unternehmers Karel Skuherský und seiner Angestellten , Resslova 600, 601, 602 a 603
- Wasserkraftwerk Na Mlejnku, Na Mlejnku 19
- Gewerbemietshaus, Šafaříkova 1243, 1270/581/a,b,c
- Villa von Marie Šanderová, Střelecká 217
- Institut für die Gewerbeförderung (Handels- und Gewerbekammer), Škroupova 695
- Wohnhäuser für Angestellte der Staatlichen Eisenbahn , třída Karla IV. 640
- Villa von Jan Petrof, Brněnská 300
- Villa von Antonín Petrof jun., Brněnská 315
- Firma Kávoprůmysl , Za Škodovkou 361, 362, 389
- Evangelische Kirche mit Pfarre , Nezvalova 529/1
Oldřich Liska wurde am 17. April 1881 in der kleinen Gemeinde Kamhájek nahe der Stadt Kolín in Mittelböhmen geboren. Er stammt aus einfachen Verhältnissen. Seine Eltern Jozef und Anna entstammten Bauernfamilien, die schon seit mehreren Generationen in den umliegenden Gemeinden gelebt hatten.[1] Oldřich Liska wurde in der evangelischen Kirche Velim getauft und blieb sein ganzes Leben lang Anhänger der reformierten Konfession. Im nahegelegenen Kolín besuchte er die Volks- und anschließend auch die Bürgerschule. Danach setzte er seine Ausbildung in der Genossenschaft für Kunsthandwerk und Bauwesen fort, die er mit einer Ausbildung zum Maurer abschloss. Anschließend besuchte er die K.k. Gewerbeschule in Prag und nach dem Absolutorium im Jahr 1901 setzte er sein Studium an der Kunstgewerbeschule in Dresden bei Professor Heinrich Watzlawik fort.
Nach seiner Rückkehr in sein Heimatland Tschechien sammelt der Projektant zunächst Erfahrungen als Bauleiter und Baumeister. Noch während seines Studiums arbeitete er auch für die Prager Baufirma von Matěj Blecha. In den drauffolgenden Jahren, 1901–1902, ist er für den Bauherrn Robert Niklíček in Polička tätig. Nachdem er den Militärdienst absolvierte, geht er 1907 nach Deutschland, wo er ein Praktikum im Projektatelier Watzlawiks macht. Auf einer seiner Reisen, nämlich in München, macht er die Bekanntschaft des Wiener Projektanten Ladislav Skřivánek. Dieser ist ein Schüler des Architekten Friedrich Ohmann. Im Jahr 1908 arbeitet Lisa für kurze Zeit in Skřiváneks Atelier und eignet sich die Grundlagen des Projektierens nach den Formen des Wiener und Deutschen Jungendstils an, der von dekorativen Elementen geprägt ist. Im selben Jahr erhält er vom Baumeister Josef Jihlavec aus Hradec Králové das Angebot, als Bauleiter in seinem Büro tätig zu sein. Er nutzt dieses Angebot und geht nach Hradec Králové. Die Stadt wird für die darauffolgenden 39 Jahre zu seinem Lebensmittelpunkt – und zwar sowohl beruflich als auch privat. In der ostböhmischen Stadt erhält er seine ersten Projektaufträge. Die konservativ aufgefasste Villa von Marie Šanderová an der Adresse Střelecká ulice 217 entstand in den Jahren 1908–1909 nach seinen Entwürfen. Für den Anfang von Liskas Schaffen sind jedoch die evangelischen Kirchen in Hradec Králové und Pečky von größerer Bedeutung. Der Sakralbau in Hradec Králové, der sich an der Adresse Nezvalova ulice 529 befindet, wurde nach traditionellen Formen des Neoklassizismus der Moderne, des späteren deutschen Jugendstils und des Dekorativismus konzipiert. Die evangelische Kirche in Pečky am Husovo náměstí 480 hingegen beeindruckt durch ihr einzigartiges Interieur im Stil des tschechischen Kubismus.
Den Gipfel seines architektonischen Schaffens erreichte er allerdings in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren. Im erst kürzlich entstandenen selbständigen tschechoslowakischen Staat war die Nachfrage an Wohnraum groß, wodurch sich für Liska eine Reihe von Arbeitsaufträgen ergaben, um die Wohnungsnot der Zwischenkriegszeit zu bekämpfen. Dazu zählen sowohl das Projekt der halboffenen Blockwohnhäuser in Hradec Králové in den Straßen Střelecká, Mánesova und Klumparova ulice aus den Jahren 1919–1924 als auch die Entwürfe für Notunterkünfte in Pardubice an der Andresse Čechovo nábřeží und am Nábřeží Svobody in der Stadt Polička. Alle angeführten Entwürfe entstanden zur selben Zeit und der Architekt fand bei der Fassadengestaltung Inspiration bei den historisierenden Aspekten des Neoklassizismus und des Neobarock. Beeinflusst wurde er auch von den damals modernen Tendenzen, kubistische Formen zu verwenden, und auch von dem für Tschechien typischen Rondokubismus. Essenziell für sein Schaffen ist in jenen Jahren auch die rege Teilnahme an öffentlichen und beschränkten architektonischen Wettbewerben. Im Kampf um öffentliche Aufträge kommt es zu Interessenskonflikten mit Josef Gočár, einem der bedeutendsten tschechischen Architekten der Zwischenkriegszeit. Es kommt zur Beteiligung an Wettbewerben mit Entwürfen für Grund- und Bürgerschulen sowie die Fachschule für Gerberei, für die Renovierung des Ulrichovo náměstí, einem Stadtplatz in Hradec Králové, oder für Gebäude von Kreis- und Finanzämtern. Während Liskas selbständiges Projektatelier, das im Jahr 1921 gegründet wurde, im Hinblick privater Aufträge im ostböhmischen Raum hohes Ansehen genießt, bleibt der Erfolg bei öffentlichen architektonischen Aufträgen aus – und zwar nicht nur in Hradec Králové, sondern etwa auch im benachbarten Pardubice.[2]
Allerdings stellt die Errichtung von Schulgebäuden einen der bedeutendsten Aspekte seines Schaffens dar. Vor allem in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre und in den dreißiger Jahren nimmt die Zahl an Entwürfen für Bildungsanstalten zu. So entstanden eine Reihe von Schulen mit traditioneller Raumkonstruktion, darunter auch das öffentliche Realgymnasium in Jaroměř, das in den Jahren 1925–1928 an der Adresse Lužická ulice 423 erbaut wurde. Ähnlichen Erfolg erzielte Liska auch in den ostböhmischen Städten Žamberk und Kyšperk (heute Letohrad), dort hat man nach 1930 weiterführende Gewerbeschulen realisiert, die der Architekt konzipierte. Gerade zu jener Zeit entscheidet sich Liska, moderne westeuropäische Trends zu verwenden und führt die bisher in der tschechoslowakischen Architektur nicht verwendete „Hallenanlage“ ein. Dieses neue Prinzip, das vor allem für ländliche Bildungseinrichtungen verwendet wird, beruht auf einem System mit einer zentralen Halle, die das Zentrum der Schule darstellt – und zwar in Bezug auf Begegnung, Sport und Kultur. Die erste Realisierung dieses Typs entstehen 1930 im ostböhmischen Černilov, und zwar mit sehr nüchternen und puristischen Zügen, die auf Grundlagen des Funktionalismus verweisen. Von Liska entworfene Schulen mit ähnlicher Disposition und Komposition werden 1934 in der mittelböhmischen Stadt Bystřice, 1937 in Byškovice und 1939 in Borohrádek fertiggestellt.
In den Jahren 1931–1933 kommt es auch zur Fertigstellung des Städtischen Badehauses von Hradec Králové, das ebenfalls nach Plänen des Architekten errichtet wurde. Er selbst sah in dem Projekt das Flaggschiff seines gesamten Schaffens. Dieses „weiße Märchen am Ufer der Elbe“, das sich an der Adresse Eliščino nábřeží 842 befindet und funktionalistisch-maritime Formen aufweist, wurde durch seine Ausstattung (beispielsweise verfügte es über eine Wellenmaschine) und Größe zu einem der wichtigsten Beispiele für moderne Architektur aus der Tschechoslowakei in Hradec Králové. Auf der Liste der bedeutendsten Architekturprojekte darf auch Liskas private Villa nicht fehlen, die sich ebenfalls in Hradec Králové, und zwar an der Adresse Střelecká ulice 824 befindet und im Jahr 1932 erbaut wurde. In diesem Projekt treffen klassische Formen (ein antikes Peristyl im Garten, ein mit Fliesen besetzter Treppenaufgang) mit Formen der Moderne bzw. Avantgarde aufeinander, die sich etwa in den Bandfenstern, der unregelmäßigen Anordnung oder der puristischen Fassade äußern. Das Bauwerk liefert einen Beweis für die Variabilität konservativer und moderner architektonischer Tendenzen, durch die sich der Architekt auszeichnet.
Der Architekt kooperierte u. a. mit dem talentierten Projektanten Vladimír Fultner aus Hradec Králové, mit dem Liska bereits vor dem ersten Weltkrieg an Entwürfen für die Allgemeine Kreditanstalt oder das Václav-Špalek-Kaufhaus in Hradec Králové zusammengearbeitet hatte. Die Jahre 1910–1914 waren geprägt von Liskas Zusammenarbeit mit dem Baumeister Josef Fňouk, die schließlich zur Gründung eines gemeinsamen Bau- und Projektionsbüros führte, das vier Jahre existierte. Fňouk korrigierte einige Projekte Liskas, wie etwa die evangelische Kirche von Hradec Králové. Im Gegenzug vermittelte Liska dem Baumeister damals neue Richtungen im Projektieren, die Fňouk in den darauffolgenden Jahren bei seinen eigenen Entwürfen anwenden konnte.
Die letzten Projekte von Oldřich Liska entstanden außerhalb des Gebiets um Hradec Králové. 1947 zog der Architekt in das vom Krieg zerstörte Opava, der größten Stadt im tschechischen Teil Schlesiens. Dort arbeitete er für das lokale staatliche Bauunternehmen Stavoprojekt und beteiligte sich an Regulationen und baulichen Veränderungen in der Stadt. Trotz seines Engagements und zahlreicher Entwürfe wurde in der schlesischen Stadt nur ein einziges seiner Projekte realisiert, nämlich das Kaufhaus Skasik (nach 1948). Sein letzter realisierter Entwurf befindet sich in Jihlava, wo 1947–1955 das Gesundheitszentrum an der Adresse Vrchlického 2497 erbaut wurde.
Nach 1947 unterbrach Oldřich Liska seine Kontakte zur Stadt Hradec Králové, und im neuen Umfeld der Dritten Tschechoslowakischen Republik verzichtete er darauf, in einem selbständigen Architekturbüro tätig zu sein. Die Filiale des Stavoprojekts Ostrava brachte viele Herausforderungen für Architekten, die nach dem Zweiten Weltkrieg wieder neue Projekte entwerfen wollten. Obwohl Liska hierfür nicht allzu viele Gelegenheiten geboten wurden, hörte er dennoch nicht auf, weitere Projekte und stadtplanerische Konzepte zu entwerfen.
Während sich andere Architekten oft auch politisch engagierten, nahm Oldřich Liska nie Position für eine bestimmte politische Partei ein. Er engagierte sich weder in der Lehre, noch war er für künstlerische oder kulturelle Organe tätig. Seine einzige größte öffentliche Aktivität fand im Jahr 1919 statt, als er für die konservative Tschechoslowakische Nationaldemokratische Partei einen Sitz im Verschönerungsverein und im Kuratorium des Kunstgewerbemuseums innehatte. Sein Werk verfügt über keine eigenen theoretischen Studien, er formulierte keine Stadtpunkte oder Grundlagen für sein architektonisches Schaffen.
Ein gewisses Maß an Konformismus äußerte Liska Ende der 40er Jahre, als er einige künstlerische Anforderungen des sozialistischen Realismus in seine Projekte einfließen ließ, um – genauso wie bereits zuvor – die Chance auf Realisierung seiner Projekte zu erhöhen. Nach seinem Umzug nach Brünn versuchte er ein letztes Mal, sich in seiner langjährigen Heimat Hradec Králové mit einem Bauprojekt durchzusetzen. Er beteiligte sich an einem Wettbewerb für die Siedlungsanlage „Na Soutoku“, der 1958–1959 ausgeschrieben war. Doch auch hier war er nicht erfolgreich. Er starb unerwartet im Alter von 78 Jahren, am 11. Dezember 1959 in Brünn und wurde auf Wunsch seiner Ehefrau Anna (geb. Fialová), am Zentralfriedhof in Poděbrady bestattet, die sie selbst aus jener Stadt stammte.
MB
Anmerkungen
[1] Sein Vater stammte aus Kamhajek, seine Mutter aus dem nahegelegenen Křečhoř. Gegenwärtig ist Kamhájek Teil der Gemeinde Křečhoř.
[2] Neben seiner regen Teilnahme an öffentlichen und beschränkten architektonischen Wettbewerben in Hradec Králové reicht Liska auch Entwürfe in Prag, Brünn oder Náchod ein. In Pardubice nimmt der Architekt an einem beschränkten Wettbewerb für das Gebäude der Post- und Telegraphenverwaltung teil, an der sich auch Ladislav Machoň beteiligt, dessen Entwurf die Jury den Vorzug gibt.
1910–1911
Allgemeiner Bebauungsplan für die Stadt Hradec Králové, gemeinsam mit Václav Rejchl jun.
1913–1914
Mietshäuser für die Baugenossenschaft Privatbeamter im Königreich Böhmen, Gočárova 549, Šafaříkova 550 und 551, Hradec Králové
1920–1922
Orlitzer Elektrizitätswerk Na Mlejnku, Na Mlejnku čp. 84, Hradec Králové – Slezské Předměstí
1921
Fabriksgebäude Kávoprůmysl, spol. s.r.o., Za Škodovkou čp. 389, Hradec Králové – Kukleny
1924–1925
Gebäude für die Gemeinde der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche, Legionářská čp. 1311, Dvůr Králové nad Labem
1924–1925
Zinskaufhaus Na Kopečku, třída Míru čp. 58, Pardubice – Zelené Předměstí
1925–1927
Trauersaal, Denisovo náměstí čp. 413, Hradec Králové – Kukleny
1925–1926
Doppelvilla für Rudolf Vitoušek, Heldovo náměstí čp. 593 a 594, Třebechovice pod Orebem
1925–1933
Evangelische Kirche, Hrabová čp. 117
1926–1927
Villa von Rudolf Hásek, Průběžná čp. 368, Jablonec nad Nisou
1926–1928
Stadtsparkasse, Kozelkova čp. 368, Chlumec nad Cidlinou – čtvrť IV.
1926, 1932
Kauf- und Wohnhaus Holan, Ondříčkova čp. 2284, Praha 3 – Vinohrady
1928–1931
Post- und Telegraphenamt, Dukelských hrdinů čp. 900, Kostelec nad Orlicí
1928–1929
Gebäude des Sportvereins Sokol, Tyršova čp. 427, Sobotka
1929–1930
Tyl-Theater, Plk. Truhláře čp. 2, Lomnice nad Popelkou
1932
Villa von Alois Švorčík, Střelecká ulice čp. 832, Hradec Králové
1933–1935
Evangelische Schule, Hlavná čp. 408, Važec, Slovensko
1937–1938
Zentral-Konsum Pražské Předměstí, Hořická čp. 283, Hradec Králové – Pražské Předměstí
1940
Villa von Dimitrij Petrof, Brněnská čp. 707, Hradec Králové – Nový Hradec Králové
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Matěj Bekera, Architekt Oldřich Liska a jeho působení v královéhradeckých projekčních kancelářích, Diplomová práce, Hradec Králové: Filozofická fakulta UHK, 2017.
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Matěj Bekera, Činnost architekta Oldřicha Lisky v Hradci Králové, Bakalářská práce, Hradec Králové: Filozofická fakulta UHK, 2015.
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Michal Kohout, Rostislav Švácha a kol., Česká republika – moderní architektura: Čechy, Praha 2014.
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Jiří Křížek, Jakub Potůček, Tylovo divadlo v Lomnici nad Popelkou 1930–2010: příběh jedné stavby Oldřicha Lisky, Lomnice nad Popelkou 2010.
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Oldřich Liska, František Tichý, Projekty a stavby arch. O. Liska Hradec Králové, Praha 1931.
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Jakub Potůček, Hradec Králové: Architektura a urbanismus 1895–2009, Hradec Králové 2009
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Jakub Potůček, Oldřich Liska (životopisný medailon), Architekt 50, č. 10, 2004, s. 78–80.
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Oldřich Starý, Významné životní jubileum architekta Oldřicha Lisky, Architektura ČSR, roč. XV., 1956
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Oldřich Starý, Akademický architekt Oldřich Liska, Architektura ČSR, roč. XIX., 1960
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Pavel Šopák, Metropolizace Opavy po druhé světové válce a pozdní tvorba Oldřicha Lisky, in: Acta historica Universitatis Silesianae Opaviensis, Opava 2009, zvl. 87–116
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Pavel ŠOPÁK, Oldřich Liska, in: Bibliografický slovník Slezska a severní Moravy, Milan MYŠKA (ed.) – Lumír DOKOUPIL, Ostrava 2006, zvl. s. 68–69
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Pavel Vlček, Encyklopedie architektů, stavitelů, zedníků a kameníků v Čechách, Praha 2004
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Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017